Start Nachrichten Obenhausen: Zentralbereich des Obenhausener Rieds wird wieder zur Riedlandschaft

Obenhausen: Zentralbereich des Obenhausener Rieds wird wieder zur Riedlandschaft

Wer auf der Staatsstraße St 2018 von Illertissen Richtung Buch fährt und nach links sieht, wird eine deutliche Veränderung der Riedlandschaft mitbekommen. „Hier bitte nicht erschrecken, dies ist so gewollt und geplant“ erklärt Jonas Benner, Biodiversitätsberater an der unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises Neu-Ulm. Es handele sich hierbei um eine dringend erforderliche Naturschutzmaßnahme, um die ursprünglich offene, gehölzfreie Riedlandschaft wieder herzustellen.

Riedlandschaft auf den Stand der 1950er Jahre bringen
Wer sich selbst noch an die Riedlandschaft in den 1950er Jahre erinnern kann, weiß, dass zu dieser Zeit das gesamte Ried frei zu überblicken war. Um diesen Zustand wieder herzustellen, laufen die Gehölzmaßnahmen auf 2,2 Hektar Fläche seit November. Ziel dahinter: Das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Obenhausener Ried (FFH-Gebiet) zu pflegen und der Tier- und Pflanzenwelt einen ursprünglichen Lebensraum zu geben.

Entbuschungsmaßnahmen durch die Lebenshilfe
Maßnahmen zur Entbuschung des Rieds sind essentiell. Die „Lebenshilfe Donau-Iller“ hilft dabei tatkräftig mit. Dadurch kann der geltende Managementplan für das FFH-Gebiet „Obenhausener Ried und Muschelbäche im Rothtal“ umgesetzt werden. Es ist nur eine von vielen, teilweise bereits umgesetzten Maßnahmen, die zusätzlich zu der jährlichen Pflege von knapp 100 Hektar der landkreiseigenen Flächen durch den kreiseigenen Landschaftspfleger, im bedeutendsten Feuchtgebiet Neu-Ulms vorgenommen wird.
„Die stark wüchsigen Gehölze nehmen den bedrohten Feuchtlebensraum zunehmend in die Zange und dem wollen wir entgegentreten“, sagt Jonas Benner. Zusätzlich werde hierdurch der Lebensraum für Wiesenbrüter wie Kiebitz, Bekassine und vielleicht sogar für den bereits verschwundenen Großen Brachvogel wieder attraktiver.

Moore als CO2-Speicher fördern
Rund 1,8 Millionen Hektar Moorböden gibt es in Deutschland. Das geht aus der Nationalen Moorschutzstrategie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz hervor. Diese besonderen Böden kommen im Norddeutschen Tiefland und im Alpenvorland vor. Moore machen nur fünf Prozent der gesamten Landfläche Deutschlands aus, speichern aber gleichzeitig ebenso viel CO2 wie alle deutschen Wälder.

Rinder übernehmen Landschaftspflege
Ein 2022 begonnenes Pilotprojekt ist die extensive Beweidung von schlecht pflegbaren Feuchtflächen im nördlichen Bereich des Obenhausener Rieds. Durch Rinder wird Landschaftspflege betrieben, es werden hochwertigste Nahrungsmittel erzeugt und gleichzeitig ein gesamtökologischer Schutzansatz verfolgt. „Was wir bereits gemerkt haben: Nicht nur die Vogelarten nehmen zu, auch den Ausflüglern gefallen die friedlich vor sich hin grasenden Rinder“, bemerkt Jonas Benner beim Blick auf die Weide. Seit 2019 sei überdies die Auffüllung von feuchten Bodensenken im Außenbereich verboten. Dieses ziele darauf ab, den gefährdeten Lebensraum insbesondere für Wiesenbrüter zu erhalten.

Fördergelder für Landwirte
Für die Bemühungen um den Naturschutz ist es essentiell, das auch Flächeneigentümer sich Gedanken machen, wie ihr Eigentum bewirtschaftet werden soll. Dabei geht es nicht darum, der Landwirtschaft Flächen zu entziehen, sondern um ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Bewirtschaftung und Biodiversität. Damit steigen nachweislich die sogenannten „Ökosystemdienstleistungen“ vor der eigenen Haustür: Bessere Trinkwasser- und Luftqualität, eine höhere Grundwasserneubildungsrate, ein höherer Erholungswert in der Landschaft und vieles mehr.
Den größten Anteil am Biotopverbund liefern viele der ansässigen Landwirte. Sie sind durch die Bewirtschaftung ihrer Flächen der wichtigste Partner im Naturschutz für den Landkreis Neu-Ulm. Heute nimmt bereits jeder fünfte Betrieb am Vertragsnaturschutzprogramm teil. Auch private Flächeneigentümer und die Gemeinden bringen sich hier aktiv ein. Der Freistaat Bayern fördert die Pflegemaßnahmen über die Landschaftspflegerichtlinien oder andere finanzielle Zuschüsse. Durch die Beteiligung vieler Akteure kann die Biodiversität gefördert und der Biotopverbund verbessert werden.