Der größte Greifvogel und das Wappentier Deutschlands zieht im Landkreis Dillingen über dem Donau-Auwald wieder seine Kreise. Zwei Jungvögel haben beim zweiten Brutversuch des Paares im Jahr 2022 vor wenigen Tagen den Horst verlassen.
Für den Vogelschutz ist dies ein Riesen-Erfolg. Bis vor ca. 170 Jahren brüteten die großen Vögel wohl noch regelmäßig in den Auwäldern. Dazwischen sah man lange Jahrzehnte kaum noch welche, erst seit ca. 15 Jahren gab es zunehmende Beobachtungen in den Wintermonaten. Dass die Vögel zur Brut schreiten könnten, war lange nur eine vage Hoffnung. Vor ein paar Jahren wurden dann zwar balzende Vögel im Frühjahr gesehen, doch ein Horst wurde erst 2021 entdeckt. Bei dieser Brut gab es jedoch keine Junge. Ob die – wahrscheinlich selben – Altvögel wie 2022 damals noch zu jung waren oder Störungen zur Brutaufgabe führten, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall wurden, nachdem die Tiere denselben Horst wiederbesetzten, die Kontrollen über die Naturschutzverwaltung verstärkt, die Forstverwaltung richtete eine große Ruhezone ein, die Jäger hielten über lange Wochen einen weiten Abstand zum Horstbaum ein und bei der Jagd wird freiwillig nur noch bleifreie Munition verwendet.
All diese Einschränkungen und die Rücksichtnahme Aller führten zu einer erfolgreichen Brut in diesem Jahr und zum Ausfliegen von sogar zwei Jungen, was beim Seeadler bei weitem nicht alltäglich ist. Landrat Markus Müller dankt in diesem Zusammenhang allen Beteiligten für die gemeinsame Initiative und vor allem die Rücksichtnahme. „Die erfolgreiche Brut ist insbesondere auf das aufeinander abgestimmte Zusammenwirken von Naturschutz, Forst, Kommune, ARGE Donaumoos und der Jägerschaft zurückzuführen“, zeigt sich Müller überzeugt.
Diese Seeadler-Brut ist aber noch aus einem anderen Grund etwas Besonderes: Unter den etwa 25 Seeadler-Paaren, die sich seit 2001 in Süddeutschland wieder ansiedelten, ist es die einzige „Auwald-Brut“, also das einzige Paar, das sich im eigentlich angestammten Seeadler-Lebensraum im Binnenland ansiedelte. Besonders ist, dass dies ganz in der Nähe des von Christian Landbeck anno 1855 letzten beschriebenen Brutplatzes ist.
Die diesjährigen Jungvögel wurden am 20. Mai von Dr. Schmidt-Rothmund vom NABU Vogelschutzzentrum beringt, sodass man über zukünftige Ringablesungen auch das weitere Schicksal der Seeadler nachvollziehen kann.
Wenn alles gut geht, werden die Altvögel im kommenden Jahr wieder denselben Horst beziehen oder einen anderen bauen. (Bildquelle: Landratsamt Dillingen a.d.Donau)