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Memmingen: Stadtmauer „An der Kohlschanze“ jetzt begehbar

Oberbürgermeister übergibt Schlüssel zur Stadtmauer an Stadtführer:innen – Rundgang im Rahmen von Stadtführungen möglich

Ein bisher meist unbeachteter Eingang neben dem Schuhhaus Cornelius führt zum aufwändig sanierten Teilstück der Historischen Stadtmauer „An der Kohlschanze“. Was die Besucherinnen und Besucher nach dem Treppenaufstieg zur Mauerplattform erwartet, ist umso spektakulärer. „Das Bauwerk ist ungeheuer beeindruckend, und der Blick von der Mauer auf die umliegende Stadt, lässt einen eintauchen in unsere bewegte Stadtgeschichte“, zeigte sich Oberbürgermeister Manfred Schilder bei einer ersten Begehung der Stadtmauer mit dem Team der Stadtführer:innen begeistert. „Ich freue mich, dass Sie die Memmingerinnen und Memminger sowie die Gäste der Stadt auf die Mauer führen werden und Stadtgeschichte erlebbar machen“, würdigte OB Schilder bei der Übergabe der Schlüssel zur Stadtmauer an die Stadtführer:innen. Im Rahmen zahlreicher Führungen ist der Mauerabschnitt „An der Kohlschanze“ ab sofort für die Öffentlichkeit zugänglich.

Gerade dieser Abschnitt der Historischen Stadtmauer sei einer der interessantesten Teile des insgesamt rund zwei Kilometer langen Mauerbauwerks, erklärte Bauforscher und Bauingenieur Dr. Christian Kayser, der den Stadtführer:innen beim Rundgang viele spannende Details aus der Baugeschichte erläuterte. „Wir haben hier den ältesten bekannten überdachten Wehrgang in Deutschland aus dem Jahr 1373, und der Bau der Stadtmauer in der Kalchvorstadt reicht insgesamt sogar bis vor 1300 zurück. Die Kalktuffquader, die wir hier sehen, sind noch genau diese alte Mauer“, erläuterte Kayser.

Schon der Aufgang zur Mauer stelle eine Besonderheit dar, führte Dr. Kayser aus, der die Baugeschichte der Stadtmauer in seinem Buch „Die Stadtmauer von Memmingen“ (2016) detailliert dargestellt hat. Nachdem das Kalchtor zerstört war, musste ein neuer Maueraufgang geschaffen werden: „Eine mittelalterliche Mauer besteht aus drei Teilen, die äußere Schale, die innere Schale und dazwischen das Füllmauerwerk, das ist bei jeder mittelalterlichen Burg- oder Wehrmauer so. Hier hat man sich das zunutze gemacht und die Mauerfüllung, Mörtel oder kleine Steine, auf wenigen Metern ausgekratzt und eine Treppe hineingebaut. Man kann hier also mitten im Querschnitt einer Mauer hochgehen und damit die historische Baukonstruktion eins zu eins erleben“, beschrieb Kayser.

Oben angekommen, verläuft der Weg auf der Mauer zunächst zwischen der Brustwehr mit ihren Schießscharten auf der einen Seite und privaten Terrassen auf der anderen. Schließlich öffnet sich der Blick auf das weite, stattliche Mauerwerk und den prächtigen überdachten Wehrgang. „Bei der Sanierung“, erklärte Kayser, „wurde die einzigartige hölzerne Wehrgangüberdachung mit der ihr angemessenen Sorgfalt sowohl von Seiten der Planer als auch der beteiligten Handwerker behandelt. Reparaturen an dem Dachwerk wurden auf das unbedingt Notwendige beschränkt und zimmermannsmäßig mit Einfühlung in den Bestand ausgeführt.“

Möglichkeiten zur Besichtigung

Der historische Wehrgang Kohlschanze kann ab Frühjahr 2022 in Rahmen der öffentlichen Freitagsführung „Zauber der Altstadt I Prunk & Pomp“ besichtigt werden. Auch in privaten Führungen ist eine Begehung der Wehranlage Kohlschanze auf Wunsch möglich. Wer tiefer in die Geschichte der Stadtmauer einsteigen möchte, darf sich auf die dreiteilige Führung „An der Mauer – Auf der Lauer“ freuen. In drei Terminen am 10./16./17. Juni können Interessierte die Wehranlagen Stück für Stück begehen und erkunden. Der Abschnitt Kohlschanze ist Teil der Führung am 16.06. Und wer noch mehr Lust auf Türme, Tore und Mauern hat, ist mit der Führung „Zauber der Altstadt I Leinen & Leder gut beraten. Diese öffentliche Freitagsführung beinhaltet das begehbare Stück Stadtmauer am Kempter Tor.

Bildunterschrift: Schlüsselübergabe durch Oberbürgermeister Manfred Schilder an das Team der Stadtführer:innen vor der Historischen Stadtmauer (v.l.): Herbert Heuß, Oberbürgermeister Manfred Schilder, Birgit Kitzmann, Anni Lanzl, Elisabeth Breternitz, Heidi Stölzle, Sabine Rogg und Sabine Streck

Bild: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen