Polizei und Staatsanwaltschaft wollen Störungen des wegen der Pandemie stattfindenden Distanzunterrichts durch Computerhacker mit allen Mitteln verfolgen. Bei einem 21-Jährigen aus Augsburg gab es deswegen nun eine Wohnungsdurchsuchung. Der Mann hatte nach den bisherigen Ermittlungen den Online-Unterricht einer Mittelschule im Unterallgäu gestört und ein Video davon anschließend auf Youtube veröffentlicht.
«Gegen den 21-Jährigen wird nun wegen Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes in mehreren Fällen ermittelt», sagte Oberstaatsanwalt Thomas Goger am Donnerstag. Dem Verdächtigen drohten eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren.
Der Mann soll die Zugangsdaten von einem 14-jährigen Neuntklässler erhalten haben. So soll er in den Online-Unterricht gelangt sein. «Dort störte er den laufenden Unterricht mehrfach massiv mit lauter Musik, Gesängen, Zwischenrufen und Provokationen gegenüber den Lehrern, sodass ein geregelter Unterricht nicht mehr möglich war», erklärte Goger.
Die Schule erstattete Anzeige bei der Kriminalpolizei in Memmingen. Die Internetexperten der Kripo konnten den jungen Augsburger als mutmaßlich Verantwortlichen des Youtube-Kanals ermitteln. Der Mann soll mehrere solche Filme veröffentlicht haben und die Zuschauer auch aufgefordert haben, ihm weitere Zugangsdaten zuzusenden. Am Mittwoch beschlagnahmten die Polizisten bei dem Mann dann Computer und Mobiltelefone. Auch gegen den 14 Jahre alten Schüler läuft ein Verfahren wegen Beihilfe.
«Der Fall zeigt, dass die Grenze vom harmlosen Schülerstreich zur ernsten Straftat schnell überschritten ist», betonte der Oberstaatsanwalt. Wegen der «überragenden Bedeutung» des Online-Unterrichts in Pandemiezeiten würden entsprechende Fälle sehr ernst genommen und mit Nachdruck verfolgt.
In mehreren Bundesländern hatten Hacker in den vergangenen Wochen ebenfalls Distanzunterricht gehackt und den Kindern, darunter sogar Grundschülern, Pornos gezeigt. Auch in diesen Fällen wird ermittelt.