Seit Dezember 2020 darf sich die Anton-Fugger-Realschule Babenhausen „Klimaschule“ nennen. Das Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung hat ihr den Titel verliehen. Eigentlich sollte das groß gefeiert werden – doch aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Preisverleihung verschoben. Landrat Alex Eder, Schirmherr des Projekts, lobt: „Die Realschule leistet einen Beitrag zum Klimaschutz – gleichzeitig haben alle Beteiligten viel über Klimaschutz gelernt und können nun ihr Wissen weitertragen in ihre Familien, in den Freundeskreis und später sogar in den Ausbildungsbetrieb.“
2018 fiel der Startschuss für das Projekt: Die gesamte Schulfamilie – von Schülern, Lehrkräften bis hin zu den Hausmeistern – suchte Wege für ein nachhaltiges, klimafreundliches Schulumfeld. Die Fachstelle für Klimaschutz am Landratsamt Unterallgäu und das Energie- und Umweltzentrum Allgäu unterstützten dabei fachlich und organisatorisch. Der Landkreis Unterallgäu trug außerdem die Projektkosten.
„Langfristiges Ziel ist die CO₂-Neutralität“, erklärt Klimaschutzmanagerin Sandra ten Bulte. Dazu ermittelten Schüler und Lehrer gemeinsam mit einem externen Energieberater den CO2-Fußabdruck der Schule und erstellten anschließend einen Klimaschutzplan mit konkreten Maßnahmen, um Treibhausgase einzusparen. Dieser Plan gliedert sich in die Bereiche Wärme, Strom, Abfall, Beschaffung, Ernährung, Mobilität und übergeordnete Maßnahmen und umfasst 87 Einzelmaßnahmen: Zum Beispiel sorgt ein Reparaturteam inzwischen dafür, dass kaputte Schulmöbel wieder einsatzfähig gemacht werden, und das neue Wahlfach Mountainbiken vermittelt Spaß am Radfahren. Einige Schüler bauten Prototypen für Miniaturwindräder – werden diese noch weiterentwickelt, könnten sie künftig neben der Solaranlage auf dem Schuldach zusätzlich erneuerbare Energie liefern. Außerdem sollen Schüler und Lehrer regelmäßig zum richtigen Lüften geschult werden und Bewegungsmelder dafür sorgen, dass sich das Licht in bestimmten Bereichen selbstständig ausschaltet. In der Mensa und bei Veranstaltungen sollen zunehmend regionale Bioprodukte eingesetzt werden, auf Einweggeschirr bei Festen wird bereits gezielt verzichtet. Auch Wandertagen und Klassenfahrten sollen zunehmend regional gestaltet werden. Insgesamt wird das Thema Klimaschutz laufend in den Schulalltag integriert, zum Beispiel durch die Behandlung in verschiedenen Schulfächern, durch Plakate im Schulgebäude oder durch die Klimabotschafter, die für jede Klasse gewählt werden. Die Treibhausgasemissionen, die auch durch die vielen Klimaschutzmaßnahmen nicht vermieden werden können, sollen langfristig kompensiert werden, etwa durch Baumpflanzungen.
Das Konzept „Klimaschule“
Das Konzept der Klimaschule wurde in Hamburg entwickelt und richtet sich in erster Linie an Hamburger Schulen. Inzwischen zeigten auch Schulen anderer Bundesländer daran Interesse, darunter die Anton-Fugger-Realschule. Das Hamburger Landesinstitut hatte ihr zugesagt, ihren Klimaschutzplan zu prüfen. Nun ist die Babenhauser Realschule die erste Schule im Unterallgäu, die diesen Titel erhalten hat. Um den Titel zu behalten, muss sich die Schule regelmäßig rezertifizieren lassen. Ebenfalls auf den Weg zur Klimaschule gemacht hat sich die Berufsschule Mindelheim.
Am Bayerischen Kultusministerium wird derzeit die Frage bearbeitet, inwieweit ein eigenes Konzept für eine „bayerische Klimaschule“ in Anlehnung an des Hamburger Konzept aufgestellt werden kann.