„In Anbetracht der Ereignisse sind wir mit der Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Jahr 2020 recht zufrieden. Die Corona-Pandemie stellt uns nach wie vor vor große Herausforderungen mit deutlichen Auswirkungen für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Dennoch bleibt der Arbeitsmarkt in der Region zum Jahresende verhältnismäßig robust. Bereits vor der Krise stieg die Arbeitslosigkeit seit Mai 2019 leicht und andauernd. Dies war vor allem strukturbedingt und wurde durch die Krise zunächst überlagert.
Mit dem ersten Lockdown ab Mitte März zog die Arbeitslosigkeit an, stoppte das Beschäftigungswachstum und die Personalnachfrage brach ein. Im Herbst entspannte sich die Lage leicht. Unternehmen melden wieder mehr Stellen, die Arbeitslosigkeit sinkt und auch auf dem Ausbildungsmarkt hatten junge Menschen weiterhin gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden. 2020 waren durchschnittlich 16.731 Personen arbeitslos gemeldet. Für sie hat die Agentur knapp 111 Mio. Euro an Arbeitslosengeld I und knapp 21 Mio. Euro an Arbeitslosengeld II und Sozialgeld gezahlt.
Zu der vergleichsweise robusten Situation auf dem Arbeitsmarkt trägt auch der massive Einsatz von Kurzarbeit bei. Wir haben Betroffene in dieser besonderen Situation unterstützt und durch die Zahlung des Kurzarbeitergeldes die Arbeitsplätze in der Region gesichert. Im April verzeichneten wir den Höchststand an Anzeigen auf Kurzarbeitergeld. In den darauffolgenden Monaten gingen deutlich weniger Anzeigen ein, allerdings registrieren wir seit November wieder einen signifikanten Anstieg. Bisher erhielten wir seit März insgesamt 15.050 Anzeigen für 102.031 Beschäftigte. Im abgelaufenen Jahr haben wir 178 Mio. Euro Kurzarbeitergeld an die Betriebe ausgezahlt.
Am Ende dieses Jahres notierten wir im Jahresdurchschnitt 16.731 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote 2020 betrug 4,3 Prozent, letztmals war sie im Jahr 2015 höher. Bei allen Personengruppen verzeichneten wir einen Anstieg, der sich über eine Bandbreite von 17,8 Prozent bei den Menschen mit Behinderung bis hin zu 40,3 Prozent bei den Jugendlichen erstreckte. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit vollzieht sich vornehmlich im Versicherungsbereich (SGB III) und weniger im Bereich SGB II – umgangssprachlich Hartz IV genannt: Anstieg im SGB III um 39,4 Prozent, im SGB II um 14,0 Prozent. Insgesamt hat sich die Arbeitslosigkeit im gesamten Agenturbezirk um 27,6 Prozent erhöht.
Im Bereich der Ausbildung bleibt der Markt für die Bewerber weiterhin sehr günstig. Rein rechnerisch gab es auch im vergangenen Jahr mehr Stellen als Bewerber. Die Zahl der Ausbildungsstellen sank um 4,2 Prozent. Die Zahl der Bewerber stieg um 1,5 Prozent. Insgesamt kamen auf 100 Bewerber 122 Ausbildungsplätze (3.863 Bewerber und 4.710 Ausbildungsstellen).
Trotz der Krise steht der Arbeitsmarkt nicht still. Zwar meldeten sich im Rückblick weniger Menschen arbeitslos als noch ein Jahr zuvor. Doch schafften deutlich weniger Menschen den Schritt aus der Arbeitslosigkeit heraus. Im Jahresverlauf hatten wir 49.664 Zugänge in und 45.674 Abgänge aus der Arbeitslosigkeit. Diese hoch erscheinenden Zahlen während des Jahres zeigen die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen wir ein Minus von 4.429 Zugängen und ein Minus von 7.807 Abgängen.
Die Arbeitskräftenachfrage war stark rückläufig. Uns wurden nur noch 12.232 Stellen gemeldet, was einem Minus von 23,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das bedeutete einen Zugang von durchschnittlich 1.019 Stellen pro Monat (2019: 1.339 Stellen), wobei der Tiefpunkt im Monat April lag mit nur 489 Stellenmeldungen. Die meisten Stellen kommen aus der Arbeitnehmerüberlassung 3.857 (Anteil 31,5 Prozent, Vorjahr 6.291, Anteil 39,1 Prozent) sowie dem Handel 1.403 (Anteil 11,5 Prozent, Vorjahr 1.697, Anteil 10,6 Prozent).
Das Jahr 2020 zeichnet ein sehr heterogenes Bild vom Arbeitsmarkt. Im Lockdown haben zeitweise 42 Prozent der Firmen Kurzarbeit angezeigt und somit im Umkehrschluss 58 Prozent normal weitergearbeitet. Gerade Bereiche wie Handel und Gastronomie waren stark von der Kurzarbeit betroffen. In der gegenwärtigen Krise gibt es aber auch Firmen, die volle Auftragsbücher haben und Firmen, die neue Geschäftsmodelle entwickeln. Daneben arbeiten einige Firmen seit dem Vorjahr an ihren Transformationsplänen. Für diese wirkt Corona oft als Katalysator und treibt den Umbruch stärker voran.
Ich erwarte keinen extremen Einbruch auf dem Arbeitsmarkt im Jahr 2021. Es kommt aber darauf an, wie lange der Lockdown dauert und wie unsere Wirtschaft es schafft, sich auf die Herausforderungen der Tranformation einzustellen und Zukunftsthemen umzusetzen. Ich bin optimistisch, dass wir das in unserer Region gut meistern werden. Uns kommen der breite Branchenmix, die mittelständisch geprägte Wirtschaftsstruktur und das starke Handwerk zugute, außerdem bestehen seit Langem krisenerfahrene Allianzen, die koordiniert alles für die Betroffenen tun werden. Auch im Zeitalter der Digitalisierung und der Transformation werden wir nicht weniger Arbeit haben, die Arbeit verändert sich jedoch. Langfristig kämpfen wir gegen den Fachkräftemangel und setzen stark auf die Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten“, blickt Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg, sowohl zurück auf das Jahr 2020 als auch nach vorne auf das Jahr 2021.
Darstellung im Detail
1. Arbeits- und Ausbildungsstellenmarkt
1.1. Arbeitslosigkeit
Im Jahresdurchschnitt zählte die Agentur für Arbeit Augsburg 16.731 Arbeitslose, das sind 3.622 oder 27,6 Prozent mehr als im Jahr 2019. Die Arbeitslosen verteilten sich wie folgt auf die beiden Rechtskreise: 9.830 Arbeitslose auf den Bereich SGB III, das ist ein Plus von 2.776 oder 39,4 Prozent im Vergleich zu 2019, und 6.901 auf den Bereich SGB II, was ein Plus von 845 oder 14,0 Prozent bedeutet.
Im Jahresverlauf meldeten sich 49.664 Personen arbeitslos, 4.429 oder 8,2 Prozent weniger als im Vorjahr. 45.674 Menschen konnten die Arbeitslosigkeit beenden, 7.807 Personen oder 14,6 Prozent weniger als im Jahr 2019.
Die Arbeitslosenquote erreichte im Jahresdurchschnitt 4,3 Prozent und lag damit um 0,9 Prozentpunkte höher als im Jahr 2019.
Die Arbeitsmarktstatistik erfasst zudem die sog. Unterbeschäftigung. Darin enthalten sind Personen, die auch zu den Arbeitslosen gezählt werden könnten. Registrierte Arbeitslose sind unter bisheriger Betrachtung im Jahresdurchschnitt 16.731 Personen. Hierzu müssen aber weitere 5.273 Personen gerechnet werden, das ergibt eine Zahl von 22.004 und wäre eine Arbeitslosenquote von 5,6 Prozent (Vorjahr 4,8 Prozent). Das sind u.a. Personen, die eine Weiterbildung machen (1.362), eine berufliche Eingliederungsmaßnahme durchlaufen (853), kurzfristig erkrankt sind (460), eine Fremdförderung erhalten (z.B. Integrationskurse durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, 1.102), vorruhestandsähnliche Regelungen (961) sowie Selbstständige, die mit einem Existenzgründungszuschuss (265) gefördert werden. Die Unterbeschäftigung ist gestiegen: um 3.165 Personen oder 16,8 Prozent.
1.2. Beschäftigtenentwicklung
Am Stichtag 30. Juni 2020 waren 261.507 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 621 oder 0,2 Prozent weniger als zum 30. Juni 2019. Derzeit gehen 79.152 (30,3 Prozent) einer Teilzeitbeschäftigung und 182.355 Personen einer Vollzeitbeschäftigung nach. 33.482 aller Beschäftigten haben keinen beruflichen Ausbildungsabschluss (12,8 Prozent), 164.569 verfügen über einen anerkannten Berufsabschluss (62,9 Prozent) und der Rest verteilt sich auf akademische Abschlüsse (15,3 Prozent) bzw. konnte nicht ermittelt werden.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer nahm ab und die der Frauen nahm zu. Derzeit sind 137.813 Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt, das ist ein Minus von 857 oder 0,6 Prozent. Die Zahl arbeitender Frauen hingegen nahm zu: um 236 oder 0,2 Prozent auf 123.694 sozialversicherungspflichtig beschäftigter Frauen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer nahm ebenfalls zu: um 984 oder 2,3 Prozent auf 44.059.
1.3. Struktur der Arbeitslosen
Die Zunahme der Arbeitslosigkeit traf alle Personengruppen. Die Spannbreite reichte von plus 17,8 Prozent bei den Menschen mit Behinderung bis zu plus 40,3 Prozent bei den Jugendlichen:
Jugendliche unter 25 Jahre: 1.791 (plus 514, plus 40,3 Prozent)
Ältere ab 50 Jahre: 5.713 (plus 994, plus 21,1 Prozent)
Langzeitarbeitslose: 3.367 (plus 681, plus 25,3 Prozent)
Ausländer: 5.709 (plus 1.329, plus 30,3 Prozent)
Schwerbehinderte Menschen: 1.390 (plus 210, plus 17,8 Prozent)
Arbeitslosenquoten besonderer Personengruppen:
Jugendliche unter 25 Jahren: 4,0 Prozent (Vorjahr 2,9 Prozent)
Ältere ab 50 Jahren: 4,5 Prozent (Vorjahr 3,8 Prozent)
Ausländer: 9,7 Prozent (Vorjahr 7,8 Prozent)
1.4. Stellenentwicklung
Von Januar bis Ende Dezember wurden von den Betrieben und Verwaltungen 12.232 Stellen gemeldet, das sind 3.840 oder 23,9 Prozent weniger als im Vorjahr.
Gesucht wurden vor allem Personen für die Lagerwirtschaft (1.249 oder 10,2 Prozent), das Büro (672 oder 5,5 Prozent), den Verkauf (519 oder 4,2 Prozent), den Bereich Erziehung, Sozialarbeit (488 oder 4,0 Prozent) und die Metallbearbeitung (405 oder 3,3 Prozent).
Der Stellenbestand betrug in diesem Jahr 4.579, das waren 1.173 oder 20,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Aus der Zeitarbeitsbranche kamen 1.464 oder 32,0 Prozent (Vorjahr 35,6 Prozent).
1.5. Ausbildungsstellenmarkt
Von Oktober 2019 bis September 2020 meldeten die Firmen 4.710 Ausbildungsstellen, 204 oder 4,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der gemeldeten Ausbildungsbewerber um 56 oder 1,5 Prozent auf insgesamt 3.863. Statistisch gesehen stehen 100 Ausbildungsplatzbewerbern 122 Ausbildungsplätze gegenüber. In den Jahren zuvor standen 100 Ausbildungsplatzbewerbern 129 bzw. 122 Ausbildungsplätze zur Verfügung.
2. Regionaler Arbeitsmarkt
2.1. Stadt Augsburg
In der Stadt Augsburg lag die durchschnittliche Arbeitslosenzahl bei 10.394. Das entsprach einer Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent (4,9 Prozent im Jahr 2019). Verglichen mit dem Vorjahr waren das 2.242 oder 27,5 Prozent Arbeitslose mehr. Die Arbeitslosen verteilten sich wie folgt auf die beiden Rechtskreise: 5.338 Arbeitslose auf den Bereich SGB III, das ist ein Plus von 1.670 oder 45,5 Prozent im Vergleich zu 2019, und 5.057 auf den Bereich SGB II, was ein Plus von 572 oder 12,8 Prozent bedeutet.
Die Zahlen im Einzelnen:
Jugendliche unter 25 Jahre: 1.101 (plus 335, plus 43,8 Prozent)
Ältere ab 50 Jahre: 3.193 (plus 518, plus 19,4 Prozent)
Langzeitarbeitslose: 2.349 (plus 427, plus 22,2 Prozent)
Ausländer: 4.190 (plus 975 plus 30,3 Prozent)
Schwerbehinderte Menschen: 752 (plus 95, plus 14,4 Prozent)
2.2. Landkreis Augsburg
Im Landkreis Augsburg waren im Jahresdurchschnitt 4.314 Menschen arbeitslos gemeldet. Damit waren 940 oder 27,9 Prozent mehr Menschen ohne Arbeit. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote betrug 3,0 Prozent (2,4 Prozent im Jahr 2019). Die Arbeitslosen verteilten sich wie folgt auf die beiden Rechtskreise: 2.997 Arbeitslose auf den Bereich SGB III, das ist ein Plus von 717 oder 31,4 Prozent im Vergleich zu 2019, und 1.318 auf den Bereich SGB II, was ein Plus von 223 oder 20,4 Prozent bedeutet.
Die Zahlen im Einzelnen:
Jugendliche unter 25 Jahre: 466 (plus 127, plus 37,3 Prozent)
Ältere ab 50 Jahre: 1.689 (plus 310, plus 22,5 Prozent)
Langzeitarbeitslose: 705 (plus 173, plus 32,5 Prozent)
Ausländer: 1.085 (plus 280, plus 34,8 Prozent)
Schwerbehinderte Menschen: 413 (plus 75, plus 22,0 Prozent)
2.3. Landkreis Aichach-Friedberg
Im Landkreis Aichach-Friedberg waren im Jahresdurchschnitt 2.022 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 440 oder 27,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote betrug 2,6 Prozent (2,1 Prozent im Jahr 2019). Die Arbeitslosen verteilten sich wie folgt auf die beiden Rechtskreise: 1.496 Arbeitslose auf den Bereich SGB III, das ist ein Plus von 390 oder 35,3 Prozent im Vergleich zu 2019, und 526 auf den Bereich SGB II, was ein Plus von 50 oder 10,5 Prozent bedeutet.
Die Zahlen im Einzelnen:
Jugendliche unter 25 Jahre: 224 (plus 53, plus 30,7 Prozent)
Ältere ab 50 Jahre: 832 (plus 167, plus 25,0 Prozent)
Langzeitarbeitslose: 313 (plus 80, minus 34,6 Prozent)
Ausländer: 434 (plus 73, plus 20,4 Prozent)
Schwerbehinderte Menschen: 225 (plus 41, plus 22,0 Prozent)