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Region: Servicequalität in den Zügen liegt über der Norm

HBF Augsburg

Die Service­qualität im bayerischen Regional­verkehr ist weiter im Aufwärtstrend. Laut Halbjah­res­ranking der Bayerischen Eisenbahn­ge­sell­schaft (BEG) steigt derbayernweite Durchschnittswert im Vergleich zum Jahreswert 2020 um gut 10 Punkte an. Er notiert zum Stichtag 30. Juni 2021 auf einer Skala von -100 bis +100 Punkten bei 56,05 Punkten (Jahreswert 2020: 45,65 Punkte). Erstmals seit Einführung des Messsystems im Jahr 2008 liegen damit alle Netze im Bonusbereich. Das bedeutet, alle 31 bewerteten Netze übertreffen die Mindest­an­for­de­rungen der BEG und profitieren von Bonuszah­lungen. Die BEG, die den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Auftrag des Freistaats plant, finanziert und kontrolliert, überprüft regelmäßig die Leistungen der bayerischen Eisenbahn­ver­kehrs­un­ter­nehmen in Sachen Sauberkeit, Komfort und Kunden­ori­en­tierung. Die einzelnen Netze werden mit Hilfe von externen Testern und Fahrgast­be­fra­gungen bewertet. Bis zur Jahresmitte 2021 liegt eine Teilstichprobe vor; im weiteren Jahres­verlauf können die Werte noch schwanken. Die Pünktlich­keitswerte fließen nicht in das Ranking zur Service­qualität ein. Sie werden in einem gesonderten Messsystem ermittelt.

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 bleibt keines der 31 bewerteten Netze hinter den Mindest­an­for­de­rungen der BEG zurück. 18 Netze erzielen mehr als 50 von 100 möglichen Punkten. Den ersten Platz auf dem Podium teilen sich die beiden Bestplat­zierten aus dem Vorjahr: Die Netze Kahlgrund (Jahres­ranking 2020: 97,38 Punkte) und Agilis-Nord (Jahres­ranking 2020: 96,71 Punkte) erreichen im Halbjah­res­ranking jeweils die Höchst­punktzahl von 100 Punkten. Das Netz Oberpfalzbahn/Waldbahn konnte knapp 16 Punkte gut machen und besetzt mit 94,68 Punkten aktuell den dritten Rang (Jahres­ranking 2020: 78,71 Punkte). Das vollständige Halbjah­res­ranking sowie alle Jahreswerte seit 2010 sind auf der Website www.beg-ranking-service­qua­litaet.de dokumentiert.

Die bayerische Verkehrs­mi­nisterin Kerstin Schreyer freut sich über die Ergebnisse des Halbjah­res­rankings: „Saubere Züge und eine starke Kunden­ori­en­tierung entscheiden mit darüber, wie zufrieden die Fahrgäste mit dem Angebot im Bahnland Bayern sind. Das gilt umso mehr in Corona-Zeiten. Der Aufwärtstrend bei der Service­qualität in bayerischen Regionalzügen hält seit Jahren an. Das ist eine gute Nachricht für die Fahrgäste. Wenn alle Beteiligten kontinu­ierlich an Qualitäts­ver­bes­se­rungen arbeiten, wird das Bahnfahren umso attraktiver.“

„Erstmals erfüllen alle Netzbe­treiber die hohen Anforde­rungen der BEG zur Service­qualität im bayerischen Regional­verkehr“, ergänzt BEG-Geschäfts­führerin Bärbel Fuchs. „Unsere Mess- und Anreiz­systeme entfalten demnach eindeutig Wirkung. Die Daten zeigen, dass die Verkehrs­un­ter­nehmen täglich ihre Service­qualität im Blick haben und viele kleine Verbes­se­rungen in Summe zu einem guten Gesamt­er­gebnis führen.“

Vielfach bessere Beurtei­lungen

Shootingstar ist das Dieselnetz Ulm. Im Jahres­ranking 2020 noch mit -14,24 Punkten auf dem letzten Platz geführt, konnte das Netz im ersten Halbjahr 2021 gut 78 Punkte hinzuge­winnen und besetzt mit 64,25 Punkten derzeit Platz 11 der Tabelle. Die sprunghafte Verbes­serung resultiert zum einen aus den Verände­rungen in der Fahrzeug­flotte: Auf den Strecken zwischen Ulm und Memmingen beziehungsweise Weißenhorn sind seit Ende des letzten Jahres Neufahrzeuge im Einsatz, auf der Mittel­schwa­benbahn Mindelheim – Günzburg wurden die bisher eingesetzten Fahrzeuge modernisiert. Zum anderen hat der Betreiber DB Regio sein Reinigungs- und Instand­hal­tungs­konzept verändert.

Zugewinne von mehr als 30 Punkten verzeichnen zwei weitere Netze. Das Netz Werdenfels (plus 30,26 Punkte) konnte sich über mehrere Kriterien hinweg verbessern und rückt mit 92,39 Punkten auf Platz vier vor (Jahres­ranking 2020: 62,13 Punkte). Dem Netz Südhessen-Untermain (plus 33,83 Punkte) gelingt mit 82,88 Punkten der Sprung in die Top Ten (Jahres­ranking 2020: 49,05 Punkte).

Leichte Punktverluste, meistens im einstelligen Bereich, gab es bei insgesamt neun Netzen. Das Netz Ammersee-Altmühltal verliert 11,54 Punkte und reiht sich mit 55,27 Punkten im Mittelfeld der Tabelle ein (Jahres­ranking 2020: 66,81 Punkte). Das Netz Donau-Isar-Express muss 9,56 Punkte abgeben und fällt mit 29,16 Punkten ins letzte Drittel der Tabelle zurück (Jahres­ranking 2020: 38,72 Punkte). Das Netz Regio Allgäu-Schwaben landet nach Abgabe von 9,39 Punkten mit 5,60 Punkten auf dem letzten Platz der Tabelle, übertrifft damit aber immer noch die Mindest­an­for­de­rungen der BEG.

Alle Netze konnten bei der Sauberkeit der Fahrzeuge punkten. Zurück­führen lässt sich diese positive Entwicklung auf kontinu­ierlich optimierte Reinigungs­konzepte, aber auch auf die Tatsache, dass während der Corona-Pandemie deutlich weniger Fahrgäste in den Regionalzügen unterwegs sind.

Messsystem Service­qualität als Grundlage

Im Rahmen ihres Messsystems zur Service­qualität beurteilt die BEG bayernweit einheitlich seit 2008 Leistungs­kri­terien, die unmittelbar in der Verant­wortung der Eisenbahn­ver­kehrs­un­ter­nehmen liegen. Berück­sichtigt werden die Sauberkeit der Fahrzeuge, die Fahrgast­in­for­mation, die Funkti­ons­fä­higkeit der Ausstattung, die Service­ori­en­tierung der Zugbegleiter und die Kunden­ori­en­tierung bei Beschwerden. Die Ergebnisse der Messungen haben unmittelbare finanzielle Auswir­kungen auf die Betreiber der jeweiligen Netze. Erreicht ein Unternehmen den Wert Null, sind die Erwartungen der BEG gerade erfüllt. Wer darüber liegt, erhält eine Bonuszahlung, wer Minuspunkte verzeichnet, zahlt Strafe (+100 Punkte = maximaler Bonus, -100 Punkte = maximaler Malus).

Die Pünktlich­keitswerte fließen nicht in die Ergebnisse des Rankings zur Service­qualität ein. Sie werden in einem gesonderten Messsystem ermittelt. Die Gründe für etwaige Verspä­tungen und Zugausfälle sind vielfältig. Sie liegen unter anderem an Mängeln der Schienen­in­fra­struktur und fallen damit nicht – wie die Service­qualität – allein in die Verant­wortung der Verkehrs­un­ter­nehmen, die den Zugverkehr auf den Strecken betreiben.