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Landkreis Günzburg: Integrationspreis verliehen

Helferkreis Burgau und die „Günzburger Läufer“ erhalten den Integrationspreis des Landkreises Günzburg

„Wir wollen weiter anpacken“, das macht der Helferkreis aus Burgau ganz deutlich. Seit 2015 kümmern sich die Ehrenamtlichen um Asylsuchende und Geflüchtete, die im Landkreis Günzburg Zuflucht gefunden haben. „Aktuell bereitet uns die Gesamtstimmung im Land Sorgen“, geben die Initiatoren offen zu. „Die Angst vor dem oder den Unbekannten gestaltet die Unterstützung durch Helferkreise immer schwieriger.“ Der Burgauer Helferkreis hat in den letzten Jahren vor allem eines bewiesen: Durchhaltevermögen und Herzblut. Dafür wurden die Helferinnen und Helfer nun mit dem Integrationspreis des Landkreises Günzburg ausgezeichnet. Landrat Dr. Hans Reichhart und der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Karl Straub, überreichten die Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde im Landratsamt Günzburg. Neben dem Helferkreis Burgau wurden auch die „Günzburger Läufer“ ausgezeichnet – sie sind ein herausragendes Beispiel dafür, wie Integration durch Sport gelingen kann.

„Im Landkreis Günzburg gibt es viele Ehrenamtliche und Initiativen, die sich engagieren, damit Integration gelingen kann, Menschen aus anderen Ländern hier eine neue Heimat finden und sich in unsere Gesellschaft einbringen. Ihnen allen möchte ich für Engagement danken“, sagte Landrat Hans Reichhart.

Der Burgauer Helferkreis zählt aktuell 11 Mitglieder. Die Intention der Ehrenamtlichen war und ist es, den Menschen, die nach Deutschland kommen, den Start so angenehm wie möglich zu gestalten. „Es werden in Burgau von wirklich hochmotivierten und engagierten Menschen Aktivitäten für Geflüchtete angeboten“, sagte Anke Escher, Diakonie Neu-Ulm, in ihrer Laudatio auf die Preisträger. Diese reichen von Adventsfeiern über Hausaufgabenbetreuung, von Kochkursen bis zu verschiedenen Freizeitaktionen und Deutschkursen. Durch die Unterstützung des Helferkreises konnten viele Schülerinnen und Schüler ihren Schulabschluss erreichen. Wie gut diese persönliche Begleitung über die Jahre funktioniert hat, zeigen die daraus entstandenen Freundschaften und das gewonnene Vertrauen. Mittlerweile gibt es sogar ehemalige Asylbewerber, die nun auch etwas zurückgeben möchten und sich aktiv im Helferkreis engagieren. „Sie haben in den vergangenen Jahren viele Brücken gebaut, um die Geflüchteten zu unterstützen – dafür gilt Ihnen unser aller Dank“, lobte Anke Escher das Engagement der Ehrenamtlichen.

Es war die Begeisterung zum Laufsport, die beim zweiten Preisträger Menschen miteinander in Verbindung brachte. Die „Günzburger Läufer“, eine vereinslose Laufgruppe, gehen zum Beispiel beim Ulmer Einstein-Marathon an den Start – die Preisgelder für ihre guten Platzierungen spendeten die „Günzburger Läufer“ an gemeinnützige Organisationen. Und dann kam Berihu Tekle. 2020 fragte der Mann aus Eriträa an, ob er nicht auch am Lauftraining teilnehmen dürfte. Die erste Hürde war genommen – denn bis dahin sprach Berihu Tekle nur seine Muttersprache, aber die Begeisterung für den Laufsport verband. Beim gemeinsamen Training entwickelte sich dann zusätzlich ein Deutschkurs und die Läufer versorgten den neuen Laufkameraden sogar mit der notwendigen Kleidung und Laufschuhen. Doch dann kam die nächste Herausforderung: Berihu Tekles Sohn benötigte schulische Unterstützung. Auch hier konnte der Eriträer auf seine Lauffreunde zählen: Schnell wurde Nachhilfe für Deutsch und Englisch organisiert, während der Corona-Zeit auch beim Homeschooling unterstütz. Der Jugendliche konnte so seine schulischen Leistungen deutlich verbessern. Mittlerweile besucht er eine Realschule im Landkreis Günzburg. Auch in anderen Bereichen erhielt die Familie von Berihu Tekle Unterstützung von den „Günzburger Läufern“, z.B. bei Behördengängen. „Das Team der ‚Günzburger Läufer‘ ist ein weiteres tolles Beispiel für gelebte Integration in unserer Gesellschaft. Auch hier wurden neben vielen Hilfeleistungen Freundschaften aufgebaut“, sagte Anke Escher in ihrer Laudatio.

Die Preisträger sind zwei Beispiele aus dem Landkreis Günzburg, die deutlich zeigen, wie Integration gelingen kann. „Dafür sind Anstrenungen notwendig“, betonte Meinrad Gackowski von der Fachstelle Integration, Familie und Engagement am Landratsamt Günzburg. Er stellte an diesem Abend auch die verschiedenen Angebote vor, die die Fachstelle ins Leben gerufen hat und anbietet. Neben den Mietcafés, bei denen sich Wohnungssuchende beraten lassen können, stehen für Vermieter die Vermieterfrühstücke zur Verfügung, bei denen Fragen rund um das Thema Vermietung geklärt werden. Bei den Mieterqualifizierungskursen werden Menschen, die zum ersten Mal mieten wollen, fit gemacht für ihre erste Wohnung. Alltagshelfer, Wohnungspaten und Integrationshelfer begleiten die Geflüchteten während ihrer ersten Zeit in Deutschland. „Wir stärken die Handlungskompetenzen von Wohnungssuchenden mit Zuwanderungshintergrund, wir vermitteln Wissen und unterstützen beim Abbau von Vorurteilen bie Vermieterinnen und Vermietern“, fasste Meinrad Gackowski zusammen.

Dr. Tobias Weidinger ging in seinem Vortrag auf das Thema „Migration und Integration im ländlichen Raum“ ein. Martin Riß vom Dominikus-Ringeisen-Werk Ursberg erläuterte, wie die Einrichtung dringend benötigte Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen möchte. Claudia Schoeppl von der VHS Günzburg erklärte in ihrem Vortrag, wie Integration durch kulturelle Bildung und Sprache gelingen kann. Petra Junginger, Mitbegründerin des Sprachcafés Günzburg betonte in einem Kurzvortrag zum Thema „Integration, Engagement und Begegnung“, wie wichtig ehrenamtliches Engagment sei, um Menschen verschiedener Herkunft miteinander zu vernetzen und Brücken zu bauen.

Bild: Simon Paintner-Frei/Landratsamt Günzburg