Landkreis Unterallgäu

Seit 50 Jahren Fassadengestaltung ausgezeichnet

Bereits seit 1975 zeichnet die Stadt Memmingen Bauträger und Bauträgerinnen aus, die besonders vorbildlich neu gebaut oder historische Gebäude saniert haben. Bei der diesjährigen Verleihung wurden fünf Gebäude ausgezeichnet, die im vergangenen Jahr mit Bedacht und Fingerspitzengefühl modernisiert wurden. Zusätzlich wurden einzelne Höhepunkte der vergangenen fünf Jahrzehnte nochmals erwähnt. Oberbürgermeister Jan Rothenbacher bedankte sich bei allen engagierten Eigentümern: „Ihr Einsatz und Ihre Visionen haben maßgeblich dazu beigetragen, unsere Stadt als kulturelles und historisches Erbe zu erhalten. Mit Ihrem vorbildlichen Engagement prägen Sie das Straßenbild, das lebendige Gedächtnis der Stadt positiv.“
Als herausragende Fassadensanierungen der vergangenen 50 Jahre wurden zum Beispiel das Briechle-Haus in der Maximilianstraße, das Siebendächer-Haus am Gerberplatz oder das Parishaus in der Ulmer Straße benannt. Auch der Hermannsbau, der seit 30 Jahren das Stadtmuseum beherbergt, bekam in den 1990er Jahren den Fassadenpreis verliehen.
In den vergangenen 50 Jahren habe sich jedoch nicht nur die Stadt weiterentwickelt, sondern auch der Preis selbst. Nicht nur Baudenkmäler, sondern insgesamt architektonisch und gestalterisch positive Gebäude werden ausgezeichnet. Zusätzlich spielen energetische und nachhaltige Sanierungen mittlerweile eine wichtige Rolle bei der Bewertung, erläuterte Oberbürgermeister Jan Rothenbacher. Uwe Weißfloch, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, stellte außerdem die neue Herangehensweise mit der Einbeziehung der Öffentlichkeit vor und die Mitglieder der neu eingerichteten Jury. Im Anschluss wurden die fünf Projekte präsentiert, die im vergangenen Jahr vorbildlich saniert wurden.

Ausgezeichnete Projekte

Fassadenpreis für Kuttelgasse 10
Der Kerngebäude aus dem 16. Jahrhundert mit ursprünglich barockem Charakter, ist im Inneren nach wie vor klar erkennbar, während der Anbau nach hinten ins Schmelzgässle als zeitgemäße Weiterentwicklung im 19. Jahrhundert entstand. Bei der Sanierung wurde die rückwärtige Altane aus Holz, mit präziser Handwerkskunst wiederhergestellt. Auf einen Dachgeschossausbau mit weitreichenden Eingriffen in den historischen über 400 Jahre alten Dachstuhl wurde bewusst verzichtet. „Die Farbgestaltung verleiht dem Gebäude nun eine neue Ausdruckskraft. Während das satte Grün der Fassade auf die Geschichtsträchtigkeit unterstützt, setzen die tiefroten Holzelemente wie Fenster, Balustrade und Türen gezielt Akzente“, hebt Uwe Weißfloch hervor. Neben der ästhetischen Aufwertung trägt die Sanierung, auch durch die Neugestaltung des Freibereichs mit Baum und historischem Pflaster im Schmelzgässle, maßgeblich zur städtebaulichen Aufwertung bei.
Er lobte: „Der Bauherr Werner Regensburger hat sich zum wiederholten Male in vorbildlicher Art und Weise einem dem Verfall preisgegeben Baudenkmal angenommen, durch die aufwendige Sanierung zu neuer Strahlkraft verholfen und somit den öffentlichen Stadtraum abseits der Haupteinkaufsbereiche aufgewertet.“ Der Bauherr hat bereits im Jahr 2020 den Preis für die Sanierung der Kempter Straße 3 sowie im Jahr 2008 den Preis für die Sanierung der Maximilianstraße 13 verliehen bekommen.

Fassadenpreis für Waldhornstraße 7
„Das Gebäude mit den für diese Region eher ungewöhnlichen Klinkerelementen stammt aus den 1920er Jahren. Die gelungene Verbindung von denkmalgerechter Sanierung und energetischer Optimierung in Form einer Außendämmung, setzt ein vorbildliches Zeichen für nachhaltiges Bauen im historischen Kontext“, hebt Weißfloch hervor.
Horizontale Putzverzierungen, präzise gesetzte Klinkerelemente sowie maßgefertigte Schaufenster und Eingangstüren aus Eiche und Holzfenster mit bauzeitlichen Teilungen sind Zeichen für eine authentische Modernisierung. Selbst feinste Details, wie die an historischen Vorbildern orientierten Türgriffe, belegen die außergewöhnliche Sorgfalt, die in die Fassadensanierung durch die Besitzer eingeflossen ist. „Durch dieses Engagement von Katharina und Wolfgang Maier konnte das Gebäude als typischer Vertreter der Bauepoche zwischen den beiden Weltkriegen erhalten werden und erstrahlt jetzt in neuem Glanz.“

Ehrung für die Sanierung der ehemaligen Dreikönigskapelle
Zur Geschichte des eingetragenen Baudenkmals in der Kalchstraße konnte der Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde Folgendes beitragen: „Die ehemalige Dreikönigskapelle, deren Ursprünge bis in das Jahr 1399 zurückreichen, hat eine vielschichtige bauliche Geschichte durchlaufen. Die Kapelle wurde wohl 1484 erneuert und während der Reformationszeit profaniert. Unter anderem war sie Singstätte der Memminger Meistersinger, später sogar Pferdestall. Im Laufe der Zeit ist die Fassade zunehmend in den Hintergrund des Stadtbildes getreten.“
Die Sanierung durch Dr. Markus und Marion Jantzen hat die architektonische Bedeutung des Bauwerks wiederhergestellt. Besonders die Umgestaltung der Erdgeschosszone sowie die sorgfältige Farbwahl verleihen der Fassade eine harmonische Präsenz. Hochwertige, denkmalgerechte Materialien sowie die präzise restaurierten Stuck- und Putzarbeiten unterstreichen den historischen Charakter des Gebäudes wieder. Die neuen Schaufenster und Eingangstüren aus Eichenholz fügen sich nahtlos in das Gesamtbild ein und setzen gleichzeitig einen dezenten gestalterischen Akzent. „Durch die zurückhaltende, aber wirkungsvolle Fassadengestaltung erfährt die einstige Kapelle eine neue Wertschätzung“, findet Uwe Weißfloch.

Ehrung für Weinmarkt 7 und 11

Auch das Haus am Weinmarkt ist ein Memminger Baudenkmal. Es ist in zwei Hälften geteilt, wurde um das Jahr 1400 erbaut und hat eine lange und wechselvolle Geschichte als Wohn- und Geschäftshaus. „Auffällig, es ist das einzige Haus am Weinmarkt, dass nicht mit der Giebelseite zum Platz steht, sondern traufseitig. Dies lässt das Gebäude, trotz seines enormen Alters, ein wenig unscheinbar wirken“, bescheinigt Uwe Weißfloch.
Aufgrund der unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse, gab es bisher kein einheitliches Gestaltungskonzept, wie zum Beispiel unterschiedliche Farbtöne am Gebäude gezeigt hatten. Nun haben sich die Besitzer, Christiane Einsiedler, Eva Einsiedler und Matthias Einsiedler (Weinmarkt 7) sowie Erwin Jäger und Franz Sturm (Weinmarkt 11) gemeinsam um eine Sanierung mit feiner Hand gekümmert.
Durch aufgeputzte und bewusst gesetzte ergänzte Lisenen und Fensterfaschen erhielt die Fassade im Rahmen einer umfassenden Sanierung jetzt einen eleganten, subtilen Ausdruck. Ergänzende Maßnahmen, wie die Anpassung der Werbeanlagen, die Neugestaltung der Markisen sowie eine gezielte Beleuchtung des Giebels, sorgen nun für ein stimmiges Bild. „Die gelungene Fassadensanierung verleiht dem Gebäude nicht nur eine neue Strahlkraft, sondern hebt zugleich die städtebauliche und historische Bedeutung des Baukörpers am Memminger Weinmarkt besser hervor“, betont Weißfloch.

Anerkennung für Hofgasse 6
Auch dieses Anwesen ist ein eingetragenes Baudenkmal und wird mit folgendem Text in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege geführt: „Ehemaliges Pfründehaus, schmaler, zweigeschossiger Eckbau mit Satteldach und seitlichem Kielbogenfries, im Kern wohl noch 15. Jahrhundert.“
Das historische Anwesen, präsentiert sich als schmaler, giebelständiger Baukörper mit bemerkenswerten architektonischen Details. Besonders die ostseitige Fassade und der Innenhof beeindrucken durch fein ausgearbeitete Baluster, horizontale Putzzierungen sowie einem Wechsel aus Vor- und Rücksprüngen. Die behutsame Restaurierung durch Monika Hüber, Karl Sigloch, Angelika Epphardt und Barbara Gromer, umfasste die Ertüchtigung der Außenputze, Neuanstriche sowie die aufwendige Sanierung der originalen Fenster, Türen und Baluster. Durch diese minimal-invasiven Maßnahmen wurde der ursprüngliche Charakter des Gebäudes bewahrt und zugleich subtil betont. Die Sanierung demonstriere eindrucksvoll, wie sich der historische Bestand mit einer sensiblen, zurückhaltenden Restaurierung in die heutige Zeit überführen lasse, ohne dabei seine Authentizität zu verlieren, unterstreicht Uwe Weißfloch.

Hinweis: Die beiden Fassadenpreise sind mit jeweils 2.000 Euro Preisgeld verbunden und erhalten zusätzlich eine Plakette, die am Haus angebracht werden kann. Die Ehrungen sind mit jeweils 500 Euro dotiert. Die Anerkennung beinhaltet ein Präsent der Stadt Memmingen.

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