Knapp 70 Gäste hören im Forum am Hofgarten Details über eine verlässliche und bezahlbare Wärmeversorgung.
Günzburg. Die Stadt Günzburg hat kürzlich in einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Forum am Hofgarten über den Stand der kommunalen Wärmeplanung (KWP) informiert. Knapp 70 Besucher wollten aus erster Hand erfahren, welche Potenziale und Perspektiven die künftige Wärmeversorgung in der Großen Kreisstadt haben. Oberbürgermeister Gerhard Jauernig hob die lange Historie und das große Engagement der Stadt Günzburg im Umwelt- und Klimaschutz sowie im Energiebereich hervor. So sei bereits 2013 das erste Klimaschutzkonzept für die Stadt entwickelt worden. Günzburg wurde 2017 mit dem European Energy Award ausgezeichnet und über das 2021 vom Stadtrat verabschiedete Klimaleitbild soll die Treibhausgasneutralität bis 2035 erreicht werden. Gerhard Jauernig betonte, dass Günzburg einen entscheidenden Baustein für eine moderne, klimafreundliche, verlässliche und bezahlbare Wärmeversorgung gelegt habe, bevor das Wärmeplanungsgesetz im November vergangenen Jahres vom Bundestag beschlossen wurde. „Mit der Durchführung einer kommunalen Wärmeplanung ist die Große Kreisstadt sowohl im Landkreis als auch bei vergleichbar großen Kommunen im Freistaat Vorreiterin“, führte der Oberbürgermeister aus.Günzburgs Stadtbaumeister Georg Dietze ergänzt: „Die KWP soll uns bei der Erreichung unserer Klimaziele unterstützen und dabei helfen, unseren Beitrag zum Erreichen der
Klimaziele des Bundes zu leisten.“ Holger Zimmermann vom erfahrenen Tübinger Ingenieurbüro ebök GmbH stellte die Ergebnisse der Bestandsaufnahme sowie die weitere Vorgehensweise vor. Er hob hervor, dass die kommunale Wärmeplanung die Grundlage für die strategische Planung und Entwicklung sei, um den Wärmebedarf in der Stadt klimaneutral gestalten zu können. Die KWP gebe Informationen über Versorgungsoptionen für Teilorte, Quartiere undStraßenzüge, ermittle lokale Wärmebedarfe und Potenziale und bewerte die Umsetzbarkeit und den Zeithorizont. „Daraus werden Handlungsstrategien und Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, zur Reduzierung des Wärmebedarfes und zur klimaneutralen Deckung des Wärmeenergiebedarfes abgeleitet“, erklärte Zimmermann den Besuchern.
Die Stadt Günzburg hat inzwischen die Bestandsaufnahme abgeschlossen und befindet sich in der Phase der Potenzialanalyse. Anschließend werden Szenarien entwickelt und mit Beteiligung der Öffentlichkeit der kommunale Wärmeplan für die Stadt Günzburg erstellt.Holger Zimmermann zeigte verschiedene Karten über die räumliche Kombination von Wärmebedarfen, Nutzungsarten, bestehenden Infrastrukturen wie Wärme- und Gasnetzenund lokale Potenziale erneuerbarer Energien und Abwärme. Alle diese Informationen gehen in Zielszenarien mit der Bewertung von Potenzialen, deren Umsetzbarkeit und dem Zeithorizont in den Maßnahmenplan ein. Des Weiteren ging er auf Versorgungsoptionen, Eignungs- und Fokusgebiete ein. Auf Grund dieser Karten bekommen Gebäudeeigentümer nach Abschluss der Informationen darüber, wie realistisch ein Wärmenetz in den nächsten 5, 10 oder auch 20 Jahren ist. Die Schwerpunkte der Untersuchung in Günzburg liegen nun in Riedhausen, der Innenstadt mit den bereits vorhandenen Wärmenetzen, dem Industriegebiet Donauried, Reisensburg und den Gewerbegebieten im Günzburger Süden.
Die städtische Klimaschutzmanagerin Daniela Fischer teilt mit, dass die kommunale Wärmeplanung als Richtschnur zur Identifikation und Umsetzung konkreter Maßnahmen einer ökologischen und gleichzeitig ökonomisch sinnvollen Wärmeversorgung der Zukunft dient. Sie freut sich, dass die Stadt im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative eine 100-prozentige Förderung bekommt. Detailliert wurde im Vortrag vom Vorstand der Stadtwerke, Lothar Böck, auf den Bau des
eigenen Wärmenetzes eingegangen. Er erklärte die Wärmeerzeugung, zeigte das vorläufige Versorgungsgebiet auf und stellte die mögliche Entwicklung dar. „Die Nutzung der Abwärme aus dem Klärwerk, welches drei Millionen Kubikmeter Abwasser pro Jahr reinigt, ist die klimafreundlichste Art der Wärmeerzeugung“, machte Böck deutlich. Auf Grund der steigenden Energiepreise sind die Stadtwerke ein verlässlicher, regionaler Partner, der den Lösungsansatz der dezentralen Energieversorgung aus regionalen Quellen umsetzt. „Die Nahwärmeversorgung aus der Kläranlage ist bequem, sauber und günstig. Sie erfüllt alle Fördervoraussetzungen für Sanierung und Neubau, darüber hinaus sind die Unabhängigkeit von Energieimporten sowie die gesicherte Versorgung über Jahrzehnte unschlagbare Vorteile“, zählte der Stadtwerke-Vorstand weitere Vorteile auf.Die rege Beteiligung bei der Diskussionsrunde und die gestellten Fragen zeigten deutlich, wie sehr das Thema der zukünftigen Wärmeversorgung die Bürger beschäftigt.