Etliche Trainerbänke in der Regionalliga Bayern sind prominent mit ehemaligen Bundesliga-Profis besetzt. Auf den FC Memmingen wartet im Auswärtsspiel am Dienstag (19 Uhr) bei der SpVgg Unterhaching der nächste schillernde Name. Dort hat Sandro Wagner das Sagen, Ex-Nationalspieler, Bundesliga-Kicker unter anderem für den FC Bayern München, die TSG Hoffenheim und Werder Bremen. Und ein echter Typ, nie um einen flotten Spruch verlegen und deshalb nicht nur als TV-Experte gefragt und beliebt, mal erfrischend, mal polarisierend. Mit gerade mal 33 Jahren hat er seine aktive Karriere beendet, weil er in der Corona-Pandemie der Weg zurück zu seinem letzten Engagement in China nicht mehr wagte.
Die SpVgg Unterhaching in Form seines Präsidenten Manfred Schwabl verpflichtete den ehemaligen Stürmer erst für den Nachwuchs und nach dem Drittliga-Abstieg gleich als Cheftrainer. Auch wenn es eine Neuausrichtung bei den Münchner Vorstädtern mit verstärkter Konzentration auf eigene Talente gibt, die Personalie zeigt klar an, wohin die Hachinger Reise gehen soll: Möglichst schnell zurück nach oben, wenngleich die Titelkonkurrenz in Bayerns Fußball-Oberhaus groß und momentan sogar für Schwabl etwas übermächtig erscheint. Einen ehrgeizigen Coach hat er schon mal gefunden. „“Ich möchte ein absoluter Top-Trainer werden und ganz oben ankommen“, sagte Sandro Wagner im Interview jüngst bei Sport1, „ganz oben ist für mich die Bundesliga. Ich möchte dort irgendwann trainieren.“
Unterhaching ist also eine Durchgangsstation, die er für sich aber mindestens für zwei Jahre sieht – auch weil noch einige Trainerscheine und die Lehrgänge dafür fehlen: „Mein ganz großes Ziel ist, dass ich hier in den nächsten 24 Monate eine maximale Entwicklung sehen will“. Nach einen Holperstart sind die Hachinger bei der Kapelle, sprich sie haben den Anschluss an die Spitzengruppe hergestellt. Ein Sieg gegen Memmingen und dann gäbe es Freitag ein echtes Gipfeltreffen gegen den ungeschlagenen Tabellenführer FC Bayern München II. Mit fünf Pflichtspielsiegen in Folge läuft es mittlerweile rund für Unterhaching, das sich noch mit einigen Routiniers verstärkt hat.
Aber auch der FCM will seinen Lauf fortsetzen. Inklusive Pokal stehen drei Siege hintereinander zu Buche. Das gibt Auftrieb. Mit ausschlaggebend wird sein, wie die Memminger die Dauerbelastung der vierten englischen Woche in Folge verkraften. Hier hat der Gegner deutliche Vorteile und mehr Möglichkeiten zur Regeneration. Auch wenn der einstige Bundesligist mittlerweile in Liga vier gelandet ist. Es wird weiter professionell gearbeitet. Auch mal mit unkonventionellen Methoden mit dem neuen Trainer. Wagner hat den künftigen Bundes-Co-Trainer Hermann Gerland und Bayern-Star Joshua Kimmich zu Trainingseinheiten eingeladen. Und er ist sich sicher, dass zumindest sein Mentor und „Tiger“ Gerland auch kommen wird.
Der FC Memmingen geht mit dem Regionalliga-Auswärtsspiel am Dienstag (19 Uhr) bei der SpVgg Unterhaching in seine vierte englische Woche hintereinander. Mindestens drei weitere werden noch folgen. Bei einem Weiterkommen im Pokal kommt noch eine bis in den September hinein dazu. Viele Vereine, vor allem die reinen Amateurclubs, stöhnen bereits unter dem Stress mit zwei Spielen pro Woche. Memmingen kommt bislang der breite Kader zugute. Trotz Dauerbelastung und verletzungsbedingter Ausfälle hat Trainer Esad Kahric hier quantitativ immer noch Spielraum.
Die Lage: Den Pokal mitgerechnet hat der FC Memmingen die letzten drei Spiele gewonnen, Unterhaching kommt sogar auf fünf Erfolge in Serie. Beide wollen natürlich ihren Lauf fortsetzen; der FCM um sich im Tabellenmittelfeld zu behaupten, die Hachinger, um sich eine gute Ausgangsposition für das Gipfeltreffen am Freitag gegen Spitzenreiter FC Bayern München II zu verschaffen. Die Münchner Vorstädter kamen am letzten Spieltag zu einem Last-Minute-Erfolg beim VfB Eichstätt (2:1).
Der Gegner: Einige prominente Namen tummeln sich beim Drittliga-Absteiger, allen voran der von Trainer Sandro Wagner. Der Ex-Nationalspieler und TV-Experte war eigentlich für die Jugend vorgesehen, übernahm auf Wunsch von Präsident Manfred Schwabl aber den Posten als Chefcoach. Schwabls Sohn Markus ist selbst Kapitän der Truppe. Die Stürmer Patrick Hasenhüttl und Patrick Hobsch haben ebenfalls bekannte Fußballväter. Unterhaching hatte nach dem Abstieg angekündigt, künftig verstärkt auf eigenen Nachwuchs zu setzen. Nur mit 17-, 18- und 19-jährigen geht es in Liga vier aber auch nicht, wie der Holperstart gezeigt hat. Mit David Pisot (Karlsruher SC), Manuel Stiefler (FC Larissa/Griechenland, zuvor Karlsruhe) und Jose Piere Vunguidica (1. FC Saarbrücken) wurden noch drei erfahrene Spieler jenseits der 30 verpflichtet.
Bisherige Vergleiche: Der letzte Sieg des FCM gegen Haching liegt weit zurück. Seit 1985 wurde nicht mehr gewonnen. Gut, in dieser Zeit lagen auch nur 12 Aufeinandertreffen und immerhin sprangen dabei fünf Unentschieden für die Memminger heraus.
Das FCM-Personal: Der Kader wird sich gegenüber dem Heimerfolg am vergangenen Freitag gegen Schalding-Heining vermutlich nicht groß verändern, auch weil die U21-Mannschaft zeitgleich in der Landesliga gegen Durach im Einsatz ist. Ein Fragezeichen steht hinter Roland Wohnlich, der mit einer Zerrung gegen Schalding kurz vor der Pause verletzt ausgewechselt werden musste. Nachwuchsstürmer Emirhan Baysal will diese Woche wieder ins Training einsteigen und Nico Fundel brennt nach den ersten Gehversuchen in der U21 nach seiner Knieverletzung darauf, auch wieder zum Regionalliga-Kader zu stoßen. Timo Gebhart hätte am Wochenende ebenfalls im Landesliga-Team zum Einsatz kommen sollen, musste aber krank passen.
Tickets: Karten für den Gästeblock im Unterhachinger Sportpark sind online über die Homepage www.spvggunterhaching.de buchbar. Insgesamt sind im 15.000 Besucher fassenden Stadion Sportpark aktuell 1.500 Zuschauer mit entsprechenden Hygiene- und Abstandsregeln zugelassen.
Der Pokal: Das Spiel des FC Memmingen in der 2. BFV-Hauptrunde beim Bayernliga-Zweiten Türkspor Augsburg ist mittlerweile auf Dienstag, 24. August, um 17.45 Uhr angesetzt. Der Sieger erreicht das Achtelfinale, das am 7./8. September ausgetragen wird. (Bild: Patrick Hörnle/FCM)
Das voraussichtliche Aufgebot des FC Memmingen:
Tor: Mustafa Özhitay – Abwehr: Jakob Gräser, Yannick Scholz, Nicolai Brugger, David Remiger – Mittelfeld: Gökalp Kilic, Gabriel Galinec, Martin Dausch, Oktay Leyla – Angriff: Pascal Maier, Roland Wohnlich (Altin Maxhuni).
Bank: Thilo Wilke, Matthias Moser, Timo Hirschle, David Mihajlovic, Hasan Akcakaya, Maximilian Beinhofer (Tor).
Schiedsrichter: Markus Pflaum (Hallstadt/Oberfranken); Assistenten: Andreas Voll, Daniel Reich.