Das Beste gleich vorweg: Der FC Memmingen wird in der Endabrechnung den zweiten Tabellenplatz in der Bayernliga Süd belegen und hat damit die Teilnahme an der Regionalliga-Relegation sicher. Das magere 1:1 (1:1) Unentschieden gegen Kellerkind TSV 1860 Rosenheim genügte für das Erreichen des Etappenziels, weil zeitgleich Konkurrent TSV Kottern mit einer 0:2 Niederlage in Ingolstadt aus dem Aufstiegsrennen ausschied und der TSV Landsberg schon tags zuvor verloren hatte.
Richtig angefressen war FCM-Trainer Stephan Baierl auch noch eine halbe Stunde nach dem Abpfiff über das zuvor Gezeigte seiner Mannschaft. Weil sich die Jungs bewusst waren, dass sie keine Gala abgeliefert hatten, fiel denn auch der Jubel über den Vize-Titel aus. Ohnehin ist auch mit dem zweiten Platz noch nichts erreicht, die Chance aber natürlich da, den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen. Die Relegationsmühle wird es aber in sich haben. Nach dem nicht überzeugenden Auftritt muss in Memmingen zumindest niemand auf eine Euphoriebremse treten, die Favoritenrolle liegt nicht im Allgäu. Wer neben den Bayernliga-Zweiten (im Norden die DJK Gebenbach) aus der Regionalliga an den Qualifikationsspielen teilnimmt und wie die Termine aussehen, steht noch nicht fest. Das hängt noch von etlichen Faktoren ab. Ob es um einen freien Platz oder zwei Plätze geht, entscheidet sich vom Aufstieg oder Nicht-Aufstieg der SpVgg Unterhaching in die 3. Liga.
Zum Spiel: Der Tabellenvorletzte aus Rosenheim begann forsch, keineswegs wie ein Abstiegskandidat. Aus Memminger Sicht lief es fast planmäßig, einen frühen Treffer zu erzielen. Youngster Noah Müller drückte eine Vorlage von rechts von Mehmet Fidan mit dem Kopf zum 1:0 über die Linie (19. Minute). Kurz zuvor war er mit der Variante von links über Micha Bareis noch am Fußreflex von TSV-Torhüter David Daroczi gescheitert. Der Nachschuss von Nikola Trkulja ging drüber. Überhaupt war es nicht der Tag des FCM-Spielmachers. So legte Trkulja nach der Führung den Gästen den Ball regelrecht vor. Der aus seinem Kasten herausgeeilte Tobias Werdich kam nicht dran und trotz Bedrängnis gelang dem Rosenheimer Torjäger Bojan Tanev aus spitzem Winkel das 1:1 (25.) – es war sein 17. Saisontreffer.
Die Memminger Abwehrarbeit ließ ansonsten zu wünschen übrig. Von der zeitweisen Schlafmützigkeit konnte der Gegner nicht profitieren. Rosenheims Trainer Robert Gierzinger gestand aber ein, „dass wir den Rest der Spielzeit fast nur noch verteidigt haben“. Und das mit allen möglichen Mitteln. Gierzinger entschuldigte sich dafür, dass es seine Mannschaft mit dem Zeitspiel arg übertrieben hatte, „fast schon so wie Rom gegen Leverkusen“. Sieben Minuten gab es deshalb obendrauf, ohne allerdings, dass die Hausherren es zum Siegtreffer nutzen konnten. Etliche Gelegenheiten in der zweiten Halbzeit blieben ungenutzt. „Wir haben es nicht geschafft, die Handbremse gelöst zu bekommen“, hatte Baierl den Eindruck, „dass einige bei uns Angst vor dem Erfolg haben“. In der Relegation darf eine solche Vorstellung nicht passieren. Baierl bleibt der Trost, dass seine Truppe zumindest gegen stärkere Gegner meist abgeliefert hat.
Nächsten Samstag geht es zum Bayernliga-Abschluss noch zum FC Gundelfingen und dann heißt es Abwarten. Zum einen, was macht in der 2. Bundesliga der 1. FC Nürnberg, dem die Abstiegsrelegation droht. Das hätte nicht nur terminliche Auswirkungen, weil die Regionalliga-Relegation erst danach beginnen kann. Beim Scheitern des FCN müsste die Zweitvertretung die Regionalliga verlassen und das Tabellenbild würde sich hier noch verschieben. Die Termingestaltung hängt zusätzlich davon ab, ob Haching gegen den FC Energie Cottbus (wegen dessen Pokalteilnahme) oder Rot-Weiß Erfurt die Drittliga-Aufstiegsspiele bestreitet. Am Montagabend hat der Bayerische Fußballverband die möglichen Kandidaten für die Regionalliga-Qualifikation zu einer Videoschalte geladen. Zu diesem Zeitpunkt könnte zumindest ein bisschen mehr Klarheit herrschen …