Für den EHC Königsbrunn war die Saison 2020/2021 extrem schwierig zu meistern, denn die Corona-Pandemie erschütterte den gesamten Amateurbereich des Eishockeysports bis ins Mark. Nach intensivem Sommertraining und einer Vorbereitung mit begrenzter Zuschauerzahl endete die reguläre Spielzeit mit einem Abbruch nach gerade mal sieben Pflichtspielen.
Der EHC kam jedoch mit einem blauen Auge davon, denn die Königsbrunner Verantwortlichen um Vorstand Tim Bertele gingen zielstrebig ihren eigenen Weg. Statt auf teure, erfahrene Spieler setzte der Verein auf einen stark verjüngten Kader um die Routiniers Alexander Strehler und Dominic Auger. Auch bei den Ausländerpositionen vertraute man auf sehr junge Spieler und ging keinerlei finanzielle Risiken ein. In den Punktspielen kassierte der EHC dann aber einige Niederlagen, während einer regulären Saison hätte der Vorstand wohl im Kader nachbessern müssen. In der Nachbetrachtung war es allerdings richtig, im Laufe einer Spielzeit ohne Auf- und Absteiger jeden Euro zweimal umzudrehen. Momentan wird beim EHC für die Saison 2021/2022 geplant, schon
jetzt wurden erste Änderungen bekannt.
Künftig will der Verein mit zwei Chef-Trainern an der Bande den nächsten Schritt in der
Nachwuchsförderung gehen. Neben Coach Waldemar Dietrich wird der 46-jährige Türkheimer Andreas Becher gleichberechtigt die Mannschaft anleiten. Becher war von 2010-2015 Nachwuchstrainer beim AEV und stieg dort mit seiner Jugendmannschaft von der Bayernliga bis in die DNL auf. Danach wechselte er nach Kaufbeuren, wo er zuletzt die DNL-Mannschaft betreut hatte. Für die Bayernliga ist er Dank einer A-Lizenz des DEB bestens gewappnet, mit der er theoretisch auch ein DEL-Team coachen dürfte. Schon während der letzten Saison unterstützte Becher bei einigen Partien Coach Dietrich und überzeugte durch seine Kompetenz und Teamfähigkeit. Zu so einer Doppelbelastung gehört schon ein gewisses Maß an Verrücktheit, Priorität hatte aber natürlich der Kaufbeurer Nachwuchs. Doch nun will sich Andreas „Andy“ Becher komplett auf seine neue Aufgabe in Königsbrunn konzentrieren:
„Für mich ist der Trainer-Job beim EHC Königsbrunn eine Herzensangelegenheit. Der Verein hat sich sehr stark um mich bemüht und unterstützt. Ich teile zu 100% die Philosophie, junge Talente zu fördern und auf ein höheres Level zu bringen. Es macht mir einfach Spaß, professionell mit den Spielern in einem dennoch sehr familiären Umfeld zu arbeiten. Ich bin ein emotionaler Mensch, der nicht nur kritisiert, sondern immer eine Lösung anbietet und freue mich schon sehr auf die kommende Saison.“
Vorstand Tim Bertele ist froh über die Verpflichtung des neuen Trainers: „Wir sind inzwischen eine gute Adresse für junge Talente aus der Region geworden. Hier hat uns die Kooperation mit der DNL des Augsburger EV um Heiko Vogler massiv geholfen. Wir wollen diesem Vertrauen aus Augsburg auch Tribut zollen und die Spieler aus der höchsten Nachwuchsliga Deutschlands weiterhin optimal fördern und ausbilden. Daher war es nur logisch, dass wir mit Andreas Becher einen weiteren hochkarätigen Trainer verpflichtet haben. Ich denke selbst in der Oberliga findet sich kaum solch eine herausragende Konstellation mit einem A-Schein-Trainer, B-Schein-Trainer und einem eigenen Athletik-Coach.“
In dieser Spielzeit will Bertele den Kader punktuell verstärken: „Talentförderung hin oder her. Wir haben letzte Saison deutlich gesehen, dass man mit hauptsächlich jungen Spielern in der Bayernliga nur sehr schwer bestehen kann. Wir wollen deshalb auf jeden Fall 3-4 Top-Spieler verpflichten, wovon zwei davon die stärker besetzten Import-Stellen belegen sollen.“
Neben den Zugängen wird es auch sicher Abgänge geben. So gehören Marco Fichtl, Christoph Meier und Felix Wohlhaupter nicht mehr dem Kader an. Anton Hanke soll für eine Spielzeit per Förderlizenz bei einem Landesligisten Spielpraxis sammeln. Marc Henne beendet seine Karriere, sodass demnächst ein weiterer Torhüter verpflichtet wird. Erste Neuzugänge und Vertragsverlängerungen stehen auch bereits fest und werden in den kommenden Wochen bekannt gegeben, der Kader steht aber schon zu 80%.
Die neue Saison wird eine Herausforderung werden, doch Tim Bertele sieht positiv in die Zukunft: „Natürlich erschwert die aktuelle Situation mit den vielen Einschränkungen die Planungen massiv. Es ist auch möglich, dass wir ohne Zuschauer starten oder die Saison gar komplett ohne Publikum bestreiten müssen. Staatliche Hilfen sind in der Bayernliga kaum zu erwarten, sodass wir dann natürlich genau schauen müssen, wie wir die Saison finanziell bestreiten können. Finanzielle Wagnisse werden wir auch weiterhin keine eingehen. Allerdings haben wir die letzte Saison gut gewirtschaftet und auch bereits einige Zusagen von Sponsoren für die kommende Spielzeit erhalten. Das verschafft uns einen kleinen finanziellen Spielraum.“
Bezüglich der Dauerkarten bittet der Vorstand noch um Geduld: „Wir haben hier bereits intern eine tolle Lösung erarbeitet, diese hängt jedoch stark mit dem Saison-Start für die kommende Spielzeit zusammen. Ich denke in sechs bis acht Wochen wissen wir hier alle mehr.“
Für die beiden Spieler Paul Siegler und Anton Rauh geht es schon ab dem 17.04. weiter, denn da startet der BEV die erste Bayerische Eishockey Esports Meisterschaft. Dort messen sich dann die Akteure aus den verschiedenen Vereinen in dem Spiel NHL21 und ermitteln im Laufe des Nachmittags einen Sieger. Ab 11 Uhr werden die ersten Spiele per twitch.tv übertragen, das gesamte Turnier wird von einer erfahrenen Crew live gestreamt und moderiert.
Bild: Ein starkes Team in schweren Zeiten: v.l.n.r. Athletik-Coach Chris Däubler, Coach Andreas Becher, Coach Waldemar Dietrich