Nachts ist es bereits kalt in Izmir. Sogar der erste Schnee ist in diesem Jahr schon gefallen. Für die 200.000 geflüchteten Menschen, die sich in inoffiziellen Lagern rund um die Millionenstadt niedergelassen haben, wird die Situation im Winter noch viel schwerer.
Mangelt es ihnen eh schon an Nahrung, Trinkwasser, schützender Kleidung und medizinischer Versorgung, kommt jetzt noch die Kälte hinzu. Um hier akut und schnell Hilfe zu leisten, ist Gaby Breuckmann, Vorsitzende der Hilfsorganisation LandsAid, erneut mit Seenotretter Claus-Peter Reisch in die Flüchtlingslager gereist, um gemeinsam mit der Organisation Drei Musketiere Reutlingen neben den schon bewährten Lebensmittel- und Hygienepakten nun Öfen und Brennholz zu verteilen. Schon jetzt konnten durch die Unterstützung der Musketiere in acht Camps bereits 105 Öfen inklusive Kaminrohre sowie 158 Lebensmittelpakete an die Menschen ausgegeben werden. LandsAid plant nun, im Winter weitere 300 Öfen zu besorgen. Ein Ofen kostet hierbei 35 Euro. „Das sind 35 Euro, die Leben retten können“, betont Breuckmann. Für 100 Öfen ist das Geld schon gesammelt. Für die restlichen 200 bittet LandsAid um Hilfe.
Auch die Lebensmittelversorgung geht weiter. „Wir planen, circa 10.000 Menschen mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen“, sagt Claus-Peter Reisch. Ein solches Paket bestehe aus Öl, Mehl, Reis, Nudeln, Linsen und Zucker und versorge eine sechs-köpfige Familie für etwa zwei Wochen.
Hintergrund zum Projekt
Seit über einem Jahr ist LandsAid in den Camps um Izmir unterwegs, um kontinuierlich Hilfe zu leisten. Überwiegend sind es syrische Flüchtlinge, zu 80 Prozent Frauen und Kinder, die sich in diesen selbsterrichteten Lagern niedergelassen haben. Die Zustände in den notdürftigen Zeltlagern sind erbärmlich – im Winter kann es sogar lebensgefährlich für die Menschen werden. Die Zelte sind oft nicht mehr wasser- oder winddicht und zum Teil schwer beschädigt. Wenn es regnet, waten die Menschen im Schlamm. Momentan herrschen nachts bereits Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Viele notdürftig mit Plastikplanen zusammengebaute Zelte haben keinerlei Wärmedämmung.
Über vier Millionen Geflüchtete hat die Türkei aufgenommen. Allein 3,6 Millionen sind syrischer Herkunft, davon circa 80 Prozent Frauen und Kinder. Aber nur eine Minderheit lebt in staatlichen Flüchtlingslagern. Viele andere vegetieren unter erbärmlichen Umständen in notdürftigen Zeltlagern, die im Winter lebensgefährlich werden können. Die Flüchtlinge erhalten keinerlei staatliche Hilfen, haben weder Arbeit noch Geld. Es mangelt ihnen an Nahrung, sauberem Trinkwasser, schützender Kleidung und medizinischer Versorgung. Einige Familien sind bereits seit dem Beginn des Syrienkrieges vor mehr als zehn Jahren auf der Flucht.
Infos unter https://landsaid.org.
Spendenkonto:
LandsAid e.V.
IBAN: DE66700520600000014001
BIC: BYLADEM1LL
Stichwort: Türkei
Auch langfristig Perspektiven aufzeigen
Um langfristige Perspektiven aufzuzeigen, hilft LandsAid syrischen Frauen in Izmir mit einem Weiterbildungs- und „Empowerment“-Projekt, sich im Textilbereich selbstständig zu machen. „Sie erlernen dabei nicht nur das Handwerk, sondern auch andere wichtige Fähigkeiten, etwa in der Buchhaltung oder im Marketing,“ erklärt Gaby Breuckmann. Die Frauen sollen damit selbstständig und unabhängig von der Hilfe anderer werden, um sich und ihren Familien ein neues Leben bieten zu können. Zudem ist ein Verkauf der Produkte in Deutschland durch verschiedene Partner möglich.
„Allerdings möchten wir gerne noch mehr Frauen ins Boot holen“, sagt Breuckmann. So gut wie alle, die bisher die Ausbildung durchlaufen haben, stünden heute in Lohn und Brot. Daher sei es immens wichtig, hier „am Ball zu bleiben“ und weiterzumachen. Allerdings übersteige die Nachfrage derzeit bei weitem die Kapazitäten, um alle Frauen, die gerne möchten, teilhaben zu lassen. „Wir brauchen dringend größere Räumlichkeiten, um noch mehr Syrierinnen in den Kursen unterbringen zu können“, betont Breuckmann. Um das finanzieren zu können, sei jede Hilfe wichtig: „Helfen Sie uns dabei, den in die Türkei geflüchteten Menschen eine Bleibeperspektive zu verschaffen.“