Im dritten Anlauf konnte es nun offiziell eröffnet werden, das neue Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer für Schwaben (HWK) in Augsburg. Zwei Termine mussten abgesagt werden, weil Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Im Beisein von Staatsminister Dr. Florian Herrmann (Leiter der Bayerischen Staatskanzlei), zahlreicher Abgeordneter aus Bund und Land sowie einer Vielzahl von Ehrengästen überreichten zwei Auszubildende dem Präsidenten der HWK Schwaben Hans-Peter Rauch und HWK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner ein gebackenes Riesen-Hufeisen als Glücksbringer.
Meilenstein für Schwaben
In seiner Begrüßung bezeichnete Rauch das BTZ Augsburg als „bildungspolitischen und wirtschaftlichen Meilenstein für ganz Schwaben“ und „als Symbol für das moderne Handwerk“. Nach der Akademie und dem Servicezentrum sei dieser 3. Bauabschnitt das aufwändigste und teuerste Projekt in der Geschichte der Handwerkskammer für Schwaben. Von rund 50 Millionen Euro Bau- und Einrichtungskosten, hat die HWK Schwaben rund 20 Millionen Euro aus dem eigenen Budget bezahlt. 30 Millionen Euro kamen aus Fördermitteln von Bund und Land, wofür sich Rauch herzlich bedankte.
Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung gefordert
Der Präsident hob die Bedeutung des Handwerks bei der Gestaltung und Umsetzung der Megathemen Klimaschutz und Digitalisierung hervor. „Ohne das Handwerk wird dies nicht gelingen und deshalb müssen die handwerklichen Bildungszentren auf dem neuesten technischen Stand sein. Wir können uns hier keinen Stillstand erlauben, denn auch in den beiden weiteren BTZs der HWK Schwaben in Kempten und Memmingen besteht ein enormer Investitionsbedarf“. Erneut forderte Rauch: „Eine echte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung ist unverzichtbar.“ Die beiden Bildungswege gegeneinander auszuspielen sei dabei nicht beabsichtigt. „Unser Land braucht beide Bildungswege gleichermaßen, aber im Gleichgewicht“. Ebenso mahnte er beim Bund und dem Freistaat Bayern die zugesagte Drittelförderung der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) an. „Die schleichende Mehrbelastung der Betriebe durch die Lehrgangsgebühren muss ein Ende haben.“
Rauchs Dank richtete sich an alle externen Partner, aber in besonderer Weise an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HWK Schwaben, allen voran Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner, die durch jahrelanges, intensives Engagement diesen Bau erst ermöglicht hatten.
Präsentation des Baus
Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der HWK Schwaben, stellte in seiner Präsentation den Baufortschritt bis zur Fertigstellung vor. In seinem Gespräch mit Moderator Markus Othmer vom Bayerischen Rundfunkt, zeigte er kompetent, aber auch humorvoll die Komplexität des Bauwerks auf. Besonders hob Wagner den enormen Einsatz des gesamten HWK-Teams während der langen Bauphase hervor und dankte allen herzlich. Auch der unverbrüchliche Rückhalt durch das Ehrenamt und die Gremien über 20 Jahre hinweg, sei ein wichtiger Beitrag zum Gesamterfolg gewesen. Da der laufende Betrieb weitergehen musste, wurden immer wieder Fachbereiche ausgelagert, umgezogen, alte Werkstätten abgerissen und der erste und folgend der zweite Bauabschnitt errichtet. „Das war wie eine Operation am offenen Herzen – der Patient BTZ sollte ja überleben und steht jetzt kerngesund da“, erklärte er schmunzelnd.
BTZ Augsburg ist nationales Leuchtturmprojekt
Staatsminister Dr. Florian Herrmann, der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, gratulierte dem schwäbischen Handwerk und der Handwerkskammer für Schwaben zum Neubau und nannte das BTZ Augsburg ein „nationales Leuchtturmprojekt‘“. „Heute ist ein guter Tag für das Handwerk, für Augsburg, für Schwaben und für Bayern. Ein leistungsfähiges und aktuelles Handwerk ist für uns alle und die Wirtschaft unverzichtbar“, sagte Herrmann, „deshalb brauchen wir diese erstklassigen Ausbildungszentren. Dieses BTZ ist ein Bekenntnis des Erfolgsmodells der dualen Ausbildung und der Zukunft in Schwaben“. Der Freistaat Bayern werde auch in der Zukunft das Handwerk unterstützen, das nach wie vor das Rückgrat des Mittelstands bilde.
An den offiziellen Teil schlossen sich Führungen durch das neue Gebäude an. Die Eröffnung wurde von den Schwäbischen Rußbläsern, der Blaskapelle der schwäbischen Kaminkehrer musikalisch umrahmt.
Über 7.000 m² Nutzfläche, Schulungsmöglichkeiten für acht Fachbereiche im Handwerk, Gesamtkosten von 50 Millionen Euro. Das sind drei Kennzahlen des neuen Berufsbildungs- und Technologiezentrums der Handwerkskammer für Schwaben (HWK), das am 6. Mai 2022 offiziell eröffnet wurde. Der erste Bauabschnitt des Gebäudes ist seit 2016, der zweite Bauabschnitt seit 2020 in Betrieb. Wegen der Einschränkungen durch die Coronapandemie musste der Festakt jedoch um zwei Jahre verschoben werden. Der Spatenstich für den 1. Bauabschnitt erfolgte 2014. Jährlich werden bei Volllast rund 10.000 Nachwuchskräfte des Handwerks im Rahmen der ÜLU (Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung) und der Meisterkurse in diesen Räumlichkeiten unterrichtet und geschult. Der moderne zweigeschossige Neubau befindet sich auf dem HWK-eigenen Gelände in Augsburg, direkt am Zoo. „Für das schwäbische Handwerk ist dies die größte Investition in seiner Geschichte und wir sind froh und gleichermaßen stolz, den Nachwuchskräften im Handwerk topmoderne und zukunftsweisende Schulungsmöglichkeiten anbieten zu können“, freuen sich Hans-Peter Rauch, Präsident der HWK Schwaben, und Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner. Die Handwerkskammer hat für die Gesamtmaßnahme rund 20 Millionen Euro aus dem eigenen Budget zur Verfügung gestellt.
Mehr als ein Werkstattgebäude
Von außen besticht der Bau durch eine klare Linienführung und die dezente Gebäudehülle aus Aluminium. Das Ensemble fügt sich perfekt in die Umgebung des Naherholungsgebietes am Siebentischwald ein, doch sieht der Betrachter auf den ersten Blick, dass es sich hier um ein besonderes Gebäude handelt. Auf 100 m Länge sind über zwei Stockwerke verteilt die Gewerke Elektrotechnik, Malen und Lackieren, Feinwerktechnik und Zerspanung, Metallbearbeitung, Land- und Baumaschinen, Fotografie, Büromanagement und Schweißtechnik in dem Gebäude untergebracht.
Auch das Innere des Gebäudes ist sachlich-schlicht angelegt. Helle Räume, helle Gangfluchten, keine Schnörkel und kein Firlefanz. Doch in den einzelnen Werkstätten präsentiert sich Technik pur. Die Ausstattung ist auf absolutem Topniveau. Dazu Präsident Rauch: „Eine hochklassige gewerbliche Bildung ist die Basis für die Leistungsfähigkeit der schwäbischen Handwerksunternehmen. Das erfordert von der Lehre bis zur Ausstattung höchstes Niveau. Daran haben wir uns orientiert, umfangreiche Planungen und Überlegungen getätigt und letztlich viel Geld in die Hand genommen“. Denn so Rauch weiter: „Dieses Gebäude ist so flexibel konzipiert, dass es noch über Jahre den Anforderungen unseres Wirtschaftszweigs genügen wird“. Das muss es auch sein, denn im Handwerk sind Ausbildungen breit gefächert. Zu den Basisfertigkeiten eines Berufsbildes kommen, wie zum Beispiel beim Metallbauer, weitere Fachrichtungen wie Konstruktionstechnik, Nutzfahrzeugbau und Metallgestaltung. Dafür müssen moderne und zeitgemäße Schulungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Professionelle Ausstattung
Star ist die CNC-Werkstatt mit Programmierarbeitsplätzen für Feinwerk- und Zerspanungstechnik. Dort befinden sich nagelneue Bearbeitungszentren. Allein die 5-Achsen-Simultanbearbeitungsmaschine hat rund 500 000 Euro gekostet. Auf diesem Gerät ist hochpräzise Metallbearbeitung und Filigrantechnik von sehr harten Werkstoffen möglich.
Gesteuert werden solche Maschinen digital. Die Fachkräfte – Gesellen wie Meister – müssen in der Lage sein, solche Arbeitsprozesse zu programmieren. Daher befindet sich direkt neben dem CNC-Maschinenraum der dazugehörige Programmierlehrsaal mit 12 Bildschirmarbeitsplätzen. Jeder ist mit einem eigenen Rechner und Programmiertableau ausgestattet und steht in direkter Verbindung zum unterrichtenden Lehrmeister. Über interaktive Medientechnik und einen Visualizer ist der Lehrstoff optimal zu vermitteln.
Ebenso topmodern sind auch die Werkstätten in der Maler- und Lackierer-Technik ausgestattet. Zusätzlich zu mehreren Werkstatt- und Vorbereitungsräumen wurden hochmoderne Spritz- und Trockenkabinen eingerichtet. Mit einem Lastenaufzug ist es möglich, dass sogar Fahrzeuge in die Schulungsräume transportiert werden können.
Auch in der Land- und Baumaschinentechnik steht die praktische Anwendung am Gerät im Vordergrund. Die HWK Schwaben verfügt in diesem Bereich über mehrere Traktoren und diverse Anbaugeräte sowie einen modernen Bagger. So gibt es beispielsweise eine schallgedämmte Kabine, in der Traktoren auf Hydraulikprobleme geprüft werden können, ohne dass Abgase und Lärm den Unterricht belasten.
„Unser Angebot ist technisch auf topaktuellen Stand“, betont Hauptgeschäftsführer Wagner. „Denn viele Unternehmen, die uns ihre Azubis zur ÜLU schicken, verfügen selbst über moderne Anlagen. Auf diesem Niveau müssen auch wir arbeiten.“ Neben den Werkstätten und Übungseinheiten stehen auch optimal ausgestattete Theorielehrsäle und Sozialräume zur Verfügung. Doch moderne Räumlichkeiten und Maschinen sind von Bedeutung, aber nicht das einzig Entscheidende. Für eine erfolgreiche Ausbildung braucht es auch Lehrmeisterinnen und Lehrmeister, Dozenten und Fachreferenten, die über hohe Kompetenz, Engagement, Fachwissen und Fertigkeiten sowie über pädagogisches Geschick verfügen. Momentan unterrichten 21 festangestellte Lehrmeisterinnen und Lehrmeister im BTZ Augsburg.
Auf Hochglanz poliert zeigte sich das neue Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer für Schwaben (HWK) den zahlreichen Gästen und Ausbildungsunternehmen, bei der BTZ 360° Blick -Veranstaltung. Nach der offiziellen Eröffnung durch den Leiter der Bayerischen Staatskanzlei Dr. Florian Herrmann, haben über 300 Besucherinnen und Besucher in einem Rundgang das neue BTZ Augsburg erkundet.
Mit über 7000 m² Nutzfläche sind in dem zweistöckigen Gebäude Werkstätten und Lehrsäle für acht Fachbereiche untergebracht. Pro Jahr werden dort bei Volllast rund 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) und der Meisterkurse im praktischen Bereich fit für ihren Handwerksberuf gemacht.
Beim Rundgang durch die Werkstätten zeigt sich, wie hochtechnisch das Handwerk heute ist:
Land- und Baumaschinen
In der großen Halle der Land- und Baumaschinen dreht sich fast alles um große Geräte. Vom Bagger bis zu mehreren Traktoren und Schleppern samt Anbaugeräten sind hier modernste Maschinen zu sehen. Ebenso stehen aber auch kleinere Geräte wie Motorsägen für die Nachwuchskräfte bereit. Allein an den Geräten wird die enorme technische Entwicklung in diesem Bereich sichtbar. Angehende Land- und Baumaschinenmechatroniker erlernen hier, wie diese Maschinen und Fahrzeuge funktionieren, aber vielmehr noch wie sie gewartet und repariert werden können. Motoren- und Getriebetechnik, Hydraulik sowie Elektrotechnik und Elektronik sind dabei die wichtigsten Teilsegmente.
Schweißtechnik
Als Teilsegment der Metalltechnik präsentiert sich die Schweißtechnik, die in mehreren Lehrwerkstätten unterrichtet wird. Verschiedenste Schweißverfahren werden hier vermittelt. Vom Einsteiger in die Materie bis hin zum zertifizierten Schweißfachmann kommen hier alle modernen und gängigen Verfahren zum Einsatz. Brandneu ist ein Schweißroboter. Solche Geräte kommen immer stärker in Handwerksunternehmen zum Einsatz und dürfen daher in der Aus- und Weiterbildung nicht fehlen.
Metallbau
Am traditionellen Schraubstock bekommen die Azubis des 1. Ausbildungsjahres manuelle Fertigkeiten in der Metallbearbeitung wie Feilen, Sägen oder Schleifen vermittelt. Denn es braucht diese Grundlagen und den Bezug zum Werkstoff Metall, um dann im 2. und 3. Lehrjahr an weiteren modernen und technisch-anspruchsvollen Dreh- und Bohrmaschinen sowie Fräsautomaten zu unterwiesen zu werden. Ausgebildet werden in diesen Werkstätten Metallbauer*innen der Fachrichtung Konstruktionstechnik.
CNC-Werkstatt
Ein Highlight des Fachbereichs Metall ist die CNC-Werkstatt mit Programmierarbeitsplätzen für Feinwerkmechanik und Zerspanungstechnik. Dort befinden sich nagelneue Bearbeitungszentren. Allein die 5-Achsen-Simultanbearbeitungsmaschine hat rund 500 000 Euro gekostet. Auf diesem Gerät ist hochpräzise Metallbearbeitung und Filigrantechnik von sehr harten Werkstoffen möglich.
Gesteuert werden solche Maschinen digital. Die Fachkräfte – Gesellen wie Meister – müssen in der Lage sein, solche Arbeitsprozesse zu programmieren. Daher befindet sich direkt neben dem CNC-Maschinenraum der dazugehörige Programmierlehrsaal mit 12 Bildschirmarbeitsplätzen. Jeder ist mit einem eigenen Rechner und Programmiertableau ausgestattet und steht in direkter Verbindung zum unterrichtenden Lehrmeister. Über interaktive Medientechnik und einen Visualizer ist der Lehrstoff optimal zu vermitteln. In der CNC-Werkstatt befindet sich auch der 3-D-Drucker. Ausgebildet werden hier Feinwerkmechaniker*innen bzw. Zerspanungsmechaniker*innen.
Fotografie
Voller Technik ist auch der Unterrichtsbereich der Fotografen. Hier haben Azubis die Möglichkeit mit unterschiedlichen Kameras, Objektiven, Lichtquellen und weiterem Zubehör für ihren Beruf zu trainieren und die verschiedensten Menschen, Objekte oder Events aufzunehmen und die Fotos dann mit Computertechnik weiter zu bearbeiten. Während der Veranstaltung BTZ 360° Blick fertigten die Fotografen für die Gäste Erinnerungsfotos an.
Maler- und Lackierer
Ebenso topmodern präsentieren sind auch die Werkstätten in der Maler- und Lackierer-Technik ausgestattet. Zusätzlich zu mehreren Werkstatt- und Vorbereitungsräumen stehen hochmoderne Spritz- und Trockenkabinen für Azubis und angehende Meisterinnen und Meister zur Verfügung. Mittels eines Lastenaufzugs ist es möglich, dass sogar Fahrzeuge in die Schulungsräume transportiert werden können. Unterrichtet werden alle Fachrichtungen des Berufsbildes Maler- und Lackierer sowie Kirchenmaler und Vergolder.
Elektrotechnik und Elektronik
Das Berufsfeld der Elektrotechnik und Elektronik reicht von der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik über die IT-Kommunikationstechnik bis hin zur Automatisierungs- und Systemtechnik. Diese verschiedenen Fachbereiche werden in mehreren Werkstätten beschult. So erlernen Azubis zunächst die Grundlagen der Elektrik in Form von Schaltungen und spezialisieren dann ihre Kenntnisse in den jeweiligen Fachgebieten. Für alle Bereiche stehen modernste Schulungsmöglichkeiten zur Verfügung. So können Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbständig an eigenen Trainingsmodulen die jeweilige Aufgabenstellung lösen.
Kaufmann- und Kauffrau für Büromanagement
Dieser Ausbildungsberuf unterstützt alle kaufmännischen Aspekte des Handwerks. Von der Auftragsabwicklung, über Finanz- und Rechnungswesen, Kosten- und Leistungsrechnung sowie Personalwesen (Lohnabrechnung) werden alle Teilaspekte im Büromanagement anhand von praktischen Beispielen und vielen Übungen umfassend geschult. Selbstverständlich stehen auch hier vernetzte Computer und modernes Unterrichtsmaterial zur Verfügung. Gearbeitet wird in den Office Programmen. (Fotos: HWK Schwaben)