Am 12. Dezember findet der alljährliche europäische Fahrplanwechsel statt, so auch im bayerischen Regional-und S-Bahn-Verkehr, den die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) im Auftrag des Freistaats plant, finanziert und kontrolliert. Besonders umfangreich sind die Neuerungen in Bayerisch Schwaben: Auf der Strecke München – Memmingen – Lindau fährt der Regionalverkehr künftig elektrisch und wird vom Unternehmen Go-Ahead erbracht. Das führt auch auf fast allen anderen Strecken im Allgäu zu Fahrplanänderungen.
Elektrischer Regionalverkehr im Allgäu nimmt Betrieb auf
Nachdem im vergangenen Jahr bereits der Fernverkehr München – Lindau – Zürich auf elektrischen Betrieb umgestellt hat, folgt nun auch der Regionalverkehr München – Memmingen – Lindau. Die bisher von DB Regio betriebene Linie RE 72 München – Memmingen und der Regionalverkehr zwischen Memmingen und Lindau-Insel (neue Linienbezeichnung RB 92) werden von Go-Ahead übernommen und mit fabrikneuen und barrierefreien elektrischen Fahrzeugen vom Typ Stadler FLIRT bedient. Hinzu kommt die neue umsteigefreie Direktverbindung RE 96 Lindau-Reutin – Lindau-Insel –Memmingen – München, ebenfalls in Verantwortung von Go-Ahead. Zwischen München und Memmingen verkehrt diese Linie beschleunigt und hält unterwegs nur in München-Pasing, Buchloe, Türkheim und Mindelheim. Die Fahrtzeit zwischen München und Memmingen verkürzt sich so im Regionalverkehr alle zwei Stunden auf 1 Stunde 4 Minuten (zuvor 1 Stunde 29 Minuten). Gemeinsam ergeben die Linien RE 96 und RB 92 einen durchgehenden täglichen Stundentakt zwischen Memmingen und Lindau. Die Linie RE 72 hält zusätzlich in Rammingen und schafft so eine stündliche Verbindung von München zum Skyline-Park. Auch auf den Strecken Lindau – Friedrichshafen – Ulm sowie Vils Stadt – Pfronten-Steinach startet der elektrische Betrieb. Die Linie RB 60 / S7 zwischen Garmisch-Partenkirchen und dem Außerfern wird über Vils Stadt hinaus nach Pfronten-Steinach verlängert und gleichzeitig die Zahl der Zugfahrten im neu elektrifizierten Abschnitt erhöht. Dadurch gibt es künftig auch mehr Verbindungen zwischen Kempten und Reutte in Tirol. Aufgrund dieser Elektrifizierungsmaßnahmen erhöht sich der Anteil der elektrisch erbrachten Verkehrsleistung im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr von aktuell 59 auf 61 Prozent.
Große Fahrplanumstellung im Allgäu
Die Aufnahme des elektrischen Betriebs auf der Achse München – Memmingen – Lindau führt auf fast allen Strecken im Allgäu zu Fahrplanänderungen. Dies ist notwendig, da es weder ökologisch noch wirtschaftlich vertretbar ist, eine unverändert hohe Anzahl an dieselbetriebenen Zügen aus dem südlichen Allgäu auf der frisch elektrifizierten Strecke nach München fahren zu lassen. Die Devise der Bayerischen Eisenbahngesellschaft bei der Erstellung des neuen Fahrplankonzepts lautete: so wenig Dieselfahrzeuge auf elektrifizierter Strecke wie möglich, aber weiterhin Direktverbindungen in die Landeshauptstadt aus allen Teilen des Allgäus.
Deshalb reduziert die BEG im neuen Fahrplankonzept ab Ende 2021 teilweise die Zahl der umsteigefreien Verbindungen aus dem Ober- und Ostallgäu nach München. Das heißt, die Fahrgäste müssen künftig öfter in Buchloe umsteigen. Wichtige Direktverbindungen nach München bleiben aber bestehen. Wenn man Direkt- und Umsteigeverbindungen zusammenrechnet, erhöht sich die Zahl der Verbindungen Richtung München an fast allen Stationen aus dem südlichen Allgäu. Zwischen Lindau, Oberstdorf, Immenstadt, Kempten und Buchloe profitieren die Fahrgäste von einem exakten Stundentakt im Expressverkehr. Diese Linienbetreibt DB Regio mit dieselbetriebenen Neigetechnikzügen vom Typ VT612. Ab Buchloe fahren die Züge jede Stunde abwechselnd entweder direkt nach München (RE 70/RE 76) oder Augsburg (RE 7/RE 17) weiter. In den Zwischenstunden müssen die Fahrgäste entweder Richtung München oder Augsburg umsteigen. Damit sind München und Augsburg aus dem südlichen Oberallgäu weiterhin stündlich schnell erreichbar, Direktverbindungen nach München gibt es jede zweite Stunde.
Die stündlich verkehrenden Züge, welche Füssen als Start- oder Endpunkt haben, erhalten in beiden Fahrtrichtungen eine um 15 Minuten verschobene Fahrlage, damit auch weiterhin die Verbindung München – Füssen stündlich angeboten werden kann. Die meisten Züge aus Füssen verkehren direkt weiter nach Augsburg. In diesen Fällen bestehen in Buchloe kurze Umsteigezeiten zu den elektrisch betriebenen Zügennach München. Es wird aber auch aus Richtung Füssen über den ganzen Tag verteilt einzelne Direktverbindungen nach München geben. Zwischen Buchloe und München geht die neue stündliche Linie RB 74 an den Start, die von DB Regio mit bereits bewährten elektrischen Triebzügen der Baureihe ET 440 betrieben wird. Sie ersetzt bislang dieselbetriebene Fahrten der jeweils zweistündlichen Linien RB 68 München – Füssen und RE 74 München – Kempten. Die neue Linie hält in Fürstenfeldbruck und schafft damit den in der Region gewünschten Regionalzughalt in der Kreisstadt. Einzelne Fahrten, für die der bestehende Bahnsteig zu kurz ist, können erst ab Ende 2022 in Fürstenfeldbruck halten. Dann wirddortder neue Bahnsteig am Gleis 1 in Betrieb gehen.
Auf etlichen Linien im Süden von Augsburg verschieben sich Abfahrtszeiten oder Linienverläufe werden angepasst. Dies ist zum Beispiel notwendig, um attraktive Umsteigeverbindungen zu den elektrischen Linien auf der Strecke München – Memmingen herzustellen oder zu erhalten. Das gilt für die Linien RB 67 Augsburg-Oberhausen – Schongau, RB 77 Augsburg – Füssen und RB 69 Augsburg – Landsberg. Die meisten Verbindungen der RB 69 werden in Fahrten Augsburg – Kaufering und Kaufering – Landsberg aufgeteilt: Züge aus Augsburg und Landsberg fahren jeweils nur bis Kaufering und anschließend wieder zurück. Fahrgäste aus Landsberg mit Ziel Augsburg müssen deshalb künftig in Kaufering umsteigen.
Weitere Informationen zum Fahrplanwechsel findet Ihr hier.