Start Nachrichten Region: Die Politik bestellt, die Wirtschaft zahlt

Region: Die Politik bestellt, die Wirtschaft zahlt

Die von der Politik geforderte Corona-Testpflicht kostet der regionalen Wirtschaft Zeit, Geld und Nerven

Rund 758.000 Beschäftigte zählen die Unternehmen derzeit in Bayerisch-Schwaben. Etwa 1,5 Millionen handelsübliche Selbst- oder Schnelltests wären demnach nötig, um diese zweimal pro Woche auf das Coronavirus zu testen. „Was für die Politik eine weitere Ankündigung ist, bedeutet für die regionale Wirtschaft wöchentliche Mehrkosten von rund 10,5 Millionen Euro“, rechnet IHK-Präsident Dr. Andreas Kopton angesichts der politisch geforderten Corona-Testpflicht in Unternehmen vor. „Mehr Tests in eigener Verantwortung sind sinnvoll. Eine bürokratische Testpflicht in den Unternehmen ist dagegen ein Irrweg.“

Seit Beginn der Corona-Krise hat die regionale Wirtschaft viel Zeit und Geld in den Gesundheitsschutz ihrer Beschäftigten, Kunden und Partner investiert. Für die Etablierung des Homeoffice wurden neue Hard- und Software angeschafft, Mitarbeiter geschult und Teams getrennt. Hinzu kommen Kosten für Trennwände, Desinfektionsmittel und weitere Hygienemaßnahmen. Kopton: „Die Unternehmen haben alles dafür getan, dass sie auch in Corona-Zeiten ihrem Geschäft nachkommen können. Und dennoch schickt sie die Politik seit über einem Jahr von einem Lockdown in den nächsten. Daher kann es niemanden überraschen, dass eine Corona-Testpflicht auf viel Unverständnis stößt.“

In den Unternehmen wird getestet
Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), an der sich auch Unternehmen aus Bayerisch-Schwaben beteiligt haben, zeigt: in fast der Hälfte aller Unternehmen wird bereits getestet oder der Teststart steht unmittelbar bevor. Nachdem sich rund ein Drittel der befragten Unternehmen aktuell im Lockdown befindet oder ausschließlich im Homeoffice gearbeitet wird, gibt es tatsächlich nur einen kleineren Anteil an Unternehmen ohne eigene Teststrategie. „Die Unternehmen leisten bereits heute einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehens. Statt neuer Vorschriften und Pflichten würden sie sich weit mehr über konstruktive Unterstützung freuen“, so Kopton.

Hoher Aufwand, viele Fragen
Es sind gerade die kleinen Betriebe mit weniger als 20 Beschäftigten, die aktuell noch ein Informationsdefizit beklagen oder sich mit der Beschaffung ausreichend verfügbaren Selbst- oder Schnelltests schwertun. Hinzu kommt die Sorge, rechtliche wie organisatorische Voraussetzungen nicht erfüllen zu können. Kopton: „Der holprige Start der Testkampagne an den bayerischen Schulen zeigt, wie schwer es ist, neben dem laufenden Tagesgeschäft eine Testkampagne zu entwickeln. Es ist eben nicht damit getan, ein Ziel auszugeben – es muss auch erreicht werden. Nicht realisierte Ankündigungen hatten wir in den letzten Monaten schon genug.“

IHK informiert und berät
Auf schwaben.ihk.de/tests hat die IHK Schwaben alle relevanten Informationen zu Corona-Tests in Unternehmen zusammengestellt. Ergänzt durch Checklisten und Erklärvideos beantworten die IHK-Experten Anita Christl und Patrick Augustin viele Fragen, die sich Unternehmen derzeit stellen. Darüber hinaus bietet die IHK kostenfreie Webinare an, die auch über den IHK-Youtube-Kanal zur Verfügung stehen.

Kopton abschließend: „Vertrauen ist die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit – so die Bundeskanzlerin. Dieses Vertrauen hat sich auch die Wirtschaft im letzten Jahr erarbeitet. Statt mit der Testpflicht zu drohen, sollte die Politik ihre eigenen Hausaufgaben machen und den Unternehmen beim Aufbau eines eigenen Testangebots helfen. Leider machen uns auch in diesem Bereich andere vor, wie das geht. So können in Großbritannien Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten ihre Corona-Tests kostenfrei vom Staat beziehen. Das motiviert.“