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Oberallgäu: Landkreisverwaltung stellt sich strukturell neu auf

Urheberrecht: FW Bayern/ Susamme Moelle

Die Oberallgäuer Landkreisverwaltung will sich krisensicher und zukunftsfest aufstellen. Unterstützung für dieses Vorhaben holt sich das Amt bei einer externen Beratungsfirma. Deren Expertise soll in den kommenden beiden Jahren genutzt werden, um Strukturen und Prozesse zu analysieren und zu optimieren. Ziel ist ein noch besserer Service für Bürgerinnen und Bürger.
Kostenlos gibt es das nicht: In 2023 wird die Expertise der Karlsruher Beratungsfirma, deren Angebot sich im Vorfeld im Hinblick auf Inhalt und Kosten klar gegen mehrere Mitbewerber durchgesetzt hat, bis zu 265.000 Euro kosten. Ähnliche Beträge werden voraussichtlich im darauffolgenden Jahr folgen.
Für diese Ausgabe gab der Kreisausschuss am Freitag, 24. März, in einer Sondersitzung grünes Licht. Mit einer Gegenstimme gaben die Kreisrätinnen und Kreisräte die Ausgabe für dieses und das kommende Jahr frei.
„Ein starkes Zeichen und eine kluge Entscheidung“, sagt die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller im Anschluss an die Sitzung und ergänzt: „Das eindeutige Votum des Kreisausschusses zeigt, dass die Verwaltung das Vertrauen der Volksvertreter genießt. Mit diesem Rückhalt können wir uns als lernende Organisation auf den Weg machen, um unseren Service im Sinne der Bürgerinnen und Bürger noch weiter zu verbessern. Mein besonderer Dank gilt der konstruktiven und ergebnisoffenen Diskussion im Ausschuss.“

Für die Grüne Kreistagsfraktion sagt Thomas Gehring als Mitglied des Kreisausschuss:
„Wir begrüßen die Organisationsentwicklung im Landratsamt, aber für diesen Prozess gilt besonders, dass eine gute und moderne Entwicklung des Landratsamtes ein enges Zusammenwirken von Kreistag und Verwaltung voraussetzt.
Es wäre besser gewesen, den Kreistag als Gremium rechtzeitig miteinzubeziehen und öffentlich zu tagen. Nur mit guter Kommunikation kann man die BürgerInnen und KreisrätInnen davon überzeugen, dass Steuergeld sinnvoll in eine zu optimierende Verwaltung investiert wird. Das muss dringend verbessert werden.“

Joachim Konrad, der Vorsitzende der Kreistagsfraktion der CSU, ergänzt:
„Die Diskussion über die Vor- und Nachteile einer solchen Organisationsentwicklungsmaßnahme sowie deren Kosten hätte unseres Erachtens öffentlich erfolgen müssen. Wir haben uns als CSU-Fraktion die Entscheidung nicht leicht gemacht, denn eine halbe Million Euro sind viel Geld. Überzeugt haben uns schließlich die Abteilungsleiter, die sich während der Sitzung leidenschaftlich für diesen Prozess ausgesprochen haben.“

Kreisrat Michael Käser (FDP), der als einziges Mitglied des Ausschusses dagegen stimmte, kritisiert die Höhe der Aufwendungen: „Zwar sehe ich auch den Beratungsbedarf, jedoch fehlt es mir bei der beauftragten Firma an Erfahrung in Bezug auf öffentliche Behörden. Darüber hinaus halte ich eine Ausgabe für eine Beratungsdienstleistung von mehr als einer halben Million Euro – auch wenn Sie noch so sinnvoll ist – in Zeiten der Konsolidierung gegenüber dem Steuerzahler für nicht vertretbar“, so der Sprecher der Ausschussgemeinschaft ÖDP/FDP/BBOA.

Freie Wähler-Fraktionsvorsitzender Dr. Philipp Prestel begrüßt das Organisationsentwicklungskonzept für die Landkreisverwaltung ausdrücklich. „Ich sehe darin große Chancen, das Landratsamt noch bürgerfreundlicher, innovativer und zukunftsfähiger auszurichten und auch weiterhin als attraktiver Dienstgeber wahrgenommen und erlebt zu werden. Eigentlich hätte man das bereits vor zehn Jahren systematisch angehen sollen. Für die Behandlung der Details in nicht-öffentlicher Sitzung habe ich größtes Verständnis, gerade weil in der Beratung zur Organisationsentwicklung natürlich auch Informationen über die Stärken und Schwächen einzelner Abteilungen und Fachgebiete ausgetauscht werden. Die Mitarbeitenden der jeweiligen Bereiche haben aus guten Gründen einen Anspruch auf vertrauliche Behandlung der sie betreffenden Angelegenheiten.“

Die Entscheidung für die Ausgabe, so Indra Baier-Müller, habe man sich keinesfalls leichtgemacht. Aber sie sei nötig: „In den vergangenen Jahren ist die Verwaltung aus eigener Kraft heraus stark durch mannigfache Krisen gekommen. Dabei hat sie ihre Funktionsfähigkeit nach außen immer über das Wohl der Mitarbeitenden gestellt. Dies ging nicht spurlos an den Kolleginnen und Kollegen vorbei. Als Organisation wollen wir uns jetzt vor allem auf kommende Herausforderungen vorbereiten. Davon profitieren sowohl unsere Bürgerinnen und Bürger als auch unsere Mitarbeitenden.“

Aufgabe des Beratungsunternehmens wird es nun sein, die Mitarbeitenden der Landkreisverwaltung vor dem Hintergrund einer sich stark verändernden Gesellschaft auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Am Ende, so die Landrätin weiter, werden dadurch auch Kosten eingespart.