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Oberallgäu: Freistaat fördert Besucherlenkung

Nachdem das Allgäu im vergangenen Sommer teilweise von Besuchern überrannt worden ist, soll nun mit einem Modellprojekt der Ansturm gelenkt werden. Damit sollen vor allem ökologisch sensible Gebiete besser geschützt werden. Zur Finanzierung des Projekts bekommt das Oberallgäu nun eine Förderung von 500.000 Euro vom Freistaat Bayern.
Dazu das Landratsamt Oberallgäu:
Das Thema Besucherlenkung wird im Oberallgäu wie in Bayern heiß diskutiert. Spätestens seit Corona zeigt sich, dass es gute Konzepte braucht, um einen Konflikt zwischen Mensch und Natur zu verhindern. Landrätin Indra Baier-Müller hat dazu im Schulterschluss mit den Oberallgäuer Landtagsabgeordneten Umweltminister Thorsten Glauber ein Konzept präsentiert, das als Modellprojekt für weitere Besucherlenkungsmaßnahmen dienen soll. Der Minister der Freien Wähler möchte die Initiative mit dem Umweltministerium aufgreifen und das Oberallgäu zur bayernweiten Musterregion für Besucherlenkung machen. Auch finanziell möchte Glauber das Projekt mit einer halben Million Euro kräftig unterstützen.
„Beim Thema Besucherlenkung muss unser Ziel sein, unsere Gäste willkommen zu heißen und gleichzeitig für die Belange von Natur, Grundstückseigentümern, Flächenbewirtschaftern und Einheimischen zu sensibilisieren,“ so Landrätin Indra Baier-Müller. Die Besucherlenkungsinitiative bündle die guten Kräfte der Region. Der Naturpark Nagelfluhkette setze seit vielen Jahren die ganzheitliche Aufklärungskampagne „Mein Freiraum. Dein Lebensraum.“ erfolgreich um. Das Zentrum Naturerlebnis Alpin leiste mit seinen Experten ebenfalls großartige Arbeit im Bereich Besucherlenkung und verfüge über wertvolle Kompetenzen vor Ort.
„Es ist daher der folgerichtige Weg, das erfolgreiche Modell des Naturparks mit den Kompetenzen des Naturerlebniszentrums auszuweiten und die Besucherlenkung im Oberallgäu so gemeinsam zu stärken.“ Für die Umsetzung und Koordinierung sehe Sie eine Schlüsselrolle beim Landratsamt. Die Unterstützung vom Freistaat sei ein starkes Signal aus München für die Region.
Die Landrätin werde nach den Osterferien in einer Videokonferenz mit den betroffenen Bürgermeistern, dem Naturpark, dem Zentrum Naturerlebnis Alpin und der unteren Naturschutzbehörde ein Strategiepapier ausarbeiten, das u.a. auch digitale Steuerungsmöglichkeiten enthalte. Dann sei der nächste Termin mit Minister Glauber geplant. „Wir ziehen alle an einem Strang. Klar ist: Wir brauchen ein Miteinander, denn: Tourismus und Natur gehören zusammen!“, so Baier-Müller abschließend

PM MdL Alexander Hold
Seit Ausbruch der Pandemie und den mit den Einschränkungen verbundenen Änderungen im Freizeitverhalten werden insbesondere die schönen Gegenden im Allgäu immer wieder vor riesige Herausforderungen durch Heerscharen von Ausflüglern gestellt.
Gemeinsam haben deshalb die beiden Regierungsfraktionen im Bayerischen Landtag eine Fraktionsinitiative gestartet, um ein Modellprojekt zur Besucherlenkung ins Oberallgäu zu holen. So ist es den Allgäuer Landtagsabgeordneten Alexander Hold, Dr. Leo Herz (beide FREIE WÄHLER) und Eric Beißwenger (CSU) gelungen, 500.000 € dafür im Haushalt des Umweltministeriums 2021 zu verankern.
mit unserem Koalitionspartner haben wir daher dafür gesorgt, dass das Umweltministerium 500.000 € an Mitteln bekommt, um ein Konzept zur Stärkung von nachhaltigen Naturerlebnissen und Besucherlenkung auf den Weg zu bringen. Ziel ist es, ökologisch sensible Gebiete dabei noch besser als bisher zu schützen. Zur Stärkung von Naturerlebnissen soll ein neuer Naturerlebnis-Baukasten entwickelt werden. Der Baukasten soll insbesondere die Kommunen unterstützen und baut dabei vor allem auf den Erfahrungen aus den Nationalparken und den Besucher-Hotspots im Alpenraum auf.
Nun hatten die drei Abgeordneten zur Vorbereitung des Modellprojektes ein spannendes (Online-) Gespräch mit Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (FREIE WÄHLER), dem Kollegen Thomas Gehring, der Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller, den Bürgermeisterin Dr. Rödel (Bad Hindelang), Konrad Kienle (Balderschwang) und Frank Fischer (Obermaiselstein) sowie den Fachleuten vor Ort wie Rolf Eberhard, dem Leiter des Naturparks Nagelfluhkette und Ethelbert Babl vom Zentrum Naturerlebnis Alpin (Obermaiselstein).
Dazu Landtagsvizepräsident Alexander Hold: „Es wird zunehmend schwieriger, Rückzugsgebiete für unsere Tierwelt zu erhalten. Andererseits steht für Besucher immer mehr das Naturerlebnis im Mittelpunkt. Hier die Balance zu halten ist eine große Herausforderung. Zugleich bemühen sich die Allgäuer Gastgeber, nachhaltige Urlaubserlebnisse zu ermöglichen. Das dürfen wir nicht durch Maßnahmen konterkarieren, die den Eindruck erwecken, Besucher seien für uns im Allgäu vor allem eine Last. Das hat uns bewogen, das Umweltministerium als Verbündeten für ein
Modellprojekt zu suchen und die dafür notwendigen Mittel durch den Freistaat zur Verfügung zu stellen.“
Rolf Eberhard nannte die Unterstützung durch das Umweltministerium „für den Naturpark Nagelfluhkette sensationell!“ Das Umweltministerium bringt ein Konzept zur Stärkung von nachhaltigen Naturerlebnissen und Besucherlenkung auf den Weg. Ziel ist es, ökologisch sensible Gebiete dabei noch besser als bisher zu schützen. Dazu betonte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (FREIE WÄHLER): „Unser Ziel ist ein Konzept für die Besucherlenkung in den Naturerlebnis-Hot Spots in ganz Bayern. Dazu entwickeln wir einen Naturerlebnis-Baukasten. Das Freizeitverhalten ändert sich. Unsere Natur wird zu einem wahren Tourismusmagnet. Gerade in Zeiten von Corona brauchen wir Lösungen für ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur. Ein Ausgleich der Interessen soll durch eine bestmögliche Lenkung der Besucher gelingen. Nicht jedes Eck Bayerns darf touristisch erschlossen werden. Besonders sensible Gebiete müssen geschützt bleiben.“ Zur Stärkung von Naturerlebnissen soll ein neuer Naturerlebnis-Baukasten entwickelt werden. Der Baukasten soll insbesondere die Kommunen unterstützen und baut dabei vor allem auf den Erfahrungen aus den Nationalparken und den Besucher-Hotspots im Alpenraum auf. Glauber: „Eine Naturerlebnis-Matrix soll bereits erprobte Instrumente der Besucherlenkung sammeln und bewerten sowie Finanzierungsmöglichkeiten aufzeigen. So können bewährte Instrumente einer Region auf andere Regionen übertragen werden. Zudem sollen die örtlichen Besucherlenkungsinitiativen besser vernetzt und eine neue Struktur der Zusammenarbeit zwischen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Akteuren modellhaft erprobt werden. Die Nationalparke können mit guten Ideen Pate der Regionen sein.“ Inhalt des Naturerlebnis-Baukastens sind verschiedene Elemente: • Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Neben dem bayernweit laufenden Wettbewerb „Ausgewildert“ des Umweltministeriums sollen regionale Kampagnen den Menschen die schützenswerte Natur näherbringen. Eine zentrale Dachmarke mit eigenem Internetauftritt wird Angebote für Kommunen und Informationen für Bürger zusammenführen. • Technik: Der Einsatz technischer Geräte und die Vernetzung mit digitalen Angeboten sollen erprobt werden. Besucherzählgeräte sollen Daten für digitale Angebote liefern, über die Ausflugsziele bereits von Zuhause aus erkundet werden können. Auch der Einsatz von „Digital-
Rangern“, die Besucherinformation und Besucherlenkung über Online-Plattformen und Soziale Medien betreiben, soll ausgebaut werden. Experimentell soll der Einsatz von Drohnen für die Arbeit der Ranger getestet werden, insbesondere in schwer zugänglichem Gelände. • Beschilderung und Besucherinfrastruktur vor Ort: Durch eine verbesserte Beschilderung von Wanderwegen und besonderen Naturräumen oder Anlage von Beobachtungsstationen soll direkt im Gelände für die Naturschätze der jeweiligen Region sensibilisiert werden. • Persönliche Ansprechpartner: Ranger, Gebietsbetreuer und Naturschutzwächter sind als Berater vor Ort und in den Besucherzentren tätig. Diese Tätigkeiten sollen in verschiedenen Regionen noch weiter ausgebaut werden. Die Gebietsbetreuung wird durch den Bayerischen Naturschutzfonds gefördert, und in der neuen Förderperiode stehen dafür ab 1. April 2021 für weitere drei Jahre über 7,7 Millionen Euro zur Verfügung. Damit kann die Betreuung von 55 ökologisch sensiblen und hochwertigen Gebieten fortgesetzt werden. Gefördert durch das Bayerische Umweltministerium wurden seit Ende 2018 in den bayerischen Naturparken rund 40 neue Rangerstellen geschaffen. In den kommenden Monaten sollen weitere 20 Rangerstellen hinzukommen. • Förderung: Zusätzlich wird ein neuer „Förderbereich“ zum Thema Naturerlebnis und Besucherlenkung geschaffen. In diesem Zusammenhang werden die bestehenden Fördermöglichkeiten neu strukturiert und erweitert. Ziel ist insbesondere die Schaffung neuer, naturverträglicher Fördertatbestände im Rahmen der Erfahrung von Naturerlebnissen mit entsprechender Besucherlenkung. Eine erste Musterregion für Besucherlenkung im gesamten bayerischen Alpenraum entsteht nun im Oberallgäu. 500.000 Euro stehen dafür zur Verfügung, die gemeinsam mit den Beteiligten in der Region für innovative Maßnahmen eingesetzt werden.