Im Maximilian-Kolbe-Haus hatte Oberbürgermeister Manfred Schilder gemeinsam mit Staatsminister und Stadtrat Klaus Holetschek, MdL zum zweiten „Runder Tisch Artenvielfalt“ geladen. An dem Treffen nahmen neben zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern von Naturschutzverbänden, Obst- und Gartenbauvereinen, des Bauernverbands, der Schulen und weiteren Gruppierungen auch Mitglieder des Stadtrats und Beschäftigten der Stadt Memmingen teil. „Wir wollen darüber informieren, welche Maßnahmen seit dem ersten „Runder Tisch Artenvielfalt“ bereits umgesetzt werden konnten, welche in Arbeit und welche in der weiteren Planung sind. Ebenso soll dieses Treffen einem Ideenaustausch dienen, um weitere Möglichkeiten für mehr Naturschutz zu finden und Herausforderungen gemeinsam anzugehen“, führte Schilder bei seiner Begrüßung aus.
Holetschek stellte in seiner Begrüßung kurz dar, was sich in den letzten 3 Jahren nach der Verabschiedung des Gesetzes zum Volksbegehren und des Begleitgesetzes „Volksbegehren Plus“ am 17. Juli 2019 für den Artenschutz getan hat. Im Rahmen des Begleitgesetzes wurden über 140 Maßnahmen aufgesetzt, von denen rund 80 Prozent bereits umgesetzt wurden. Die restlichen 20 Prozent befinden sich aktuell in der Umsetzung oder noch in Arbeit. Unter anderem ist die Umsetzung des Biotopverbundes erfolgreich angelaufen, ebenso wie das Programm BioRegio2030, das als Schwerpunkt die Vermarktung ökologischer Produkte hat und die Ausweitung des ökologischen Anbaus vorantreibt. „Wir wollen das Thema Landwirtschaft und Ökologie verbinden und daraus ein Miteinander machen“, betonte Holetschek.
Felix Wigand, der seit 1. Juli 2022 Leiter des Amtes „Umwelt und Klima“ bei der Stadt Memmingen ist, stellte sich den Anwesenden zunächst kurz vor. Das Amt wurde im Sommer neu geschaffen. Wigand stellte in einer Präsentation die wichtigsten Ursachen für das Artensterben vor, genauso wie die Maßnahmen, die bereits umgesetzt wurden oder sich in der Planung befinden. So wird beispielsweise die Lichtverschmutzung durch Umstellung auf insektenfreundliche LED-Beleuchtung mit geringem Streulicht und der Abschaltung der Akzentbeleuchtung an öffentlichen Gebäuden ab 23 Uhr reduziert. Zudem werden im Waldgebiet Biberlebensräume geschaffen, der Totholzanteil erhöht und nahezu komplett auf Insektizide bei der Borkenkäferbekämpfung und im gesamten Stadtgebiet verzichtet. Städtische Grünflächen werden möglichst nur noch zweimal im Jahr gemäht und abgemagert, nicht gemulcht, wodurch eine Vielzahl von natürlichen Blumenwiesen entsteht. Eine Begrünungssatzung ist derzeit in Entwicklung, die eine verbindliche Vorgabe zur Gestaltung unter anderem von Vorgärten macht, um zum Beispiel Steingärten zu verbieten. Bereits im Plenum wurde die Planung für ein Waldinformationszentrum im Memminger Stadtwald vorgestellt, das möglichst in den nächsten Jahren entstehen soll. Weiterhin soll das Stadtklimakonzept umgesetzt werden, um die ökologische Aufwertung von bestehenden Gewerbegebieten und der Altstadt als Hotspots voranzutreiben.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurden verschiedene Ideen und Anregungen, Kritik und Lob angebracht. Hier war ein besonders kontrovers diskutierter Punkt die immer wieder neue Versiegelung von Flächen durch neuausgewiesene Baugebiete. Der Wunsch nach mehr freien, naturnahen Flächen steht dabei dem Bedarf nach immer neuen Wohnungen wegen akuter Wohnungsnot gegenüber. Die Nachverdichtung des Altbestandes war dabei eine Idee, ebenso wie der Vorschlag, mehr in die Höhe und die Tiefe zu bauen, um bei kleinerem Flächenverbrauch eine möglichst hohe Anzahl an Wohnungen zu schaffen.
Am 1. Juli 2019 fand der erste „Runder Tisch Artenvielfalt“ im Rathaus statt. Wegen Corona war bisher noch kein zweites Treffen möglich. Zukünftig soll der „Runder Tisch Artenvielfalt“ wieder regelmäßig zusammentreten.
Bild: V. Weyrauch/ Pressestelle Stadt Memmingen