Prof. Dr. Friedrich Heinemann vom Forschungsinstitut ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (Mannheim) referierte in einem öffentlichen Vortrag über das Thema „Inflation ohne Ende? Wie die Europäische Zentralbank ihr Stabilitätsversprechen wieder einlösen könnte“. Die Vortragsveranstaltung fand auf Einladung des Europabüros der Stadt Memmingen im Kolbe-Haus statt und wurde von der Leiterin des Europabüros, Alexandra Hartge, moderiert. Oberbürgermeister Manfred Schilder begrüßte die zahlreichen Gäste und formulierte in seiner Einschätzung über die Inflation das Ziel des Abends: „Es gibt viele Fragen wie zum Beispiel ‚Woher kommt die aktuelle, hohe Inflation?‘ auf die ich mir Antworten durch den Referenten erhoffe.“
Anlass des Vortrags war die mit Abstand höchste Inflation, die die Euro-Zone seit der Einführung des Euros erlebt hat. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat damit ihr Zwei-Prozent-Inflationsziel drastisch verfehlt. Mit der Pandemie und dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben gravierende Krisen maßgeblich zu diesem Inflationsschub beigetragen. Darüber hinaus wächst aber auch die Skepsis, ob die EZB eine Mitverantwortung trägt. Sehr hohe Staatsschulden könnten erklären, warum Europas Zentralbank sehr viel langsamer auf den Preisschock reagiert hat als beispielsweise die amerikanische Zentralbank.
In seinem Vortrag legte Prof. Heinemann, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ und außerplanmäßiger Professor für Volkswirtschaftslehre an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, die kurz- und langfristigen Inflationsursachen und -treiber dar. Zudem gab er der interessierten Zuhörerschaft eine Einschätzung, ob und wann mit einer Rückkehr zur Preisstabilität zu rechnen ist. „Es ist wichtig, weiterhin positiv zu denken. Denn eine Hyperinflation ist derzeit nicht absehbar, das Humankapital ist inflationssicher und wir alle können lernen, mit der Inflation umzugehen“, schloss Prof. Heinemann seinen Vortrag.
Bei einer anschließenden Fragerunde beantwortete Prof. Heinemann Fragen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Dabei wurde unter anderem die dringende Notwendigkeit der finanziellen und ökonomischen Bildung angesprochen, die bereits in den Schulen vermittelt werden sollte.
Bild: V. Weyrauch/ Pressestelle Stadt Memmingen