„Integration ist ein dringendes Thema für uns als Stadtgesellschaft. Die weltweiten Migrationsbewegungen finden auch bei uns in Memmingen ihren Niederschlag. Migration bringt viele Chancen mit sich, aber auch Herausforderungen, die wir gemeinsam angehen müssen“, erklärte Oberbürgermeister Manfred Schilder bei der Auftaktveranstaltung zur Erarbeitung eines Integrationspolitischen Gesamtkonzepts für die Stadt Memmingen in der Stadthalle.
Von den rund 45.400 Einwohnern Memmingens haben etwa 10.200 eine andere als die deutsche Staatsbürgerschaft, beschrieb Lukas Krupinski, Leiter der städtischen Koordinierungsstelle Integration, die Situation in der Stadt. „Das entspricht einem Ausländeranteil von 22 Prozent. Aktuell leben Menschen aus etwa 120 Nationen in Memmingen.“ Den Löwenanteil bildet die Gruppe der EU-Bürger mit einem Bevölkerungsanteil von 9,1%. Sehr klein ist der Personenkreis, der einen Aufenthalt aus humanitären Gründen aufweist (1,9%) oder auch die Zahl der Asylbewerber (0,19%) sowie Personen mit Duldung (0,17%). „Als Wirtschaftsstandort ist Memmingen attraktiv und wächst durch Zuzug aus dem Ausland, vor allem aus der EU“, analysiert Krupinski. Eine Zuwanderungsgeschichte, und sei es, dass diese in der Generation der Eltern oder Großeltern liegt, haben rund 40 Prozent der Menschen in Memmingen. „In Memmingen leben 2022 in etwa 20.000 Menschen, die selbst oder deren Eltern aus einem anderen Land zugewandert sind. Etwa die Hälfte der Menschen mit Migrationshintergrund haben die deutsche Staatsbürgerschaft“, stellte Krupinski fest.
In den vergangenen Monaten haben 359 Bürgerinnen und Bürger an einer Online-Befragung zum Thema Integration teilgenommen, was eine sehr gute Resonanz sei, erklärte Patricia Jessen vom Ibis-Institut (Duisburg), das die Erstellung des Integrationskonzepts begleitet. Rund 40 Prozent der Teilnehmenden setze Integration mit Assimilation gleich, 60 Prozent spreche sich für ein neues „Wir-Gefühl“ aus, in dem Menschen mit verschiedensten Lebensentwürfen an der Gesellschaft partizipieren und diese gestalten. Die Frage, ob sich in Memmingen alle Menschen auf Augenhöhe begegnen, bejahte ein Drittel der Befragten, 22 Prozent sahen dies nicht so. Neben der Bürgerschaft haben auch 19 Institutionen, darunter sieben Behörden wie Polizei, Ausländeramt oder Jugendamt an einer Befragung teilgenommen. Darüber hinaus gab es für die Bestandsanalyse auch eine Befragung von Experten haupt- und ehrenamtlich im Bereich Integration Tätiger.
Bei der Auftaktveranstaltung wurden in mehreren Workshops zu den Themen „Zusammenleben und Wohnen“, „Bildung und Sprache“, „Teilhabe und Mitgestaltung“ und „Arbeit und Wirtschaft“ wurden Impulse, Anregungen und Ideen der rund 30 teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger gesammelt. „In den kommenden Monaten sollen konkrete Ziele und Handlungsschritte erarbeitet werden“, stellte Jörg Haldenmayr, Leiter des Referats Jugend und Soziales, die nächsten Schritte bei der Konzepterarbeitung vor. Dazu wird es eine zweite Workshop-Runde mit der Bürgerschaft geben sowie Expertenrunden mit Institutionen und Fachleuten. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns. Die Erstellung eines guten Konzepts wird erfolgreich sein, wenn Bürgerschaft, Fachkräfte und Verwaltung an einem Strang ziehen“, bekräftigte Haldenmayr. Das Integrationskonzept soll bis Mitte kommenden Jahres vorliegen.
Bild: Alexandra Wehr / Pressestelle Stadt Memmingen