Der Landkreis Oberallgäu will bei Schadenslagen und Naturereignissen schnell und richtig reagieren. Damit das gelingt, steht gute und schnelle Kommunikation im Mittelpunkt eines bislang einzigartigen Modellprojektes.
Die zerstörerische Flut im Ahrtal liegt zwei Jahre zurück, der heißeste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gerade einmal wenige Wochen. Der Felssturz vom Gipfel des Hochvogels hingegen steht unmittelbar bevor. Ereignisse dieser Art werden, da sind sich die Klimamodelle einig, in Zukunft unwiderruflich zunehmen. Hinzu kommen menschengemachte Krisen, wie die Gefahr von Blackouts, Cyberattacken oder wirtschaftlichen Einbrüchen, auf die vor Ort binnen kürzester Zeit schnell und richtig reagiert werden muss, um langfristige Schäden für Mensch und Gesellschaft abzuwenden.
Wie das gelingen kann, damit beschäftigt sich der Landkreis Oberallgäu in Zusammenarbeit mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg seit Herbst vergangenen Jahres im Rahmen der Fördermaßnahme „Resiliente Regionen“ des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Der Eigenanteil des Landkreises für die Maßnahme beträgt 63.000 Euro. Die Umsetzung des Projektes wird zu 90 Prozent gefördert.
Nachdem bereits im vergangenen Jahr unter dem Eindruck des drohenden Black-Out-Szenarios infolge des Ukraine-Krieges für zentrale Akteure in der Region Experten-Workshops veranstaltet wurden, fand kürzlich der erste Werkstattstammtisch aller relevanten Akteure statt. Im ungezwungenen Rahmen trafen sich Fachexpertinnen und –experten aus den Bereichen Katastrophen-, Bevölkerungs- und Zivilschutz mit Vertreterinnen und Vertretern lokaler Verwaltungen zum Austausch. Das Ziel: Die gemeinsame Schaffung einer Grundlage zum Auf- und Ausbau einer Dialogplattform zur Stärkung der regionalen Resilienz. Anhand einer fiktiven Einsatzlage wurden Maßnahmen geplant und deren Wirkung im Anschluss interdisziplinär besprochen. Die Erkenntnisse der Auftaktveranstaltung bilden die Basis für weitere Werkstatt-Stammtische.
Zum Modellvorhaben „Stärkung der Resilienz einer ländlichen Region im voralpinen Bereich“
Im Rahmen des Modellvorhabens „Stärkung der Resilienz einer ländlichen Region im voralpinen Bereich“ beschäftigt sich der Landkreis Oberallgäu zusammen mit der OTH Regensburg mit regionalen und katastrophalen Schadensereignissen. Künftig soll ein stabiles Netzwerk im Bereich des Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes aufgebaut werden. Das Vorhaben zielt darauf ab, die Resilienz des Landkreises Oberallgäu in Bezug auf regionale Risiken, wie z. B. klimawandelbedingte Naturereignisse oder auch menschengemachte Schadenslagen, durch ein regionales Handlungssystem zu stärken.
Besonderen Wert wird dabei auf die Einbindung verschiedener Akteure gelegt. Dazu gehören Einsatzkräfte, Betreibende Kritischer Infrastrukturen, Vertretende aus Industrie, Wirtschaft und Verwaltung sowie Bürgerschaft und Fachexperten.
Im Modellvorhaben sollen künftig konkrete Ergebnisse für den Landkreis erarbeitet werden. Dazu gehören beispielsweise die Ausarbeitung von Plänen und Kommunikationsstrukturen, der Erstellung adressatenbezogener Handbücher und die Erarbeitung modellhafter und übertragbarer Schulungskonzepte. Die Einsatzabläufe der jeweiligen Organisationen sollen aufeinander abgestimmt werden, sodass im Ernstfall eine schnelle Reaktionsfähigkeit sichergestellt werden kann.
Die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit den Themen Resilienz und Katastrophenschutz. Viele Kommunen wurden bereits bei der Erstellung, Evaluierung und Beübung unterschiedlichster Katastrophen- und Krisenszenarien erfolgreich begleitet. Die OTH wird auch für den Landkreis Oberallgäu eine notwendige wissenschaftliche Begleitung sein und bei der Entwicklung von Konzepten und Strategien zur Vermeidung, Reduzierung und Anpassung an Risiken, künftig unterstützen.