Im Mandichosee und entlang des Lechs wurde im Sommer 2019 eine exotische Blaualgengattung (Cyanobakterium tychonema) festgestellt, die bisher eher in nördlichen Gefilden vorkam. Bis man Genaueres über „Tychonema“ herausgefunden hatte, musste sicherheitshalber vorübergehend ein Badeverbot am Mandichosee verhängt werden. Inzwischen weiß man besser darüber Bescheid. Mehrere Beteiligte sorgen nun dafür, dass Baden und Wassersport am Mandichosee in dieser Saison grundsätzlich möglich sind. Einige Punkte müssen jedoch beachtet werden, weil Tychonema für Kleinkinder und Hunde gefährlich sein kann.
Blaualgen („Cyanobakterien“) gehören zur natürlichen Flora von Gewässern und sind erst einmal nicht gefährlich. Zwar stellen manche von ihnen Giftstoffe her, ein Problem für den Menschen entsteht jedoch erst, wenn sie sich in einem See massenhaft vermehren. Bei den heimischen Blaualgen ist eine Massenvermehrung gut zu erkennen: Sie schwimmen frei im Wasser, das Wasser wird gelb-grünlich-trüb und lädt dann eindeutig nicht mehr zum Baden ein. Sieht man beispielsweise bereits im wadentiefen Wasser die eigenen Füße nicht mehr oder sichtet man auf der Wasseroberfläche schwimmende grünliche Schleier, sollte man lieber eine andere Stelle aufsuchen. Bereits 50 Meter links oder rechts kann die Situation besser sein. Ein Kontakt mit diesen heimischen Blaualgen kann möglicherweise zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schleimhautreizungen oder Hautausschlag führen – ist unangenehm aber nicht bedrohlich.
Die 2019 im Mandichosee aufgetauchte Blaualgengattung Tychonema unterscheidet sich in mehreren Punkten von den bekannten heimischen Blaualgen. Statt im freien Wasser wächst sie bevorzugt an Oberflächen – also am See- und Ufergrund, an Wasserpflanzen, an herumtreibenden Pflanzenteilen oder anderem Treibgut wie Stöckchen, Ästen etc. Tychonema stellt ein Nervengift mit der Bezeichnung Anatoxin A her. Bei einer Massenvermehrung bildet sie rötlich-braune Teppiche, die gut zu erkennen sind. Innerhalb dieser roten Teppiche kann der Anatoxin-Gehalt recht hoch sein. Im freien Wasser dagegen wächst Tychonema nicht, dort wurde auch noch nie Anatoxin nachgewiesen. Anatoxin A kann zu Nervenausfällen, Krämpfen und schließlich zum Atemstillstand führen. Für eine solche Vergiftung müsste ein Mensch jedoch klumpenweise rote Tychonemateppiche verschlucken. Bloßer Hautkontakt stellt keine ernsthafte Gesundheitsgefahr dar, könnte allenfalls zu Hautirritationen führen. Der normale Schwimmer und Wassersportler ist demnach nicht gefährdet, weil er nicht Unmengen an „Schmodder“ und Pflanzenresten vom Seegrund oder Ufer zu sich nimmt.
Bei Massenvermehrung von Tychonema sehr wohl gefährdet sind eben aus diesem Grund jedoch Kleinkinder und Hunde. Beide halten sich überwiegend im flachen Uferbereich auf, wo durch Anschwemmgut und die Nähe zum Seegrund engerer Kontakt zu Anschwemmgut und Tychonemateppichen besteht. Zudem nehmen sie gerne Dinge in den Mund bzw. ins Maul und haben ein geringeres Körpergewicht als ein Erwachsener.
Kleinkinder und Hunde sollten sich deshalb bei einer Tychonema-Massenvermehrung nicht im Uferbereich aufhalten. Selbst wenn mit bloßem Auge keine Teppiche sichtbar sind, sollten sie nicht aus dem See trinken oder Anschwemmgut in den Mund nehmen. Viele Hunde fühlen sich zudem von am Ufer treibenden Stöckchen und von Wasserpflanzenansammlungen geruchlich angezogen und neigen dazu, diese ins Maul zu nehmen.
Aus diesem Grund ist es sehr wichtig rechtzeitig zu erkennen, wenn wieder eine Massenvermehrung wie im August 2019 stattfindet. Über Aufklärung der Bevölkerung sowie eine engmaschige Begehung des Sees durch verschiedene Behörden und Institutionen will das Gesundheitsamt die Badesaison 2020 so sicher wie möglich gestalten. Dabei wird es von mehreren Beteiligten unterstützt. Die Wasserwacht am Mandichosee und die Mitarbeiter des Merchinger Bauhofs wurden vom Gesundheitsamt geschult, um möglichen Tychonemabefall zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Auch die Polizeiinspektion Friedberg wird immer wieder ein Auge auf mögliche Auffälligkeiten am Mandichosee haben. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) nimmt Tychonema in seinen Labortest für auffällige Seen mit auf.
Informationsblätter werden in den Kiosken und bei der Wasserwacht am Mandichosee ausgelegt. Zudem gibt es an allen Badeseen im Landkreis Informationstafeln zum Thema Blaualgen.
Zur Frage des Fischverzehrs kann bislang keine definitive Aussage getroffen werden. Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft ist ein Nachweis von Anatoxin A im Fleisch von Fischen technisch nicht möglich. Daher kann nicht untersucht werden, ob die Fische im Mandichosee Anatoxin A-belastet sind und wenn ja, in welcher Höhe.