Die Astrid-Lindgren-Schule in Kempten wurde einstmals für 120 Kinder mit Behinderung gebaut. Im neuen Schuljahr sind es 205 Schülerinnen und Schüler und jedes Jahr kommt mindestens eine Schulklasse hinzu. Es fehlen dutzende Räume, um die Kinder ordentlich zu beschulen, zu betreuen und zu fördern. Die Raumnot ist prekär und für die notwendige Pflege müssen die Kinder oftmals sogar Wartezeiten hinnehmen. Um Platz zu schaffen, wurde schon das Lehrerzimmer für eine neue Schulklasse geräumt. Die vielen Rollstühle und therapeutischen Hilfsmittel finden kaum noch Platz.
Die Astrid-Lindgren-Schule, eine Heilpädagogische Tagesstätte und ein großer Therapiebereich – gemeinsam bilden sie das Astrid-Lindgren-Haus –, versorgen Kinder mit körperlicher und mehrfacher Behinderung aus Kempten und dem Allgäu im Alter von drei bis 20 Jahren und vom Vorschulalter bis zum Schulabschluss. Hier lernen Kinder mit teils schwerer Behinderung ein möglichst selbständiges und glückliches Leben zu führen. Dieser Auftrag gerät durch die Raumnot immer mehr in Bedrängnis. Deswegen steht schon länger fest: Es muss neu gebaut werden. Je eher desto besser.
Träger des Astrid-Lindgren-Hauses ist die Körperbehinderte Allgäu gGmbH. Nach Prüfung mehrerer Möglichkeiten für einen idealen Standort für einen Neubau, fand im August 2023 ein Treffen mit Vertretern der Stadt Kempten (Allgäu) statt. Oberbürgermeister Thomas Kiechle, Sozialreferent Thomas Baier-Regnery, Baureferent Tim Koemstedt sowie Stadtrat Josef Mayr, zugleich Vorsitzender der Stiftung für Körperbehinderte Allgäu, waren sich mit der Schulleitung Heike Dunschen, dem Geschäftsführer Dr. Michael Knauth und dem Vorstand der Körperbehinderte Allgäu bald einig: Die beste Lösung ist ein Neubau am bestehenden Standort im Schwalbenweg.
Der große Vorteil eines einzelnen Standorts besteht in der sogenannten Einhäusigkeit. „Zwei getrennte Standorte machen guten Schulunterricht, gezielte Therapie und nachmittägliche Förderung praktisch unmöglich“, so die Körperbehinderte Allgäu gGmbH. Die ländliche Region, die im bayrischen Vergleich kleine Schule, die verschiedenen Lehrpläne und die enge Verzahnung der drei Bereiche des Astrid-Lindgren Hauses lassen letztlich nur einen einzelnen Standort zu.
Jetzt soll ein Teilgebäude aus den 1980er Jahren durch einen Neubau ersetzt werden. „Für die behinderten Kinder unserer Region ist das eine ganz tolle Perspektive“, sind sich alle sicher. Wie genau das vor Ort aussehen kann, wird aktuell mithilfe eines erfahrenen Büros für Projektsteuerung geprüft. Geplant ist, in etwa vier bis sechs Jahren in das neue Gebäude einzuziehen.
Foto: Jasper Ehrich