Innenminister würdigt ehrenamtliches Engagement der Erdbebenhelfer Kaufbeuren, 19. Juni 2023
Ein Einsatzteam der Kaufbeurer Hilfsorganisation humedica ist in München mit dem Bayerischen Engagiert Preis 2023 ausgezeichnet worden. Die ehrenamtlichen Helfer erhielten am Samstagabend im Doppelkegel der BMW-Welt in München den Sonderpreis des Innenministers Joachim Herrmann. Die Einsatzkräfte hatten nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien im Februar vor Ort medizinische Hilfe geleistet.
„Unsere Preisträger haben Großartiges geleistet und sind hervorragende Vorbilder für
unsere Aktion Wir für andere“ lobte Herrmann das Engagement. Am 6. Februar 2023 hatten mehrere schwere Erdbeben große Teile der Türkei und Syriens zerstört. Rund 60.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen verloren ihr zuhause.
„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung“, erklärt Teamleiterin Nora Parasie, die den
Preis entgegennahm.“ Die Menschen in der Katastrophenregion werden noch sehr lange
unter den Folgen der Erdbeben leiden. Auch wenn wir als Team nicht mehr vor Ort sind – die Hilfe durch humedica wird auch in den kommenden Monaten und vermutlich sogar Jahren weitergehen.“
Das insgesamt neunköpfige Team hatte unmittelbar nach der Katastrophe in einem
provisorischen Zeltlager nördlich von Gaziantep einheimische Ärzte abgelöst und die
medizinische Grundversorgung übernommen. Außerdem brachten die Einsatzkräfte
Hilfsgüter wie Wasserfilter, Feldbetten und Decken in die Region.
„Die Menschen in dem Camp waren sehr dankbar für unsere Hilfe“, erklärt Parasie. „Viele
waren nach den schlimmen Erlebnissen traumatisiert. Neben der klassischen medizinischen Behandlung brauchten sie oft vor allem psychologischen Hilfe“
humedica ist auch gut vier Monate nach den heftigen Beben noch in der Erdbebenregion tätig. In der Türkei stellte die Organisation Mittel für eine intensive psychologische
Behandlung der Menschen zur Verfügung. In einem anderen türkischen Zeltlager sorgte
humedica durch den Bau von Latrinen und Wasserbehältern außerdem dafür, dass sich
Epidemien wie Cholera erst gar nicht verbreiten konnten. Gemeinsam mit anderen Partnern betreibt humedica zudem ein Feldkrankenhaus im Norden Syriens, welches die Arbeit der bisherigen Klinik übernimmt, bis diese wieder aufgebaut wurde.
„Unsere Einsatzkräfte arbeiten ehrenamtlich – also unentgeltlich. Nach einer Katastrophe wie den Erdbeben in der Türkei und Syrien lassen sie alles stehen und liegen, um so schnell wie möglich Menschen in Not helfen zu können“, erklärt humedica-Vorständin Heinke Rauscher. „Oft nehmen sie dafür Urlaub oder nehmen selbst finanzielle Einbußen dafür in Kauf. Der bayerische Engagiert Preis ist eine angemessene Würdigung dieses außergewöhnlichen Engagements.“ Gleichzeitig dankt Rauscher auch den Familien, Freunden, Kollegen und Vorgesetzten der Einsatzkräfte. „Das Umfeld unserer Einsatzkräfte muss die Lücke schließen, die sie durch ihren kurzfristigen Einsatz hinterlassen, sei es im Job oder in der Familie. Das Umfeld muss genauso bereit zu einem Einsatz sein, wie die Einsatzkraft selbst. Das ist alles andere als selbstverständlich“, so Rauscher weiter.
Seit 1979 setzt sich humedica dafür ein, dass Menschen in Not nicht nur überleben, sondern in ein selbstbestimmtes, würdevolles Leben zurückkehren können. Dies gelingt, auch mit Unterstützung örtlicher Partner, durch die Verbesserung der Lebensbedingungen und eine gute Gesundheitsversorgung, vor allem in den vergessenen Krisen der Welt. Gerade nach Katastrophen leistet humedica Nothilfe, engagiert sich aber auch darüber hinaus, wenn andere die Not der Menschen nicht mehr im Blick haben. Das DZI-Spendensiegel bescheinigt humedica jedes Jahr einen verantwortungsvollen Umgang mit Spendengeldern.
Bildunterschrift: Das humedica-Einsatzteam nach der Preisverleihung in München gemeinsam mit humedica-Vorständin Heinke Rauscher. (v.l.n.r: Nora Parasie, Theresa Schneck, Michael Brinkmann, Annerose Blessing, Christian Schnetter, Hansi Sobez, Anna Ertl, Heinke Rauscher. Es fehlen Manuela Kutnick und Carolin Gissibl)
Bild: humedica