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Günzburg: Schwäbische Liadla, Gschichta und Podkaschts

Die Sieger des ersten Dialektwettbewerbs des Landkreises Günzburg stehen fest

 

An Kreativität waren die Einsendungen kaum zu überbieten: Der Landkreis Günzburg hatte den ersten Dialektwettbewerb ausgeschrieben und die Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Landkreis Günzburg waren aufgerufen, ihre Ideen rund um das Thema Dialekt einzureichen. Was am Ende auf dem Jury-Tisch landete, hat sogar die regionalen Sprach- und Dialektwissenschaftler, die die Sieger des Wettbewerbs mit kürten, überrascht: Videos, Lieder, selbstverfasste Gedichte und Geschichten, sogar ein eigener Podcast waren unter den Einsendungen.

Die Jury, bestehend aus Landrat Dr. Hans Reichhart, Dr. Edith Burkhart-Funk (Trägerin Bayerischer Dialektpreis), Dr. Brigitte Schwarz (Trägerin Bayerischer Dialektpreis), Prof. Dr. Klaus Wolf (Vorsitzender Schwäbisches Literaturschloss Edelstetten e.V.), Simon Paintner-Frei (Leiter Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Kultur) und Florian Kaida (Bildungskoordinator), nahm die Einsendungen genau unter die Lupe. In der Kategorie „Einzelbeitrag“ waren die Jurymitglieder gleich von zwei Beiträgen so begeistert, dass sie sich für zwei Erste Plätze aussprachen.

Im Kaisersaal des Klosters Wettenhausen hatten die Siegerinnen und Sieger bei der Preisverleihung die Gelegenheit, ihre prämierten Beiträge zu präsentieren.

Die stellvertretende Landrätin Simone RiemenschneiderBlatter hob hervor, dass der Dialekt eine besondere Form der Kommunikation sei: „Es handelt sich hierbei nicht nur um Worte. Der Dialekt ist mehr als nur eine regionale Variante der Sprache. Er ist lebendiges Zeugnis unserer Geschichte, unserer Traditionen und unserer Identität. Er ist ein Schatz, den es zu schützen und weiterzugeben gilt.“

Die Sieger in der Kategorie Einzelbeitrag sind:

  • Erster Platz: Hannes Haider mit seinem schwäbischen Mundart-Lied.

Prof. Dr. Klaus Wolf wollte dem Gymnasiasten Hannes Haider gleich noch den Titel „Dialektbotschafter vom Landkreis Günzburg“ verleihen. „Dichtung, Gesang, Instrumentalmusik und Tierliebe. Mit einem Wort: ein schwäbisches Gesamtkunstwerk“, habe er der Jury geboten. Die heimische Wachtelzucht inspirierte Hannes Haider, der die Klasse 6a des St-Thomas-Gymnasiums besucht, zu einer selbstgedichteten Strophe auf die von ihm selbst gehegten Vögel.

  • Erster Platz: Sebastian Mayer für seine Kurzgeschichte „Dr Drachschdoi“

Sebastian Mayer erzählt in seinem Beitrag mit dem Titel „Dr Drachaschdoi“ von einem König, der auf wundersame Weise durch den Buben Gustav von einem Bann befreit wird. „Dialekt ist eine gesprochene Sprache, die sich nicht immer leicht verschriftlichen lässt“, sagte Dr. Brigitte Schwarz. Sebastian Mayer sei es allerdings gelungen, diese Herausforderung zu meistern. Die Geschichte konnte die Jury sowohl sprachlich als auch grammatikalisch überzeugen. „Auch die Wahl der verwendeten Wörter verweisen auf eine starke Verwurzelung von Sebastian in seinem Heimatdialekt“, sagte Dr. Brigitte Schwarz.

·       Dritter Platz: Dominik Fiederer und Moritz Biegel für ihre Kurzgeschichte „D’Fluach des Kenigs“

Die Kurzgeschichte der beiden Gymnasiasten erinnerte Prof. Dr. Klaus Wolf an eine Art „Game of Thrones“ auf Schwäbisch. Könige konkurrieren um den Thron und liefern sich spannende Kämpfe. „Das alles muss man nicht auf Englisch sagen, sondern es kommt „Schwäbisch gschwätzt“ spannend und authentisch rüber“, lobte Wolf in seiner Laudatio.

Die Sieger in der Kategorie Gruppenbeitrag sind:

  • Erster Platz: Klasse 6c der Realschule Krumbach für ihren Beitrag bestehend aus einem schwäbischen Wörterbuch, einem schwäbischen Dialog und einem schwäbischen Gedicht.

Viel Mühe und noch mehr Zeit haben die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6c der Realschule Krumbach für ihren Beitrag investiert. „Herausgekommen ist ein beeindruckender dreigliedriger Beitrag“, lobte Prof. Dr. Klaus Wolf in seiner Laudatio. Preiswürdig sei zunächst die Wortschatzarbeit. „Geradezu hollywoodreif ist der Film mit Playmobil-Figuren, die alle Schwäbisch schwätzen“, sagte Wolf. Den Abschluss bildete ein literarischer Klassiker: „Ein Gedicht des berühmten schwäbischen Poeten Hyazinth Wäckerle wird nicht nur geradezu klassisch im schwäbischen Originalton rezitiert, sondern auch mit passenden, mitunter meditativen Bildern unterlegt. Damit interpretieren die Schülerinnen und Schüler auch den wohl berühmtesten Dialektdichter des Landkreises.“

  • Zweiter Platz: Klasse 3a der Grundschule Balzhausen mit ihrem Podcast „Kuddelmuddel – ein Podkascht aus dem Mindeltal“

Kein Beitrag, der nur für den Dialektwettbewerb ins Leben gerufen worden ist, sondern ein langfristiges Projekt, das die Menschen im Landkreis Günzburg noch lange erfreuen soll, haben die Drittklässler der Grundschule Balzhausen mit ihrem Podcast „Kuddelmuddel“ geschaffen. „Wir freuen uns auf viele weitere schwäbische Podcasts“, sagte Dr. Brigitte Schwarz in ihrer Laudatio. Die Klasse 3a der Grundschule Balzhausen hat mittlerweile drei Folgen ihres „Podkaschts“ veröffentlicht. Im ersten Teil mit dem Titel „Baurahof“ werden in unterhaltsamer Form Dialektwörter von Kindern für Kinder erklärt. Seit Anfang Juli ist die neueste Folge online: „In dr Kuche“. Dort können die Zuhörer unter anderem erfahren, dass ein „Schnietleng“ etwas Grünes ist.

  • Dritter Platz: Klasse 4a der Grundschule Krumbach für ihr Video: „Wia d’Schnabl g’wachs isch“

Schwäbische Wörter werden zuerst szenisch nachgespielt und dann ins Hochdeutsche übersetzt: Mit diesem Video hat die Klasse 4a der Grundschule Krumbach die Jury überzeugt.  „Das Beteiligen haben sichtlich ihren Spaß bei der spielerischen, ja theaterreifen Inszenierung der Dialektausdrücke“, sagte Dr. Brigitte Schwarz. Was sie besonders begeisterte: „Alle Schülerinnen und Schüler sind in diesem Projekt eingebunden, auch diejenigen, die keinen Dialekt sprechen. Die Nicht-Dialektsprecher stellen ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis oder erläutern die Bedeutungen zu den jeweiligen Dialektwörtern.“

Für die Organisatoren war der Dialektwettbewerb ein voller Erfolg. Dialekte sollen wieder ihren Platz an Schulen finden – war die Idee hinter dem Wettbewerb. Dieser bot die Möglichkeit, das Thema Dialekt und Mundart mit den Schülerinnen und Schülern einmal genauer zu betrachten. Insgesamt haben sich 10 Schulen und fast 200 Kinder und Jugendliche mit insgesamt 12 Beiträgen beteiligt. Jurymitglieder und Teilnehmer sind sich einig: „Des mach mer nomal!“