Bereits für Kinder unter einem Jahr besteht ein deutlicher Betreuungsbedarf.
Für Grundschulkinder ist eine Betreuung während der Ferienzeit gewünscht
Schon jetzt werden viele Kinder im Landkreis Günzburg über den Schulunterricht hinaus auch nachmittags betreut. Auch viele Kitas haben bis 16 Uhr geöffnet. Die vorhandenen Plätze reichen aber meist nicht aus. Wie ist die Betreuung in den Ferien gesichert? Reicht der Urlaub aus, um die Kinder in dieser Zeit selbst betreuen zu können? Dies sind Fragen, die sich Eltern oft stellen.
Die Politik hat reagiert. Ab dem Schuljahr 2026/27 wird der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung für Kinder im Grundschulalter eingeführt. Das heißt, dass jedes Schulkind der ersten Klasse einen Anspruch auf eine Ganztagesbetreuung hat – auch in den Ferien. In den folgenden Jahren wird der Rechtsanspruch um jeweils eine Klassenstufe ausgeweitet, so dass im Schuljahr 2029/30 jedes einzelne Grundschulkind der ersten bis vierten Klassen einen Anspruch auf eine Betreuung außerhalb der regelmäßigen Schulzeit haben wird. Damit soll die Betreuungslücke, die oft nach der Kita-Zeit entsteht, geschlossen werden. Eltern sollen entlastet, Kinder gefördert und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden.
Aber wird für jedes Grundschulkind auch wirklich ein Betreuungsplatz benötigt? Und in welchem Umfang? Um diesen Bedarf zu ermitteln, führte die Fachstelle für Jugendhilfe- und Bildungsplanung im Landkreis Günzburg eine Elternbefragung durch.
Vom 01. bis 31. März konnten Eltern und Erziehungsberechtigte von Kindern im Alter von 0 bis 10 Jahren an der Befragung teilnehmen.
Mittlerweile wurde die Umfrage ausgewertet. 2172 Erziehungsberechtigte füllten den Fragebogen für ein oder mehrere Kinder aus. Insgesamt wurde der Fragebogen für 3350 Kinder im Alter von 0 bis 10 Jahren beantwortet.
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass bereits bei Kindern unter einem Jahr ein deutlicher Bedarf zur Betreuung außerhalb der Familie besteht. Bei Kindern bis 6 Jahren wünschen sich knapp 70 Prozent der Befragten eine Betreuung außerhalb der Familie.
Ähnliche Zahlen gibt es für die Betreuung von Grundschulkindern. Hier wünschen sich 60 Prozent der teilnehmenden Erziehungsberechtigten eine Betreuung außerhalb der Familie. Auffällig ist hier, dass alle Formen der Betreuung für die Erziehungsberechtigten als relevant angesehen werden und nicht nur die schulischen Angebote wie Mittagsbetreuung oder offene beziehungsweise geschlossene Ganztagesbetreuung. Auch eine Betreuung im Hort ist beispielsweise sehr gefragt. Die wesentlichen Gründe für die Nachfrage nach Ganztagsbetreuung der Schulkinder sind zum einen die Erwerbstätigkeit der Erziehungsberechtigten und zum anderen der Wunsch, dass die Kinder hier Kontakt zu Gleichaltrigen haben. Erziehungsberechtigte, die keinen Bedarf an Ganztagsbetreuung äußerten, decken die Betreuung der Schulkinder nach eigenen Angaben entweder selbst oder aber durch Familie, Freunde oder Vereine ab.
Die gewünschten Betreuungszeiten, so das Ergebnis der Umfrage, liegen hauptsächlich zwischen 7.30 und 16 Uhr. Bei Familien, die am Wochenende eine Kinderbetreuung benötigen, ist der Bedarf auch nach 16 Uhr höher.
Grundsätzlich sind die meisten Eltern bereit, für die Kinderbetreuung zu bezahlen. Allerdings müssen Kosten und „Nutzen“ für die Familie in Relation stehen.
Die Trägerschaft spielt für den Großteil der Befragten laut Umfrage keine Rolle. Wenn ein spezieller Träger gewünscht ist, dann hauptsächlich die Kommune oder Kirche. Mehr als 40 Prozent der teilnehmenden Erziehungsberechtigten gaben an, sich eine spezielle pädagogische Ausrichtung zu wünschen. Insbesondere Montessori- und Integrative Pädagogik werden hier bevorzugt.
Ein großer Teil der Befragten, 40 Prozent, wünscht sich für die Kinder bis 6 Jahre eine verlässliche Betreuung in den Ferien. Fast jeder Dritte wünscht sich Angebote in Ferienprogrammen auch für jüngere Kinder. Bei den Grundschulkindern benötigt ein Drittel der Befragten eine verlässliche Betreuung während der Ferienzeit, die Hälfte der Erziehungsberechtigten wünscht sich Angebote in Ferienprogrammen vor Ort.
Mit den Ergebnissen sucht die Fachstelle für Jugendhilfe- und Bildungsplanung in enger Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt im Landkreis Günzburg nun den Austausch mit den Kommunen und Jugendhilfeträgern, um eine Angebotsstruktur vor Ort in den Städten und Gemeinden entsprechend den Bedürfnissen der Familien weiter zu entwickeln.