Die Sanierung und der Umbau des Tanzhauses ist bekanntlich das Großprojekt der kommenden Jahre in Donauwörth und wird nicht nur einen modernisierten Stadtsaal, sondern auch eine neue Heimat für die Stadtbibliothek, Kultur und Tourismus und mehr bringen. Bis aber tatsächlich die ersten Bagger anrollen können, müssen noch umfangreiche Voruntersuchungen durchgeführt werden. Nach Bohrungen, Messungen und Schadstoff-Gutachten in den letzten Monaten sind aktuell Zustandskontrollen der Kanäle im Erdreich rund ums Tanzhaus an der Reihe. Die Krux an der Sache: Es liegen kaum Unterlagen und Pläne aus der Bauzeit des Gebäudes vor.
Während oben an der Straße Fußgänger flanieren und Schüler zur Bushaltestelle schlendern, bahnen sich die Kanalarbeiter René und Antonio mit Schläuchen ihren Weg durch ein unterirdisches Labyrinth aus Rohren, das den Hauptkanal mit dem Tanzhaus verbindet. Ihre Mission ist es, das unsichtbare Netzwerk unterhalb des Gemäuers mittels Schlauchkameras zu erkunden und den Zustand zu beurteilen.
„Da ist der Hauptkanal noch das einfachste“, lacht René, während er den Blick auf die labyrinthartige Struktur richtet, die sich auf dem Bildschirm vor ihm erstreckt. „Man muss schauen, wohin die Leitungen führen – dabei gibt es immer wieder Überraschungen, wenn man den Deckel zu einem Kanal öffnet und dann versucht zu erschließen, wofür das Rohr gut ist.“ Es ist eine Detektivarbeit im wahrsten Sinne des Wortes. Mit einer Gießkanne gießen sie beispielsweise Wasser in die Rohre und verfolgen, welchen Weg das Wasser nimmt. Wenn das nicht ausreicht, wird mit einem Schlauch mit hohem Wasserdruck ein Weg gebahnt und beobachtet, ob das Rohr mit einem anderen Abfluss zusammenhängt.
Schließlich kommt René zu einem Deckel im Pflaster, der in seinen aktuellen Plänen als Schacht eingezeichnet ist, in den Bestandsplänen jedoch nicht auftaucht. Jahrzehnte lang ungeöffnet, erfordert es eine beträchtliche Portion Kraft, um Zugang zu bekommen. Doch der Blick darunter offenbart eine weitere Überraschung: „Ein alter Blitzableiter, hat sich für uns also schon wieder erledigt“, kommentiert René mit einem erfahrenen Lächeln. Ist der Verlauf der Rohre dann klar und im Plan aktualisiert, wird eine Kamera in die Leitung eingeführt und so der Zustand auf Ablagerungen, Risse und andere Schäden hin untersucht. Bei ein paar Rohren rund ums Tanzhaus werden sie fündig, doch René bleibt gelassen: „In meinen neun Jahren in diesem Beruf habe ich schon wesentlich Schlimmeres gesehen – und auch gerochen.
Das Tanzhaus mag zwar derzeit im Dornröschenschlaf liegen – doch mit jedem Schritt, den René und Antonio unter der Erde machen, und mit jeder weiteren vorbereitenden Untersuchung und Abstimmung rückt der Beginn des tatsächlichen Umbaus näher. Bis das Tanzhaus dann voraussichtlich Ende 2027 wieder zum Leben erwacht.
(Foto: Stadt Donauwörth / K. Stadlmayr)