Nur ein realer Test liefert ein zuverlässiges Bild darüber, wie die Sohle eines kurvigen Fluss-Abschnitts sicher auszubauen ist – aus dem Computer-Berechnungen allein lässt sich dies nicht so detailliiert ableiten. Deswegen baute die Versuchsanstalt für Wasserbau der TU München in Obernach/Walchensee den Verlauf der Donau bei Donauwörth im Maßstab 1:30 nach und simuliert so unterschiedliche Sanierungs-Lösungen. Zum Testlauf vor Publikum lud die Stadt Donauwörth die Bevölkerung ein, das Experiment in der rund 180 Kilometer entfernen Forschungseinrichtung zu verfolgen. Das Thema bewegt: Über 50 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung, darunter viele Mitglieder des Stadtrats.
Rund sechs Stunden Busfahrt nahmen gut 50 Anwohner, Vertreter des Stadtrats, Wassersportler und Fischer auf sich, um bei der Präsentation des Donaumodells in der Versuchsanstalt für Wasserbau der TU München (TUM) in Obernach dabei zu sein. Erste Untersuchungen in einem anderen Modell fanden bereits 2021 statt.
Das wissenschaftliche Institut hat hier ein exaktes Modell der Donau im Maßstab 1:30 gebaut. Es geht um einen 300 Meter langen Abschnitt von der Donaubrücke flussabwärts, also den Teil, bei dem ab Sommer das Flussbett wieder hergerichtet wird. Die Sanierung dient in erster Linie der Sohlsicherung. Ohne Sohlsicherung sind auch keine stabilen Ufer und kein dauerhafter Hochwasserschutz für die Stadt gewährleistet. Darüber hinaus ist es eine wichtige, vorgeschaltete Maßnahme für das Pilotprojekt „CityRiver“, mit dem das Ziel verfolgt wird, den Lebensraum an der Donau im Stadtgebiet für Menschen, Tiere und Pflanzen aufzuwerten. Prof. Dr. Arnd Hartlieb leitet die Versuchsanstalt in Obernach und hat langjährige Erfahrung im Wasserbau. „Eine zuverlässige Prognose über die Sohlstabilität bei komplexen dreidimensionalen Strömungssituationen wie im vorliegenden Fall kann am besten durch eine hybride Modellierung erfolgen, d.h. durch die Kombination von numerischen Simulationen am Computer mit einem physikalischen Modellversuch. Mit unseren Untersuchungen überprüfen und optimieren wir die geplanten Sanierungsmaßnahmen hinsichtlich der Sicherheit aber auch der Sicherheit aber auch der Wirtschaftlichkeit“, erklärt der Wissenschaftler.
Mit den Ergebnissen legen die Experten fest, wie die Sohle in der Realität saniert wird, beispielsweise mit Blick auf die Korngrößen des zugegebenen Materials und die Bereiche, die dadurch geschützt werden sollen. „Die Sohlsicherung ist eine absolut notwendige, wasserbauliche Maßnahme für den Gewässer- und Hochwasserschutz in der Stadt Donauwörth. Daher freue ich mich, dass wir kurz vor der Realisierung stehen und uns dabei auf kompetente Experten-Analysen verlassen können“, so Donauwörths Oberbürgermeister Jürgen Sorré. „Mit der neuen Fluss-Sohle gibt es wieder langfristig Sicherheit im Stadtgebiet, auch sicherer Schiffverkehr wird Gegenstand der Untersuchungen – das betrifft auch Fahrten mit der Ulmer Schachtel. Die Maßnahme ist ein Gewinn für die Stadt Donauwörth und auch unser Zukunftsprojekt CityRiver“
Projektträger der gesamten Baumaßnahmen ist die Mittlere Donau Kraftwerke AG als Kraftwerkseigentümer. Die Projektleitung liegt bei der LEW Wasserkraft GmbH, die das sanierenden Flussbettbereich durch Erosion rund 80 Zentimeter eingetieft. Jetzt muss die Sohle gesichert werden, um unkontrollierte Eintiefungen zu vermeiden und um bei zukünftigen Hochwasser gravierende Schäden zu vermeiden. Dafür dient die Sofortmaßnahme, die von Juli bis Dezember läuft und vom Landratsamt Donau-Ries bereits genehmigt ist“, erklärt Projektleiter Ralf Klocke. „Für die Analysen inklusive Modellbau investieren wir rund 200.000 Euro. Mit Blick auf den Nutzen – langfristig gesicherte Fusssohle und Hochwasserschutz – ist das ein vergleichbar geringer Betrag. Hochwasserschäden führen sehr schnell zu wesentlichen höheren Kosten“.
Die Bauarbeiten in der Donau sind zudem notwendig, um die CityRiver-Module in Donauwörth umsetzten zu können. Diese Arbeiten sind für 2024 geplant.