Das Augsburger Staatstheater bringt eine Oper als Computerspiel auf den Markt. Arnold Schönbergs Stück «Erwartung» wurde in Zusammenarbeit mit einem auf Virtual Reality (VR) spezialisierten Unternehmen umgesetzt. Die Produktion werde in Kürze über ein Online-Portal angeboten, teilte das Staatstheater mit. Es sei eine der weltweit ersten Produktionen, bei der eine komplette klassische Oper zu einem VR-Game werde.
Die Weltpremiere der Produktion ist am Dienstag (13.2.) anlässlich des Jubiläumsjahres zu Schönbergs 150. Geburtstag im Arnold Schönberg Center in Wien geplant. In Augsburg selbst wird «Erwartung» dann am Samstag (17.2.) erstmals gezeigt. Anschließend können Opern- und Spiele-Fans das Stück über die Gamingplattform Steam für knapp zehn Euro erwerben. Die Spieler brauchen dafür ein VR-Headset.
Spieler übernehmen Rolle der Oper-Protagonistin
Die vor 100 Jahren uraufgeführte, rund halbstündige Ein-Personen-Oper von Schönberg (1874-1951) erzählt von den Ängsten einer Frau, die auf der Suche nach ihrem Geliebten in einem Wald nachts eine Leiche findet. «Der Spieler bzw. die Spielerin schlüpft selbst in die Rolle dieser Frau, die den Wald durchstreift, und treibt die Handlung durch eigene Interaktionen voran», erläuterte das Staatstheater die Umsetzung auf die Spielebene. Schönbergs Musik werde mittels Game-Techniken dabei auf neue und unmittelbare Weise erfahrbar.
Augsburgs Intendant André Bücker hat die Oper in eine 360-Grad-Welt übertragen. Die Sopranistin Sally du Randt hat den Gesangspart übernommen, die Augsburger Philharmoniker haben die Musik eingespielt. «Virtual Reality ist hier kein Selbstzweck, sie lässt uns Teil dieses beeindruckenden, expressionistischen Klangkunstwerks werden und es von innen heraus auf verschiedenen Ebenen erfahren», sagte Bücker.
Augsburger treiben digitale Theaterangebote voran
Die Augsburger setzen bereits seit Jahren VR-Technik ein. Bei der Entwicklung von digitalen Theaterangeboten gelten die Schwaben in Deutschland als eines der führenden Häuser. Neben Ballett, Musiktheater, Schauspiel und Orchester ist Digitaltheater schon länger eine eigene Sparte des Staatstheaters.
Bereits vor der Corona-Krise hatte das Theater damit begonnen, bei der Inszenierung der Oper «Orfeo ed Euridice» von Christoph Willibald Gluck reale Spielszenen auf der Bühne mit ergänzenden Computeranimationen zu mischen. Das Publikum wurde dafür mit VR-Brillen ausgestattet. Während der Pandemie, als die Spielstätten geschlossen bleiben mussten, entwickelte das Staatstheater dann weitere Digitalangebote als Alternativprogramm.
Nach Glucks «Orfeo ed Euridice» plant das Staatstheater, in dieser Spielzeit eine zweite Hybrid-Oper zu zeigen. Die Auftragsproduktion «C:\>title Labyrinth» soll am 22. März uraufgeführt werden. Die Kammeroper wurde von Hauke Berheide komponiert, das Libretto stammt von Amy Stebbins, die auch Regie führt. In dem Stück sei das Element Wasser die treibende Kraft, die auch als Bedrohung der Welt den gesamten Handlungsverlauf präge, kündigte das Theater an.