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Augsburg: 41 Jahre bei der Diakonie – Ulrike Zahler geht in den Ruhestand

Ulrike Zahler (links) übergibt die Leitung der Betreuten Wohnformen Ende März an Sarah Zimmermann.

Als die Diplom-Sozialpädagogin ihren Dienst im Werk 1982 antrat, gab es die von ihr seit 2012 geleiteten Betreuten Wohnformen für psychisch kranke Menschen noch gar nicht.

Überhaupt habe sich in der Sozialpsychiatrie vieles entwickelt und verändert. In einer Großstadt wie Augsburg sei es heute selbstverständlicher, sich bei psychischen Problemen professionelle Hilfe zu suchen, ähnlich wie man mit einem gebrochenen Arm ins Krankenhaus gehe. Dennoch würden Menschen mit psychischer Erkrankung nach wie vor häufig stigmatisiert, etwa in den Medien. Auch fehle bei vielen Klient:innen die Krankheitseinsicht. Die nähmen die Unterstützung durch Zahlers Mitarbeiter:innen zwar gern in Anspruch, stellten aber klar: „Krank bin ich nicht!“ Zugenommen haben in den letzten Jahren nach Zahlers Beobachtung Persönlichkeitsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen, drogeninduzierte Psychosen und Angststörungen.

Angst kennen vermutlich die meisten Menschen. Von einer Störung sprechen Fachleute dann, wenn es sich um eine irrationale Angst handelt, ein:e Klient:in also etwa immer damit rechnet: „Etwas Böses wartet auf mich, wenn ich die Wohnung verlasse.“ Auch für Laien ist unschwer nachzuvollziehen, dass diese Form der Angst das Alltagsleben der Betroffenen massiv beeinträchtigt, wenn sie etwa nicht mehr arbeiten, nicht mehr zum Arzt oder einkaufen gehen können. Nach dem „Prinzip der kleinen Schritte“ trainieren die Mitarbeiter:innen der Betreuten Wohnformen solche Alltagssituationen mit den Klient:innen. Statt diese zuhause zu besuchen, vereinbaren sie z.B. einen Treffpunkt an der nächsten Straßenecke, beim nächsten Mal an der nächstgelegenen Haltestelle und schließlich direkt am Supermarkt. Anschließend werden die Übungen gemeinsam reflektiert. „Es geht darum, Mechanismen zu entwickeln, um mit der Angst umzugehen“, so Ulrike Zahler. Neben der Begleitung durch Hausbesuche im betreuten Einzelwohnen bietet die Diakonie sieben therapeutische Wohngemeinschaften und drei Intensiv Betreute Wohngemeinschaften (IWG) im Augsburger Stadtgebiet an. Viele Menschen bräuchten die Sicherheit: „Hinter ein paar Türen ist jemand da zum Quatschen.“ Wer allein lebe, müsse dagegen für jeden Kontakt aktiv werden. Kontakte zu anderen Betroffenen vermitteln auch drei Gruppenangebote: Neben einer Spazier- und einer Kreativgruppe gibt es die Kochgruppe, in der sich Klient:innen in den Räumen des Betreuten Wohnens einmal wöchentlich zum gemeinsamen Kochen und Essen treffen.

Ende März übernimmt Sarah Zimmermann die Einrichtungsleitung von Ulrike Zahler. Dass sie in mehr als 41 Jahren Tätigkeit für die Diakonie auch manchmal daran gedacht habe, den Arbeitgeber zu wechseln, räumt die 66-Jährige offen ein. Dass sie der Diakonie so lange treu geblieben ist, liegt auch daran, dass der Träger ihr immer wieder die Chance geboten habe, sich zu verändern und weiterzuentwickeln. Zahlers Fazit: „Es war eine Superzeit, eine spannende Zeit, es war nie langweilig.“ Das wird es ihr vermutlich auch im Ruhestand nicht werden, wo sie sich unter anderem darauf freut, mit ihrem Mann mehr und flexibler zu reisen, also z.B. mit dem Wohnwagen einfach dorthin zu fahren, wo es gerade wärmer ist.

Info: In den Betreuten Wohnformen Augsburg sind aktuell 38 Mitarbeiter:innen tätig. Unterstützt werden sie von 14 Ehrenamtlichen, die abends, am Wochenende oder an Feiertagen stundenweise Dienste übernehmen. In den therapeutischen Wohngemeinschaften gibt es insgesamt 25 Plätze, in den IWG 22 Plätze. Darüber hinaus betreuen die Mitarbeiter:innen zurzeit knapp 100 Klient:innen, die in einer eigenen Wohnung leben.

(Foto: DWA/Michael Krause)