Seit fast vier Monaten prägt das Klimacamp nun schon das Bild des Augsburger Rathausplatzes. Doch was ist seit dem Beginn der Protest-Aktion am 1. Juli passiert und wie geht es jetzt mit allen Hürden wie Corona und der kalten Jahreszeit weiter? Um Antworten auf unsere Fragen zu finden haben wir die Aktivisten am 111. Tag des Camps in Augsburg besucht.
Über 100 Tage sind geschafft – wie viele folgen?
Als Hauptziel wollen die Aktivisten die Stadt Augsburg an ihre Verantwortung beim Thema Klimawandel erinnern, laut dem Sprecher Alexander Mai müsse Augsburg und die Regierung der Stadt diese Verantwortung allerdings nicht nur wahrnehmen, sondern in Folge dessen auch handeln. Eine klare Regelung, wann die Klimaschützer ihr Camp wieder abbauen gibt es aber nicht: „Fest definiert haben wir das nicht, wir sind aber noch lange davon entfernt. Wir müssen einfach noch bleiben und schauen was uns die Politik anbietet.“ Auch der Herbst und der anstehende Winter seien dabei kein Problem. Schon seit Wochen sei es stürmisch und regnerisch, deshalb irgendwann abzubauen steht aber außer Frage.
Klima & Corona – zwei Krisen gleichzeitig bekämpfen
Auch wenn eine generelle Maskenpflicht auf dem gesamten Gelände des Augsburger Rathausplatzes erst seit dem 14.10. gilt, habe man die Gefahren des Coronavirus schon seit Beginn des Camps sehr ernst genommen. Laut Alexander sei die Coronakrise „genau das, was der Klimawandel noch für uns bereit hält“. Aus diesem Grund informieren die zumeist Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Camp nicht nur über die Klimakrise, sondern auch über die Gefahren des Virus und die geltenden Regeln.
Tagsüber verbal – nachts radikal
Während die Fridays-For-Future-Bewegung vor allem über das Internet in den Sozialen Medien stark kritisiert wird, werden die Aktivisten auf dem Augsburger Rathausplatz direkt von den Kritikern konfrontiert. Am Tag würde sich das auf verbale Auseinandersetzungen beschränken, doch nachts „kommt es auch mal vor dass betrunkene, aber auch nicht betrunkene Menschen kommen und hier gerne etwas umschmeißen“. Alexander sieht das aber nicht so streng: „So sind halt manche Menschen nachts in der Stadt. Böswillig haben wir noch niemanden erlebt, der das Camp beschädigt hätte. Außerdem sind wir es als Aktivisten gewohnt, da wird man verbal ständig angegriffen.“
Was hat sich in den fast vier Monaten getan?
Die Campbewohner sind von der Regierung stark enttäuscht, so hätte es zwar in den ersten Wochen des Camps Gespräche gegeben, die seitdem in dieser Form aber nicht mehr stattgefunden hätten. Dafür habe das Camp dazu begetragen, dass neue Ideen entstehen und Projekte geplant werden konnten. In Augsburg selbst wurde laut Alexander jedoch viel erreicht, so habe man viele Klimabewegungen und Bewegungen, die für soziale Gerechtigkeit einstehen gut vernetzt.
Weder ein Räumungsbescheid der Stadt Augsburg, noch die Coronakrise oder der anstehende Winter können die Protest-Aktion also beenden. Als einzigen Weg sehen die Aktivisten ein rasches Handeln der Stadt, um der Klimakrise noch stärker entgegenzuwirken.