Bäche, die zu Sturzfluten wurden, vollgelaufene Keller und Wohnungen, überschwemmte Grundstücke, Evakuierungen und verzweifelte Menschen, die versuchten ihr Hab und Gut vor den Wassermassen zu schützen – solch dramatische Bilder kannten wir in unserer Region bisher nur aus den Medien. Am vergangenen Wochenende wurde dies auch bei uns zur bitteren Realität.
In Altenmünster spitzte sich die Lage im Laufe des vergangenen Samstags erheblich zu. Ab dem späten Nachmittag überflutete die Zusam Teile der Orte Altenmünster, Unterschöneberg und Zusamzell. Das Wasser stieg letztlich so hoch an, dass in Altenmünster drei Straßenzüge evakuiert werden mussten. In Zusamzell wurden das Gebäude der früheren Mühle sowie die Firmengebäude der Holzbearbeitung Kraus GmbH überflutet. Die Schäden an den Gebäuden sind immens. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Anwohner im Bereich der Zusam keine Versicherung abschließen können. „Mir ist wichtig, dass wir den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern nun solidarisch und vor allem unbürokratisch helfen“, so Bürgermeister Florian Mair.
Bürgermeister Kalb ist sich sicher: „In Dinkelscherben wären die Schäden wesentlich geringer ausgefallen, wenn der Hochwasserdamm in Siefenwang rechtzeitig realisiert worden wäre. Seit 2013 ist das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen und die zuständigen Ämter und Ministerien in Bayern hätten somit elf Jahre Zeit gehabt für einen wirksamen Hochwasserschutz zu sorgen.
Ein Großteil der 150 Keller waren zwischen Ortszentrum und Bahnhof vollständig überflutet. Hunderte Heizungen, Elektroverteilungen, Öltanks sind zerstört. Zum Teil wurden auch Wohnräume überflutet, einige Bürgerinnen und Bürger brauchen Ersatzwohnungen, bis ihr Eigentum wieder bewohnbar ist. Der EDEKA-Markt in der Ustersbacherstraße war mehr als einen halben Meter unter Wasser, die Schäden sind enorm, der Markt wird nach Aussage des Pächters für mindestens 2 – 3 Monate geschlossen bleiben müssen. Auch die Keller mit den Schließfächern der Bankhäuser in der Bahnhofstraße waren überflutet. Ca. 100 Müllcontainer werden benötigt um die durchnässten und teilweise Öl-kontaminierten Teile aus den überfluteten Bereichen zu entsorgen. Spezialfahrzeuge sind im Einsatz um Öl aus umgestürzten Öltanks abzupumpen. Dafür sind 120 Einsatzkräfte aus Nordbayern aktiv, die von freiwilligen Helfern im Feuerwehrhaus versorgt werden. Fast eine ganze Woche nun schon, sind bis zu 200 freiwillige Feuerwehrleute, viele Landwirte mit Traktor und Kipper, sowie hunderte freiwillige Helferinnen und Helfer im Einsatz. Die Gesamtschäden durch das Hochwasser sind in Dinkelscherben vermutlich im mittleren 2-stelligen Millionenbereich. Ich hoffe nun, dass die verantwortlichen Stellen in München und Donauwörth sehr schnell agieren um eine weitere Katastrophe zu verhindern.“
In der Marktgemeinde Zusmarshausen hat es neben vielen Häusern im Hauptort und dem Festplatz in Steinekirch besonders den Ortsteil Wörleschwang getroffen. Hier wurden neben Privathäusern auch das Betriebsgebäude der Firma Wipfler komplett überflutet.
Hubert Hegele und Sarah Nuffer schildern im Namen aller überraschend gefasst, die dramatischen Ereignisse. So wurden bereits am Samstag-Mittag erste kleine Dämme gelegt, sodass der erste Höchststand mit Hilfe der Feuerwehr, Nachbarn und Freiwilligen noch gut bewältigt werden konnte. Allerdings gestaltete sich die zweite Flutwelle so katastrophal, dass das Wasser durch die Verengung der Zusam an der Brücke nicht mehr schnell genug weiterfließen konnte und sich immer mehr zurückstaute. Gegen 01:00 Uhr am Sonntag war der Kampf gegen die Wassermassen dann verloren und die Fluten brachen über Mauerwerk, Dämme und Türen ein. Keller und Wohnungen wurden komplett überflutet und das Wasser stand mehr als 16 Stunden lang. Möbel, Türen, Fenster, Böden sind dadurch komplett unbrauchbar geworden. Ganz besonders schlimm sieht es für diejenigen aus, die nicht nur ihre Wohnungen und Häuser renovieren oder neue Möbel anschaffen müssen, sondern für die, die ihre berufliche Grundlage verloren haben. So kann z.B. in einer Physiopraxis die nächste Zeit nicht mehr gearbeitet werden.
Ganz besonders schlimm hat es auch die Firma Wipfler – Fenster und Fassaden GmbH erwischt. Am Samstag drang das erste Wasser ins Produktionsgebäude ein und stand hier auf einer Höhe von 70 cm. Maschinen, Anlagen, Lagerbestände sowie halbfertige Erzeugnisse standen damit im Wasser und wurden großflächig beschädigt bzw haben Totalschaden erlitten. Dank der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und freiwilligen Helfern aus deren Bekanntenkreis konnte zumindest der Wassereintritt im Bürogebäude einigermaßen gering gehalten werden.
Was auch hier besonders bitter für alle ist: die Anwesen an der Zusam sind in der Regel nicht versicherbar. Ein Anlieger: „Die historische gewachsenen Orte bzw die Lage der Häuser sind gleich geblieben, aber die Naturkatastrophen haben deutlich andere Dimensionen erreicht.“
Um all den vom Hochwasser Betroffenen schnell und unkompliziert helfen zu können, haben die Bürgermeister der Gemeinde Altenmünster und der Marktgemeinden Dinkelscherben und Zusmarshausen sich dazu entschlossen, je 50.000,- € bereitzustellt. Auch privat hat bereits jeder der drei Bürgermeister eine Spende in Höhe von 1.000,– € gemacht.
Wenn auch Sie die Betroffenen unterstützen möchten, können Sie Ihre Spende auf folgende Spenden-Konten der jeweiligen Kommune überweisen:
Betroffene in Altenmünster:
Raiba Augburger-Land West eG DE07 7206 9274 0002 5002 99
Betroffene in Dinkelscherben:
Sparkasse Schwaben-Bodensee DE88 7315 0000 0380 2502 33
Raiba Augsburger-Land West eG DE12 7206 9274 0003 2041 38
Bankhaus Hafner DE33 7203 0227 2010 2350 06
PayPal Empfänger: kasse@dinkelscherben.de
Betroffene in Zusmarshausen:
Sparkasse Schwaben-Bodensee DE07 7315 0000 0000 1004 46
Verwendungszweck: Spende Hochwasser
Gerne erhalten Sie eine Spendenbescheinigung. Bitte geben Sie das einfach im Verwendungszweck mit der Angabe Ihres Namen und Ihrer Anschrift an. Das Finanzamt benötigt Spendenbescheinigungen erst ab einer Höhe von 300,– €. Unter 300,– € genügt der Kontoauszug.
Zum Abruf der Mittel finden vom Hochwasser betroffene Bürgerinnen und Bürger ein Formblatt unter den jeweiligen Internetseiten (www.altenmuenster.de, www.dinkelscherben.info oder www.zusmarshausen.de) oder in den Rathäusern. Je Schadensfall ist eine Auszahlung von max. 2.500,– € geplant.
Bürgermeister Bernhard Uhl: „Wir als Bürgermeister fühlen mit den Betroffenen. Deswegen stehen die drei Kommunen bereit und helfen, wo es geht. Der Zusammenhalt und die gegenseitige Hilfe waren beeindruckend.“
(Bildquelle: Andreas Lode)