Start Nachrichten Allgäu: Arbeitsamt, HWK und IHK ziehen Ausbildungsbilanz

Allgäu: Arbeitsamt, HWK und IHK ziehen Ausbildungsbilanz

„Dieses Berichtsjahr 2021/22 hat in zwei Richtungen Rekorde erbracht“, erklärt Maria Amtmann, Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. „Auf der einen Seite haben die Allgäuer Unternehmen uns noch nie so viele Ausbildungsstellen gemeldet – nämlich 6.319 – und auf der anderen Seite gab es mit 3.260 ausbildungssuchenden Jugendlichen noch nie zuvor so wenige Bewerber*innen um einen Ausbildungsplatz. Wir sind den Unternehmen enorm dankbar, dass sie trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten so stark auf Ausbildung setzen – und gleichzeitig nehmen wir ihre Schwierigkeiten wahr, diese Plätze auch besetzen zu können.“ Zum 30. September, an dem das Berichtsjahr der Berufsberatung der Arbeitsagentur endet, waren dementsprechend noch 1.260 Ausbildungsstellen offen, wogegen nur noch 29 für dieses Jahr ausbildungssuchende Jugendliche gemeldet waren. Rein statistisch kommen auf jeden dieser jungen Menschen 43 offene Ausbildungsplätze – ebenfalls ein Rekord.

„Das vergangene Schuljahr lief endlich wieder im Normalbetrieb, und unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater waren so viel wie möglich aktiv vor Ort an den Schulen, um den hohen Beratungsbedarf der Schülerinnen und Schüler decken zu können. Auch die Ausbildungsmessen, die dieses Jahr zum Großteil wieder in Präsenz stattfinden konnten, stießen auf großes Interesse bei den Jugendlichen und ihren Eltern. Wir nehmen wahr, dass auf der einen Seite ein großer Wunsch nach beruflicher Orientierung bei den Jugendlichen besteht, auf der anderen Seite aber durch die Coronazeit – mit vielen ausgefallenen Praktika und berufsorientierenden Veranstaltungen – auch eine hohe Unsicherheit bei ihnen entstanden ist, was der beste Weg für sie sein kann. Dies verstärkt bei ihnen den schon in den letzten zehn Jahren stark angewachsenen Trend, wenn möglich weiter im Schulsystem zu verbleiben und einen möglichst hohen Schulabschluss zu erreichen“, erläutert Maria Amtmann. Für die Betriebe ist dies problematisch: „In Zeiten des Fachkräftemangels versuchen mehr Unternehmen denn je, ihre künftigen Mitarbeiter*innen durch eine hauseigene Ausbildung zu gewinnen – können aber auch ihre Ausbildungsplätze nicht alle besetzen“, so Maria Amtmann.
Marie-Christine Lehr, Leiterin der Kemptener Berufsberatung, fügt hinzu: „Die duale Ausbildung birgt enorme Chancen für junge Menschen. Neben erster Berufserfahrung und eigenem Geld ergeben sich hier sehr gute Karrieremöglichkeiten bis hin zu einem Studium ohne Abitur. Die Betriebe bieten hier mittlerweile sehr gute Wege an, weil sie ihre Lehrlinge gerne im Unternehmen halten möchten. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater zeigen den Jugendlichen und ihren Familien diese Möglichkeiten auf, da diese oft bei den Familien wenig bekannt sind. Dazu holen wir die Jugendlichen möglichst dort ab, wo sie sind – mit Beratungen auf Augenhöhe“.
Zusammen mit den Kammern IHK und HWK gab es in diesem Jahr Aktionstage im Freibad Memmingen und im CamboMare Kempten – um Jugendliche dort zu treffen, wo sie sind. Im Oktober fanden – ebenfalls mit den Kammern – zwei Nachvermittlungstage in den Berufsinformationszentren Kempten und Memmingen statt. Die Veranstaltungen waren gut besucht.
„Es ist auch jetzt noch nicht zu spät, in diesem Jahr noch mit einer Ausbildung zu beginnen“, betonen Maria Amtmann und Marie-Christine Lehr. „Bis kurz vor Weihnachten ist ein Einstieg durchaus noch realistisch. Ausbildungssuchende Jugendlich können jederzeit mit uns Kontakt aufnehmen: wir beraten und vermitteln online per Videoberatung und natürlich im persönlichen Gespräch.“
Die Kontaktdaten der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen: Berufsberatung-Allgaeu@arbeitsagentur.de oder telefonisch unter 0800 4 5555 00 (kostenfrei)

Ausbildungsstellen: so viele wie nie zuvor
Die Zahl der Ausbildungsstellen, die die Betriebe im vergangenen Berichtsjahr (dieses lief vom 01.10.2021 bis 30.09.2022) der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen meldeten, war so hoch wie nie zuvor: es waren insgesamt 6.319 Ausbildungsstellen gemeldet – 380 Stellen bzw. 6,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Davon blieben zum 30. September 1.260 Stellen unbesetzt – 287 Stellen bzw. 29,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Ausbildungsstellenzuwachs erfolgte in fast allen Branchen: die meisten Ausbildungsstellen gehörten zu den Bereichen Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus mit insgesamt 1.945 Stellen (ein Plus von 116 Stellen bzw. 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), gefolgt von Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung mit 1.839 Ausbildungsstellen (ein Plus von 84 Stellen bzw. 4,8 Prozent) sowie Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung mit 837 Stellen (ein Plus von 90 Stellen bzw. 12 Prozent). Einen minimalen Rückgang an gemeldeten Ausbildungsstellen wiesen einzig die Berufsbereiche Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit mit 361 Ausbildungsstellen (ein Minus von 35 Stellen bzw. 8,8 Prozent) und Land-, Forst-, Tierwirtschaft und Gartenbau mit 57 Ausbildungsstellen (ein Minus von 8 Stellen bzw. 12,3 Prozent) auf.

Bei den Ausbildungsberufen war die Spitzenreiterin die Ausbildung zur/m Verkäufer/in (511 Stellen), gefolgt von Kauffrau/-mann im Einzelhandel (403 Stellen), Kauffrau/-mann – Büromanagement (251 Stellen), Industriekauffrau/-mann (224 Stellen) und Industriemechaniker/in (203 Stellen)