Fast genau ein Jahr nach der Eröffnung der Bayerischen Landesausstellung „Stadt befreit“ wurde in Aichach nun die Fortsetzung eröffnet. Unter dem Titel „Stadt im Wandel – vom Mittelalter zur Smart City“ greift sie in einer multimedialen Inszenierung die Stadtentwicklung ab dem 20. Jahrhundert auf und bietet einen Ausblick auf die Planungen des 21. Jahrhunderts. Dabei wird unter anderem der Frage nachgegangen, was Stadtentwicklung in Zeiten gesellschaftlicher Veränderungen und rasant fortschreitender Digitalisierung überhaupt bedeutet? Partner der Stadt Aichach sind das Haus der Bayerischen Geschichte, Bayern 2 und die Lechwerke AG.
Erster Bürgermeister Klaus Habermann verwies in seiner Begrüßung darauf, dass „die Stadt von morgen smart sein wird, aber nicht weniger lebenswert, wie das ja bereits im Mittelalter der Slogan ‚Stadtluft macht frei“ gezeigt hat“. Die neue Ausstellung im Feuerhaus sei eine spannende Zeitreise von der Gründerstadt im Mittelalter bis in die Smart City der Gegenwart und vor allem auch der Zukunft.
Die neue Ausstellung wurde von Sarah Schormair M.A. konzipiert und umgesetzt, die bereits im Projektteam für die Bayerische Landesausstellung dabei war. Sie stellte den Eröffnungsgästen das Konzept der neuen Ausstellung vor, die in nur fünf Monaten auf die Beine gestellt worden war.
In den sechs Ausstellungsräumen werden an ganz konkreten Beispielen die historische, räumliche und strukturelle Entwicklung Aichachs und anderer Städte plastisch und bildhaft dargestellt. Die ersten drei Räume bieten den Besuchern die Möglichkeit, die Entwicklung Aichachs – ausgehend vom Mittelalter bis in die Gegenwart – anhand multimedialer Inszenierungen, Filmen und Texten zu entdecken. In Raum vier und fünf vermitteln Hör-, Medien- und eine Mitmachstation an Beispielen anderer Städte, welche Chancen Stadtentwicklung bieten und in welcher Form sie in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eingesetzt werden kann. Und in Raum 6 ist zu sehen, welche Maßnahmen Aichach auf den Weg zur „Smart City“ umsetzt.
Nach der Zerstörung der Pfalzgrafenburg in Oberwittelsbach 1208/1209 begann der Aufstieg der neuen Siedlung Aichach. Die Zentralität der Burg sei damals auf die Stadt übertragen worden, so Schormair. Im darauffolgenden Jahrhundert florierte Aichach immer mehr und schließlich wurde der Stadt 1347 durch Kaiser Ludwig den Bayern das Münchner Stadtrecht verliehen. Im Mittelalter erlebte Aichach eine Blütezeit, die mit den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges jäh endete.
Um 1900 beschränkte sich das Stadtgebiet noch auf den historischen Stadtkern und die Obere und Untere Vorstadt. Auch mittelalterliche Strukturen wie Stadtmauer, Türme und Tore waren großteils noch vorhanden. Gleichzeitig begann mit dem Bau der Eisenbahn und der Einführung der Elektrizität Aichachs Weg in die Moderne. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich die bisher vom agrarischen Umland geprägte Stadt zum Gewerbestandort. Besonders die 70er Jahre bildeten eine Zäsur. Durch die Eingemeindung der umliegenden Ortschaften wuchs Aichach flächenmäßig um ein Vielfaches. Auch die Gebietsreform von 1972 brachte einschneidende Veränderungen. So wurde Aichach zum Hauptsitz des neuen Landkreises Aichach-Friedberg.
Zeigt das Stadtmodell Aichach im Jahr 1914 noch relativ mittelalterlich geprägt, wird der Besucher am Ende der Ausstellung feststellen, dass das Mittelzentrum inzwischen auf dem Weg zur Smart City ist. Mittlerweile hat sich auch das Verständnis von Stadtplanung gewandelt. Stand früher die autogerechte Stadt im Vordergrund, so sind heute Lebens- und Aufenthaltsqualität der Bürgerinnen und Bürger im Fokus. Mithilfe der Digitalisierung geht der Trend hin zu einer nachhaltigen und lebendigen Stadtentwicklung – zu einer Smart City. Doch was bedeutet Smart City eigentlich? Ist sie gleichzusetzen mit der Digitalisierung oder gibt es noch andere Wege zur Smart City? Antworten darauf bietet die neue Ausstellung im FeuerHaus.
Mit dem ehemaligen Feuerwehrgebäude, günstig am Rande der Altstadt gelegen, ist eine multifunktionale Ausstellungshalle vorhanden, die den nötigen Freiraum für moderne Ausstellungstechnik und multimediale Inszenierungen bietet. Das Gebäude wurde für die Bayerische Landesausstellung 2020 umgebaut und umfangreich umgestaltet. Für die neue Ausstellung „Stadt im Wandel“ werden Teile der Ausstellungsarchitektur und -technik weitergenutzt. Das Haus der Bayerischen Geschichte stellt außerdem einen Großteil der Hardware als Leihgabe zur Verfügung.
Die Ausstellung „Stadt im Wandel – vom Mittelalter zur Smart City“ ist bis 21. November geöffnet Dienstag bis Freitag von 14 – 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 10 – 18 Uhr.
(Bild: Erich Echter / Stadt Aichach)