Osteransprache des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder:
Ostern ist das Fest der Auferstehung und der Hoffnung – aber auch der Familie, der Kinder und der Freundschaft. An Ostern erblüht wieder die Natur und wir wollen nach draußen und unbeschwert die Sonne genießen.
Aber diesmal ist Ostern anders als sonst. Alle sind besorgt, die Zukunft scheint ungewiss. Es gibt keine gemeinsamen Gottesdienste und keine Besuche bei Oma und Opa.
Knapp vier Wochen ist es her, dass ich das erste Mal wegen Corona zu Ihnen gesprochen habe. Vier Wochen, die unser Leben verändert haben. Niemand hat sich das vor kurzem vorstellen können – ich auch nicht. Corona ist ein unsichtbares Virus, das unser Leben sichtbar beeinflusst.
Die ganze Welt kämpft dagegen an. Wir in Bayern auch. Aber es gibt Hoffnung. Unsere Experten sagen: Wir bekommen Corona langsam unter Kontrolle. Die Zahl der Neuinfektionen flacht ab. Erstmals gab es sogar einen Tag mit mehr Genesenen als Neuinfektionen. Ob das so bleibt, muss man beobachten. Aber eines ist klar: Unsere Maßnahmen wirken. Die Strategie ist erfolgreich. Es war richtig, frühzeitig und konsequent zu handeln. Bayern ist bisher vergleichsweise gut durch die Krise gekommen, obwohl wir durch die Nähe zu Österreich und Italien viel stärker betroffen sind als andere Bundesländer.
Durch unseren bayerischen Weg konnten wir nach Aussage unserer Wissenschaftler über 50.000 Infektionen mehr verhindern. Trotzdem gibt es viele Todesfälle. Jeder einzelne schmerzt.
Daher: Wir sind noch nicht über den Berg. Wir müssen weiterhin vorsichtig und umsichtig sein.
Natürlich ist es schade, die Feiertage nicht mit all den Menschen verbringen zu können, die uns wichtig sind. Trotzdem hat der Schutz unserer Gesundheit Priorität. Ich bitte Sie deshalb auch an Ostern um Rücksicht und Geduld.
Versuchen Sie trotzdem, die Feiertage zu genießen. Natürlich dürfen Sie einen Spaziergang machen, auf einer Parkbank die Sonne genießen oder ein Buch lesen. Aber Abstand halten und nicht in Gruppen!
Ostern fällt also nicht aus. Wir müssen es einfach anders feiern als sonst. Vielleicht erkennen wir jetzt, wie wichtig uns unsere Eltern, Großeltern und Freunde sind. Vielleicht sollten wir nicht nur an Ostern an sie denken, sondern sie das ganze Jahr besuchen und uns um sie kümmern.
Nutzen wir diesmal das Internet oder greifen wir wieder einmal zum Telefon und rufen auch Verwandte an, mit denen wir schon länger keinen Kontakt mehr hatten. Sie freuen sich sicher.
Wegen Corona wird es in diesem Jahr leider auch keine traditionellen Gottesdienste geben. Unsere Kirchen haben aber digitale Angebote geschaffen, damit niemand ohne die Frohe Botschaft bleibt. Vielleicht werden diesmal sogar mehr Menschen über das Internet oder das Fernsehen beiwohnen. Und vielleicht ergibt sich daraus auch eine stärkere Verankerung des Glaubens.
Corona ist ein Charaktertest für unser Land. Ich finde, wir haben ihn bisher gut bestanden. Der Zusammenhalt ist größer geworden und viele Menschen wachsen über sich hinaus. Wir erleben jeden Tag großartiges Engagement und Nächstenliebe. Das alles beeindruckt mich sehr und dafür möchte ich herzlich danken.
Mein Dank gilt vor allem den Ärztinnen und Ärzten, Pflegerinnen und Pflegern in den Krankenhäusern und Alten- und Pflegeheimen, aber auch den Kassiererinnen im Supermarkt, den Mitarbeitern bei Bus und Bahn, und natürlich auch unseren Polizisten, Feuerwehren und Rettungsdiensten.
Ich will aber auch ehrlich sein: Wir müssen weiter Geduld haben. Ich kann nicht versprechen, dass sich alles so schnell normalisiert, wie sich das manche wünschen. Ehrlich sein heißt auch, das auszusprechen, was schwerfällt.
Es wird auch nach den Osterferien nicht einfach so weitergehen können wie vorher. Wer zu früh lockert, riskiert einen Rückfall. Ich bitte um Verständnis: Wir lassen keine Experimente mit unserer Gesundheit zu. Solange es keinen Impfstoff oder Medikamente gibt, müssen wir vorsichtig sein.
Wie es weitergeht, werden wir diskutieren. Dabei haben wir alle Maßnahmen im Blick. Wir wägen ab, ob all die Einschränkungen noch angemessen und verhältnismäßig sind. Natürlich wollen wir wieder mehr Freiheit und Normalität – so schnell wie möglich – aber auch so sicher wie nötig.
Wenn uns die Virologen und Mediziner grünes Licht geben, kann es schrittweise Erleichterungen geben, aber mit Umsicht und Vorsicht. Es gibt Bereiche, da kann es schneller gehen, es gibt Bereiche, da wird es sicher länger dauern.
Bis dahin bitte ich Sie noch einmal: Haben Sie Geduld.
Geduld rettet Leben. Ungeduld riskiert Leben. Wir wollen Bayern auch weiterhin behutsam und sicher durch diese schwere Zeit führen. Ich bin optimistisch, dass wir am Ende gut durchkommen. Im Namen der Bayerischen Staatsregierung wünsche ich Ihnen auch ganz persönlich frohe und gesegnete Ostern! Schauen Sie auf sich und Ihre Lieben und bleiben Sie gesund.