Pilotprojekt in Memmingen: Heinrich-Galm-Kindergarten bekommt einen Kindergartenhund – Tiergestützte Pädagogik – Start im September
Rocky ist bald zwei Jahre alt und im Herbst beginnt seine Kindergartenzeit. Er wird den Heinrich-Galm-Kindergarten in der Buxacherstraße besuchen. Und zwar an vier Tagen in der Woche, jeweils zweimal eine Dreiviertelstunde. Denn für Rocky gelten besondere Auflagen, er ist Memmingens erster Kindergartenhund. Wir haben mit Luisa Fischer (29 Jahre), Hundehalterin und Leiterin des Kindergartens, über Rocky, tiergestützte Pädagogik und das geplante Projekt gesprochen.
Wie ist die Idee für einen Kindergartenhund aufgekommen?
Ich bin selbst mit Tieren aufgewachsen und habe das sehr positiv erlebt. In meiner Ausbildung konnte ich dann einen Schwerpunkt auf tiergestützte Pädagogik legen. Wir haben bisher im Kindergartenjahr einen Tag mit Pferden, machen einen Ausflug in den Streichelzoo und hatten auch schon eine Katze da. Ein Kindergartenbegleithund bedeutet natürlich einen regelmäßigeren und engeren Kontakt mit einem Tier. Mit Tieren können Kinder sehr viel Grundlegendes lernen, was wir im Kindergarten vermitteln. Es beginnt bei dem Benennen der Körperteile – Pfote, Schnauze, Schwanz – und sehr wichtig ist der angemessene Umgang mit dem Hund. Wenn Rocky im Raum ist, wissen die Kinder, dass sie leiser sein müssen, sie erinnern sich gegenseitig daran und sind achtsam.
Wie bereiten Sie Rocky auf seine Aufgabe vor?
Ich habe mir mit Rocky eigens einen Labrador zugelegt, eine sehr umgängliche und friedliebende Hunderasse, mit dem Ziel, dass er ein Kindergartenhund werden kann. Im Alter von fünf Monaten begann seine Ausbildung in der Hundeschule – er absolviert ein intensives Training. Jetzt nehme ich ihn schon manchmal mit in die Gruppe, damit er sich langsam an die Kinder gewöhnen kann und die Kinder ihn kennenlernen. Das klappt sehr gut und macht allen viel Freude.
Was sagen die Eltern zu Rocky?
Wir haben das Projekt an einem Elternabend vorgestellt und Resonanz war sehr positiv. Die Eltern sind überwiegend sehr aufgeschlossen dafür. Manche Eltern sind auch noch skeptisch, und da können die Kinder im Herbst jederzeit eine der beiden anderen Gruppen im Haus wählen.
Stellt der Hund nicht auch ein Risiko für die Kinder dar?
Rocky ist sehr gut erzogen und ausgebildet für den Umgang mit Kindern. Durch Rocky haben die Kinder die Möglichkeit, einen Hund kennenzulernen und das richtige Verhalten einem Hund gegenüber zu lernen. Das ist ein enormer Gewinn, vor allem für Familien, die zu Hause keinen Hund haben. Aber ich verstehe, was Sie meinen. Es gab eine Gefahrenbeurteilung von Seiten der Arbeitssicherheit und der Versicherung. Es wird nicht so sein, dass der Hund frei unter den Kindern umherläuft. Rocky bleibt immer an der Leine, er ist eng bei mir und unter meiner Aufsicht. Rocky ist nicht gefährlicher als die Bastelschere oder eine Schaukel.
War es aufwendig, die formalen Voraussetzungen für einen Kindergartenhund zu schaffen?
Ja, definitiv. Zuerst wurde die Idee im Amt für Kindertageseinrichtungen vorgestellt und entschieden. Dann gab es eine Prüfung durch das Veterinäramt, die Arbeitssicherheit und die Versicherung. Und ich habe ein umfassendes pädagogisches Konzept für den Alltag mit Rocky im Kindergarten erstellt. Es ist ein neues Projekt bei uns in der Region. In Rheinlandpfalz gibt es Kindergartenbegleithunde häufiger. Bei uns im Süden kenne ich keinen anderes Kindergartenhund-Projekt.
Wie wird der Kindergartenalltag mit Hund aussehen?
Wir haben drei Gruppen mit jeweils 25 Kindern. Rocky wird vor allem mit den Kindern meiner Gruppe in Kontakt kommen. Das geht immer dann, wenn wir personell voll besetzt sind. Wenn Kolleg:innen wegen Krankheit fehlen, wird Rocky zu Hause bleiben. Anfangs werden wir gezielte Aktionen anbieten, damit immer zwei, drei Kinder den Hund kennenlernen. Wir beobachten bewusst, wie Rocky sich verhält und deuten sein Verhalten. Was heißt es, wenn er die Ohren anlegt oder mit dem Schwanz wedelt? Wir lernen, wie man richtig auf ihn zugeht oder wir gehen auch mal mit ihm spazieren. Die Möglichkeiten sich mit einem Tier zu befassen sind so vielfältig und bereiten viel Freude.